Bayerns frühester WeihnachtsmarktVon der Kerwa direkt ins Winterdorf

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Seit 2004 gibt es das Winterdorf in Bayreuth. (Archivfoto)
Seit 2004 gibt es das Winterdorf in Bayreuth. (Archivfoto) (Foto: Pia Bayer/dpa)

Gut, die Spekulatius stehen schon seit Wochen im Supermarkt. Aber ein Weihnachtsmarkt? Am 15. Oktober? In Bayreuth hat man damit keine Probleme. Ein Erklärungsversuch.

Glosse von Max Weinhold Hernandez

Der Klimawandel verändert die Welt, alte Gewiss- und Gewohnheiten gelten nicht mehr. Der Winter zum Beispiel begann einst nach forschungsdiszplinübergreifendem Konsens im Dezember. Meteorologen verorten seinen Anfang am Monatsersten, wenn statistisch betrachtet der kälteste Zeitraum des Jahres beginnt. Astronomen dagegen orientieren sich am Stand der Sonne.

Wenn diese senkrecht über dem südlichen Wendekreis steht und sie auf der Nordhalbkugel so kurz wie an keinem anderen Tag des Jahres scheint, beginnt für die Planeten- und Sternenkundler der Winter. Heuer ist dies am 21. Dezember der Fall.

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Im Norden Bayerns aber gelten bekanntermaßen nicht selten andere Regeln. Und so haben Erforscher des oberfränkischen Gemüts nach intensiver Empirie die herkömmlichen Definitionen des Winteranfangs bereits vor 21 Jahren außer Kraft gesetzt. Seither wird in Bayreuth bereits am 15. Oktober der erste Weihnachtsmarkt Bayerns eröffnet. Also schon diese Woche.

Nun sind Winter und Weihnachten nicht ohne Weiteres gleichzusetzen, wie in den vergangenen Jahren zunehmend festzustellen gewesen ist. Eine gewisse historische Parallele lässt sich zwischen beiden aber doch ziehen, sodass es sich nicht direkt erschließen mag, warum es bereits Mitte Oktober einen Weihnachtsmarkt braucht, der offiziell den Namen Winterdorf trägt.

Klimabewusstsein? Oder doch eher eine Gemütssache?

Es wäre freilich denkbar, dass die Bayreuther weitsichtig sind und sich der Auswirkungen des Klimawandels bereits bei der Premiere 2004 bewusst waren. Womöglich wollten sie auch frühzeitig sicherstellen, dass man sich trotz wärmerer kalter Jahreszeiten den Winter bewahrt. Wahrscheinlicher sind, ohne ihnen fehlendes Umweltbewusstsein zu unterstellen, andere Erklärungsansätze. Die fallen eher in den Bereich der Gemütsforschung. Ein Winterdorf im Oktober ermöglicht oberfränkischen Volksfestgängern nämlich einen reibungslosen Übergang aus der Kerwa-Saison in die Weihnachtsmarktzeit, was für das Seelenheil nicht zu unterschätzen ist.

Überdies, und auch das dürfte ein gewichtiger Grund sein, verspricht das Winterdorf passable Umsätze. Mehr als 120 000 Menschen kämen Jahr für Jahr zu Besuch, teilen die Veranstalter mit. Wo eine solche Nachfrage herrscht, da ist ein entsprechendes Angebot meist nicht fern. Noch so eine alte Gewissheit. Offensichtlich hat sie sogar Bestand.

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