Aus Sicht der Bundestags-Linken hat sich in Bayern die Gesundheitsversorgung im Langzeittrend verschlechtert - vor allem für Frauen und werdende Mütter. Die Fraktion stützt sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung. Diese listet für die Abteilungen der Gynäkologie und Geburtshilfe gemeinsam und bayernweit rund 4000 Betten für das Jahr 2021 aus. 20 Jahre zuvor gab es hier laut der Statistik noch gut 3600 Betten mehr. Diese Entwicklung sei "schockierend", wird die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Susanne Ferschl in einer Mitteilung zitiert. "Bei der Gesundheitsversorgung auf dem Rücken von Frauen und Kindern zu sparen, ist absolut inakzeptabel."
Die Antwort der Bundesregierung ist Teil eines größeren Fragenpakets, das die Linken-Fraktion eingereicht hat. Darin geht es neben der Gesundheitsversorgung um Geschlechterverhältnisse in der Arbeitswelt und um Kita-Plätze. Demnach ist die Zahl der Krankenhäuser gesunken, von exakt 400 im Jahr 2002 auf 351 im Jahr 2021. Allerdings lässt sich ein ähnlicher Rückgang nicht nur für Bayern, sondern für ganz Deutschland beobachten. Dennoch sei der Schwund im Freistaat vergleichsweise groß, heißt es in einer Auswertung der Fraktion: Jede siebte Klinik, die in besagtem Zeitraum bundesweit schließen musste, habe in Bayern gelegen. Eine Folge: weniger Betten. Ihre Zahl sank abteilungsübergreifend um rund 7000 auf 75 423.
Newsletter abonnieren:Mei Bayern-Newsletter
Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.
Dieser Schwund macht sich in manchen Bereichen wie der Frauenheilkunde offenbar besonders bemerkbar. Andere erfuhren dagegen eine Aufwertung - so etwa die Geriatrie. Hier stieg die Zahl der Betten bayernweit von 229 auf 1414. Und trotz Fachkräftemangels war zuletzt insgesamt mehr Personal im Einsatz: Arbeiteten 2002 gut 128 000 Menschen an bayerischen Kliniken, zählt die Statistik für 2021 rund 155 000 Vollkräfte, ob in der Verwaltung oder im Pflegedienst. Welche Rolle bei alldem die Corona-Pandemie spielte, die die Krankenhäuser und ihre Beschäftigten herausforderte, geht aus den Daten nicht hervor.
Als ein Grund für das Gesamtminus bei Kliniken und Betten gilt der finanzielle Druck, dem sich viele Einrichtungen ausgesetzt sehen. Entlastung will der Bund unter anderem mit einer Krankenhausreform schaffen. Seit Juli liegt hierzu ein Eckpunktepapier vor, das derzeit ausgearbeitet wird, in seiner ursprünglichen Fassung aber vom Freistaat als unzureichend abgelehnt worden ist. Die Länder müssten weiter gestalten können, "welche Krankenhausversorgung regional am sinnvollsten ist", teilte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) damals mit. Bayerische Landräte protestierten ebenfalls gegen die Pläne: Sie fürchten "irreparable Schäden in der akutstationären Grund- und Regelversorgung" und weitere Klinikschließungen im ländlichen Raum.
Ferschl hingegen sieht die derzeitige Versorgungslage auch durch die Politik der Staatsregierung und "mangelnde Investitionen" begünstigt. Umso wichtiger sei es, dass Bund und Länder nun handelten, "um das drohende Krankenhaussterben abzuwenden".