Bahnverkehr:Sperrungen, Verspätungen, Chaos

Bahnverkehr: Zugfahren ist zurzeit dank es Neun-Euro-Tickets recht beliebt. Wenn sie denn fahren.

Zugfahren ist zurzeit dank es Neun-Euro-Tickets recht beliebt. Wenn sie denn fahren.

(Foto: Florian Peljak)

Die Bahnstrecke nach Garmisch könnte noch bis Mitte August gesperrt bleiben. Auch auf anderen Abschnitten gab es zuletzt Probleme - und Sperrungen.

Von Maximilian Gerl

Wer dieser Tage mit dem Zug nach Garmisch fahren will, sitzt im Bus. Der Abschnitt bei Burgrain, wo am 3. Juni eine Regionalbahn entgleiste, fünf Menschen starben und Dutzende verletzt wurden, ist zwar geräumt, aber weiter gesperrt. Und er könnte das womöglich noch für längere Zeit bleiben. Eine Wiederinbetriebnahme ist "frühestens am Dienstag, 16. August, möglich" - so steht es zumindest in einem Schreiben, das an die örtlichen Politiker ging, seinen Weg aber am Freitag doch in die Öffentlichkeit fand. Denn: Der gesperrte Abschnitt wird immer noch den Behörden untersucht. "Wir sind auf die Staatsanwaltschaft angewiesen", sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB). Sobald diese die Strecke freigegeben habe, könne man mit den letzten Instandsetzungsarbeiten beginnen.

Sicher ist also nicht, dass die Strecke Mitte August wieder frei sein wird - auch wenn sich die Ermittlungen am Ort des Geschehens dem Vernehmen nach langsam dem Ende zuneigen sollen. Sicher, weil sichtbar ist aber, dass es derzeit an etlichen Stellen des großen Getriebes Eisenbahn knirscht und knarzt. Unternehmen wie Fahrgäste berichten von neuen Langsamfahrstellen, Verspätungen und immer wieder auch Streckensperrungen.

So ging am Mittwochabend zwischen Peißenberg und Schongau plötzlich "nichts mehr", wie die dort verkehrende Bayerischen Regiobahn (BRB) in einer Mitteilung notierte: Der Abschnitt im Netz Ammersee-Altmühltal sei seitens des Infrastrukturbetreibers DB Netz bis mindestens Montag, 18. Juli, für den Zugverkehr gesperrt worden. Dies stehe wohl auch im Zusammenhang mit der von der DB angekündigten Überprüfung und gegebenenfalls Auswechslung von deutschlandweit rund 200 000 Betonschwellen - "was die Befürchtung nahelegt, dass es diesen Sommer noch zu mehreren Sperrungen kommen wird".

Tatsächlich führt die DB nach eigenen Angaben "ein umfangreiches Inspektions- und Austauschprogramm bei Betonschwellen" durch. Diese Arbeiten erfolgten vorsorglich, da im Zusammenhang mit dem Unfall bei Garmisch-Partenkirchen "auch Schwellen eines bestimmten Bautyps von den ermittelnden Behörden geprüft werden", heißt es in einer Mitteilung des Staatskonzerns. Bis zur Erneuerung der Schienen würden die Züge über die betroffenen Stellen mit geringerer Geschwindigkeit fahren; in einzelnen Fällen können Streckenabschnitte auch gesperrt werden. Für die daraus resultierenden Umleitungen und Fahrtzeitverlängerungen "bittet die DB alle Reisenden um Verständnis und Entschuldigung".

Oberleitungsschaden in Landshut

Allerdings sind es nicht nur vermutete oder tatsächliche Probleme am Oberbau, die derzeit immer wieder Fahrpläne durcheinander bringen. In Landshut etwa legte am Donnerstagnachmittag ein Oberleitungsschaden den Schienenverkehr weitgehend lahm. Zwei Züge, die deshalb bei hohen Temperaturen in der Nähe des Landshuter Hauptbahnhofs liegen geblieben waren, mussten laut Deutscher Presseagentur geräumt werden.

Die Freiwillige Feuerwehr Landshut versorgte demnach rund 750 Passagiere mit Wasser und brachte sie zum Bahnhof. Mehrere Menschen mussten zudem wegen der Hitze in den Zügen medizinisch versorgt werden. Die Streckensperrung dauerte am Freitag an, Bahnen aus München, Regensburg und Passau endeten vorzeitig. Um den Schaden zu beheben, müsse ein Kilometer neuer Fahrdraht montiert, verknüpft und gespannt werden, sagte ein DB-Sprecher.

Laut bayerischem Verkehrsministerium spielt bei mancher Verspätung derzeit auch der große Andrang auf Regionalbahnen eine Rolle - des Neun-Euro-Tickets wegen. Man bemerke jedenfalls "zunehmende Haltezeitüberschreitungen", also Verzögerungen beim Ein- und Ausstieg aufgrund hoher Fahrgastzahlen. Und nicht zuletzt der Mensch selbst ist immer wieder eine Herausforderung für die Fahrpläne. Eine Auseinandersetzung um eine fehlende Maske sorgte etwa am Donnerstagabend in einem Regionalexpress gen Nürnberg für Verzögerungen.

Nach Angaben der Bundespolizei machte ein angetrunkener 55-Jähriger einen Jugendlichen auf dessen fehlenden Mund- und Nasenschutz aufmerksam. Die beiden gerieten in Streit, wurden handgreiflich. Das Zugpersonal musste schließlich die Bahn bei Rottendorf (Landkreis Würzburg) stoppen und die Polizei rufen. Ein freiwilliger Alkoholtest ergab beim 55-Jährigen einen Wert von 1,6 Promille. Nach etwa einer halben Stunde durften er und der 17-Jährige mit dem Zug weiterfahren. Die Polizei ermittelt nun gegen beide wegen gegenseitiger Körperverletzung.

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