Süddeutsche Zeitung

Landwirtschaft:Bayern braucht mehr Bio-Bauern

Ökologische Lebensmittel finden reißenden Absatz, die Nachfrage steigt stetig. Doch der Umbau der Landwirtschaft verläuft schleppend.

Von Christian Sebald

Die Landtagsgrünen, die ÖDP, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Gregor Louisoder Umweltstiftung fordern die Staatsregierung auf, den Ausbau der Bio-Landwirtschaft deutlich zu beschleunigen. Zwar sei der aktuelle Bio-Boom sehr erfreulich, zumal die Öko-Bauern in Bayern sehr davon profitierten. Das Ziel, 30 Prozent der Agrarfläche in Bayern bis 2030 ökologisch zu bewirtschaften, sei aber noch in weiter Ferne. Deshalb müsse der Freistaat seine Anstrengungen verstärken.

Die aktuell 11 000 Biobauern in Bayern bewirtschaften zusammen ungefähr 385 000 Hektar Äcker und Weiden. Das entspricht gut zwölf Prozent des Agrarlands im Freistaat. Bio-Produkte finden aktuell reißenden Absatz. Allein 2020 ist die Nachfrage um 22,3 Prozent gewachsen.

"Der Bio-Boom unterstreicht abermals: Die Menschen in Bayern sind deutlich weiter als die Staatsregierung", sagt der Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Ludwig Hartmann. "Bio ist sowohl eine große Chance für die Bauern als auch für mehr Arten- und Naturschutz." Auch aus Sicht des LBV-Chefs Norbert Schäffer kann die Landwirtschaft nur mit Bio "zukunftsfest" werden. "Um das 30-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen, benötigen wir auch 30 Prozent der Gelder für Ausbildung und Forschung für Bio", sagt er. "Da ist noch viel Luft nach oben."

Die ÖDP-Politikerin Agnes Becker fordert, "endlich klare Vorgaben für die Verwendung von Bio-Produkten in den Kantinen und Großküchen von Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen." Beckers Einschätzung nach schlingert die Staatsregierung zu sehr zwischen "bio" und "regional" hin und her.

Tatsächlich sagt Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) stets, dass öffentliche Einrichtungen die Hälfte der Produkte in ihren Kantinen und Großküchen aus regionaler Erzeugung beziehen sollen. Wiederum die Hälfte davon sollen Bio-Produkte sein. Als Grund für die Vermengung nennt die Ministerin, dass Bio- und konventionelle Landwirtschaft nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern sich vielmehr ergänzen sollen. ÖDP, Grüne und LBV erwarten dagegen von Kaniber, dass sie sich darauf konzentriert, mehr Bioprodukte aus Bayern in die öffentlichen Kantinen und Großküchen zu bringen.

Laut Claus Obermeier, Vorstand der Louisoder-Stiftung, hat Kaniber dabei bisher viel Zeit ungenutzt verstreichen lassen. Als Beispiel dafür, dass bei der bayerischen Bio-Initiative vieles schneller gehen könnte, führt die Allianz das Nachbarland Österreich an. Ende 2019 gab es dort 24 235 Biobauern, die zusammen 668 752 Hektar Land wirtschaften. Letztes entspricht 26 Prozent der gesamten Agrarfläche in Österreich. Die 30 Prozent Öko-Landbau, die sich Bayern bis 2030 vorgenommen hat, sind in Österreich damit schon fast Wirklichkeit.

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SZ vom 26.04.2021/vewo
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