Bayernheim:Mehr Wohnungen statt Worte!

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Die Hoffnungen, der Freistaat würde mit der Bayernheim in großem Umfang bezahlbaren Wohnraum schaffen, haben sich bislang nicht erfüllt. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Um den Immobilienmarkt zu entlasten, sollte die staatliche Wohnbaufirma 10 000 Wohnungen bis 2025 bauen. Doch davon ist man derzeit weit entfernt: Weil der Bedarf groß ist - und weil es mehr Lösungen bräuchte statt Ankündigungen.

Kommentar von Maximilian Gerl

Im fernen Jahr 2018 gab es einen Moment, da schienen mietpreisgeplagte Großstädter aufatmen zu können. Ministerpräsident Markus Söder kündigte Großes an. Um den besonders in Ballungsräumen angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, werde man eine staatliche Wohnbaufirma namens Bayernheim gründen - und mit ihr 10 000 neue Wohnungen bis 2025 schaffen.

Womit wir im Jahr 2022 wären, das sich einerseits ganz anders anfühlt als 2018, andererseits in einer Sache Beständigkeit bietet: Wohnungen sind weiter knapp und teuer und die geplanten 10 000 vor allem Theorie. Erst 848 davon führte die Bayernheim laut dem Obersten Rechnungshof zum Jahreswechsel im Portfolio. Und das auch nur, weil sie gekauft worden waren, nicht zusätzlich gebaut, wie man es anhand der damaligen Ankündigung hätte vermuten können. Sogar bei der Bayernheim selbst rechnet man offenbar mit einer Zielverfehlung: Deren Chef bat in einem Interview mit einem Immobilienmagazin bereits die Privatwirtschaft um Hilfe.

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Was bleibt also von den schönen Plänen? Für den Moment Ernüchterung. Vielleicht aber ist ihr Grundproblem auch, dass am Ende sogar Erfolg zu wenig Entlastung bringen könnte. Denn unter anderem die Aussicht auf Jobs macht Bayern zum Einwanderungsland. Allein im von Corona geprägten Jahr 2020 zogen 33 238 Menschen mehr her als weg. Vor der Pandemie waren es sogar rund 58 000. Sie alle wollen irgendwo wohnen, am besten bezahlbar. 10 000 Wohnungen sind da nicht nichts, aber halt auch eher nicht genug.

Was außerdem bleibt, ist die lange Liste an Problemen, die Bauen so kostspielig wie langwierig machen. Komplexe Vorschriften, knapper Boden, Immobilien als Spekulationsobjekt, Mangel an Fachkräften und Rohstoffen - lösen kann die Staatsregierung das alles alleine nicht. Trotzdem muss sie sich zu Recht fragen lassen, was sie dagegen unternommen hat. Natürlich gab es ein paar Ideen, so wurde die Bauordnung reformiert; aber der große Wurf war offenbar nicht dabei. Stattdessen rotierte Söder lieber munter im Bauministerium durch, inzwischen sitzt dort mit Christian Bernreiter der vierte Minister seit 2018. Dabei bräuchte es, damit die Menschen in Bayern mal tatsächlich durchschnaufen können, dringend Ankündigungen, die über den Status der Theorie hinauswirken.

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