Landwirtschaft in Bayern:Bauernpräsident Heidl zieht sich überraschend zurück

Bayerns Bauernpräsident Heidl kündigt Rückzug an

Bayerns Bauernpräsident Heidl hat seinen Rückzug angekündigt.

(Foto: dpa)

Nach zehn Jahren an der Verbandsspitze stellt er sein Amt zur Verfügung. Der 61-Jährige hat für und mit dem Verband viele Kämpfe ausgefochten.

Von Christian Sebald

Für Mitarbeiter in seinem engeren Umfeld soll es eine große Überraschung gewesen sein: Am Dienstag hat der Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Walter Heidl, angekündigt, dass er bei den Verbandswahlen im Mai 2022 nicht mehr für das Spitzenamt antritt. Vorab informiert war dem Vernehmen nach nur BBV-Generalsekretär Georg Wimmer.

Für die Mitglieder des Landesvorstands der Landfrauen und der BBV-Präsidentenkonferenz, denen Heidl seine Entscheidung nach einer Sitzung bekannt gegeben hat, kam sie angeblich völlig unerwartet. Es gibt freilich Beobachter, die seit einiger Zeit eine gewisse Zermürbung bei Heidl festgestellt haben wollen. Beides wäre wenig verwunderlich angesichts der Vielzahl von Konflikten um die Landwirtschaft und vor allem unter den Bauern selbst.

Heidl, der mit seiner Frau in Rahstorf (Kreis Dingolfing-Landau) einen Schweinezucht- und -mastbetrieb führt, ist seit 2012 Präsident des BBV. Die Entscheidung für seinen Rückzug sei "über längere Zeit gereift", heißt es in seiner Erklärung. Er verstehe sie als "seinen persönlichen Beitrag zur Verjüngung im Bauernverband". Mit ihrer frühen Bekanntgabe deutlich im Vorfeld der Verbandswahlen wolle er für Klarheit sorgen. Die Gremienwahlen des BBV finden in fünfjährigen Turnus statt und beginnen im Oktober 2021 mit den Wahlen auf Ortsebene. Für ehrenamtliche Funktionäre gilt eine Altersgrenze mit 65. Heidl ist 61 , er hätte locker noch eine Periode als Präsident amtieren können. Es war offenkundig allgemein damit gerechnet worden, dass Heidl dies auch tun will.

Andererseits sollen den Agraringenieur die vielen Konflikte um die Landwirtschaft und unter den Bauern immer stärker belastet haben. Paradebeispiel ist das überaus erfolgreiche "Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen" vor zweieinhalb Jahren. Viele Bauern und vor allem viele BBV-Funktionäre werfen Heidl immer noch vor, dass er im Streit um das neue Naturschutzgesetz und andere Neuerungen infolge des Volksbegehrens zu nachgiebig gewesen sei und deshalb die Interessen der Landwirtschaft zu kurz gekommen seien. Auch was die Debatten um das Tierwohl oder den Grundwasserschutz anbelangt, müsse Heidl viel entschiedener dagegen halten, konnte man oft im BBV hören.

Heidl wird denn auch immer wieder dafür verantwortlich gemacht, dass sich viele Landwirte zumindest zeitweise vom BBV abgewendet haben. Die großen Bauern-Kundgebungen gegen die Agrarpolitik im Herbst 2019 etwa fanden losgelöst vom BBV statt. Auf der anderen Seite hat die über Jahrzehnte einzigartig enge Verbindung des BBV zur CSU sehr gelitten. Zuletzt hat die Partei den BBV nicht einmal mehr zu einer Experten-Anhörung über das Tierwohl eingeladen. Heidl soll das sehr geschmerzt haben. Und Agrarministerin Michaela Kaniber hat Heidl angeblich regelrecht verstört, als sie unlängst die Bauern per Regierungserklärung aufgefordert hat, die umstrittene Anbindehaltung von Rindern aufzugeben.

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