Von Goethe ist der Satz überliefert, das Angenehme auf Reisen sei, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinne. Dem kann wohl eine chinesische Touristin nur zustimmen, die dieser Tage mit einem Mietwagen im Schwäbischen unterwegs war. Die Frau blieb mit dem Auto mitten auf der A 8 liegen. Die Polizei eilte in der Annahme, es sei ein Unfall passiert, zu Hilfe.
Am Ort stellten die Beamten fest, dass es sich weder um einen Unfall noch um eine Panne handelte. Die Touristin kam schlichtweg nicht mit ihrem Mietwagen zurecht. Beim Autovermieter hatte sie einen Wagen mit Automatikschaltung bestellt und stattdessen einen mit Gangschaltung bekommen.
Mit der Technik war sie nicht vertraut. So kam sie auf der Autobahn plötzlich nicht mehr in die Gänge. Unter der Anleitung der Beamten brachte sie das Auto dann zwar wieder vom Fleck, sie fuhr aber derart unsicher, dass sie es schließlich in Friedberg stehen lassen musste. Ein Taxi brachte die Chinesin zu ihrem Hotel.
Auch wenn es keine Probleme mit dem Fahrzeug gibt, kann das Reisen durch Bayern für Touristen eine aufregende, fast nervenzehrende Angelegenheit werden. Der Deutschlandfunk hat jüngst in Erfahrung gebracht, dass Italiener und auch Asiaten regelmäßig bei der Anreise zum Schloss Neuschwanstein auf eine falsche Fährte gelockt werden - von ihrem Navigationssystem.
Die Touristen wollen in ihr Navi als Zielort Füssen eingeben, das bekanntlich zu Füßen des berühmtesten Bauwerks von Ludwig II. liegt. Weil sie aber keine Umlaute kennen, tippen sie: FUSSEN. Und landen dann in Fussen bei Rosenheim. Ein Bauer aus dem 20-Seelen-Weiler berichtet von verzweifelten Menschen, die das Navigationsgerät direkt zu seinem Misthaufen gelotst hat. Der stinkt ungefähr zweieinhalb Stunden Fahrzeit von Neuschwanstein entfernt relativ reizlos vor sich hin.
Jedenfalls entschädigt der Anblick keineswegs für den versäumten Besuch des königlichen Schlosses. Der Bauer hat aus Mitleid mit den verirrten Reisenden inzwischen einen Packen Infozettel ausgelegt, auf denen der Weg von Fussen nach Füssen genau beschrieben ist. Damit die Fahrt dorthin nicht erneut zum Abenteuer wird.