Streit im BJV:Guttenberg tritt aus Jagdverband aus

Lesezeit: 2 Min.

Philipp zu Guttenberg ist in Wald- und Jägerkreisen hoch geachtet, nicht zuletzt weil er sich in vielen Ehrenämtern für den Wald engagiert. (Foto: Inga Kjer/imago/photothek)

Der prominente Waldbesitzer teilt die Vorwürfe gegen den Jägerpräsidenten Ernst Weidenbusch - dessen Gebaren sei "skandalös".

Von Christian Sebald

Anders als sein Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg, und sein älterer Bruder, der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, dem im Zuge der Plagiatsaffäre um seine Dissertation der Doktortitel aberkannt wurde, führt Philipp Franz zu Guttenberg ein nach außen hin sehr unauffälliges Leben. In Jagd- und Forstkreisen ist der 49-Jährige, der an den Universitäten in Edinburgh und Aberdeen Ökologie und Forstwirtschaft studiert hat, freilich ein bekannter und hoch geachteter Mann. Und zwar nicht nur, weil er weitläufige Wälder in Bayern und der österreichischen Steiermark besitzt und bewirtschaftet. Sondern weil er sich in zahlreichen Ämtern für den Wald und die Waldbesitzer engagiert hat und das nach wie vor tut - in Bayern, aber auch auf nationaler und sogar auf europäischer Ebene. Zugleich gilt er als zurückhaltend und bodenständig.

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Deshalb war die Überraschung in der Szene groß, als sich Guttenberg jetzt offen in den Führungsstreit im bayerischen Jagdverband (BJV) eingeschaltet und klar gegen den Jägerpräsidenten und CSU-Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch positioniert hat. In einem Brief, der der SZ vorliegt, erklärt Guttenberg seinen Austritt aus dem BJV "zum nächstmöglichen Zeitpunkt". Er verfolge mit "wachsendem Entsetzen, wie der BJV regelmäßig mit absurden Anschuldigungen, Angriffen und Kampagnen Waldbesitzer, Bauern und Jäger immer weiter auseinandertreibt", schreibt Guttenberg. Noch nie sei die "Gesprächsbereitschaft zwischen den wesentlichen bayerischen Verbänden mit dem BJV so gestört" gewesen wie heute.

Ein Rehbock läuft in der Morgensonne über eine Wiese. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Guttenberg greift Weidenbusch aber auch direkt an. "Schenkt man diversen öffentlichen Briefen, Austrittsbriefen bis hin zu Strafanzeigen auch nur ein bisschen Glauben, so gelingt es dem Verbandspräsidenten sogar, eine Vielzahl seiner eigenen Mitglieder nachhaltig zu ,verblatten'", schreibt er. "Verblatten" ist ein Begriff aus der Jägersprache und betrifft die Lockjagd auf Rehböcke. Sie findet zum Ende der Paarungszeit des Rehwilds statt. Beim "Blatten" ahmt ein Jäger mit Hilfe eines Laubblatts, eines Grashalms oder einer entsprechenden Apparatur die Fieplaute eines Rehs nach und lockt dadurch den Rehbock herbei. Wer das nicht richtig beherrscht, verscheucht den Bock, den er eigentlich anlocken will. Er "verblattet" ihn.

Wie auch immer, Guttenberg schäme sich "wegen des immer wiederkehrenden skandalösen Gebarens des Präsidenten, Mitglied in diesem Verband zu sein" - daher sein Austritt. Mit seinem Schritt eskaliert der Streit um Weidenbusch einmal mehr. Dem Jägerpräsidenten wird von vielen Jägern vorgeworfen, dass er einen extrem rüden Umgang mit allen Ehren- und Hauptamtlichen im BJV an den Tag lege, die eine andere Weltsicht haben als er. In der Geschäftsstelle sollen eine ganze Reihe Hauptamtlicher gekündigt haben, weil sie diese Art des Umgangs nicht länger hinnehmen wollten. Weidenbusch dementiert die Vorwürfe heftig. Inzwischen arbeiten freilich eine Reihe von Funktionären auf die Einberufung einer außerordentlichen Landesversammlung des BJV hin. Ihr zentraler Tagesordnungspunkt: die Abberufung von Weidenbusch aus dem Präsidentenamt.

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