Was lässt sich nicht alles lernen an der Universität: Biologie etwa oder Mathematik, Germanistik oder Geschichte. Doch einen Studiengang hat die akademische Welt vernachlässigt, obwohl er in den kommenden Wochen dringend benötigt würde: Fahrplanologie. Denn angesichts all der Ersatzfahrpläne, die wegen Baustellen während der Sommerferien auf Bayerns Bahnstrecken gelten, dürfen Laien verzweifeln. Oft versteht man nur Bahnhof – ohne zu wissen, wie man selbigen erreichen soll.
Das Baustellenportal der Deutschen Bahn kündigt zum Beispiel online eine baubedingte Fahrplanänderung wie folgt an: „Zugausfall und Ersatzverkehr München Hbf/München Flughafen Terminal–Landshut (Bay) Hbf/Regensburg Hbf (verschiedene Abschnitte) sowie veränderte Fahrtzeiten und zusätzliche Halte“. Klar, wer auf den so ausgeschriebenen Hinweis drückt, erhält eine Vielzahl an erläuternden Details – etwa, dass es wiewohl auch weniger Halte gibt (Gündlkofen entfällt, aber nur für die RB 33) oder dass manche Züge manchmal fahren, andere nicht, dafür Busse, die wiederum unterschiedliche Stopps bedienen. Ob man die Konsequenzen für die Reiseplanung in dem Moment wirklich erfassen kann, ist die andere Frage. Viel Spaß jedenfalls allen, die sich zwischen 29. Juli und 5. August durch das Gleisnadelöhr zwischen Landshut und der Landeshauptstadt fädeln.
Die Bahn-Pessimisten – ob mit oder ohne Abschluss in Fahrplanologie – könnten nun sagen, dass es egal ist, was im Baustellen-Fahrplan steht. Schon der reguläre sorgt ja gerne für Verzweiflung. Und das nicht nur, weil regelmäßig Probleme mit der maroden Infrastruktur alles durcheinander bringen. Längst teilen viele Menschen das Gefühl, dass auf der Schiene gerade schiefgeht, was schiefgehen kann. Als eindrucksvoller Beleg für diese These darf ein Missgeschick aus Immenstadt gelten. Dort blieb, so hat es die Allgäuer Zeitung dokumentiert, neulich ein Dieselzug liegen, weil man vergessen hatte, ihn aufzutanken.
Wie weiter also? Leider ist das Ausweichen aufs Auto nur bedingt eine Option, die Stauprognosen zum Ferienstart lassen ebenfalls Nervenstrapazen erwarten. Seriös ist eigentlich nur eine Strecke in den Sommerurlaub zu empfehlen: Bett – Kühlschrank – Couch und zurück.