Mehr Züge mit Strom statt mit Diesel: Um die Elektrifizierung des Eisenbahnverkehrs um Augsburg und im Allgäu voranzubringen, will der Freistaat dort die Planungen für Oberleitungen und Ladestationen in Auftrag geben. Das hat das bayerische Verkehrsministerium am Dienstag aus Anlass eines Bahntreffens in Augsburg mitgeteilt. Eigentlich sei der Bund für die Schieneninfrastruktur zuständig, sagte Minister Christian Bernreiter (CSU). Nun aber wolle man „in Vorleistung“ gehen und in Schwaben „alle Linien auf elektrischen Betrieb oder Akku-Züge umstellen“. Die Alternative Wasserstoffantrieb kommt dagegen laut der Mitteilung vorerst nicht in Betracht: unter anderem wegen „zu hoher Risiken“.
In jedem Fall ist der Handlungsdruck in Schwaben groß. Vor allem im Allgäu verkehren mangels Oberleitungen vielerorts Züge mit Dieselantrieb – der aber laut bayerischer Elektromobilitätsstrategie bestenfalls bis 2040 auf der Schiene der Geschichte angehören soll, auch dem Klima zuliebe. Ein Gutachten sollte daher untersuchen, wie in der Region eine Dekarbonisierung gelingen könnte. Vereinfacht soll die ohnehin angedachte Elektrifizierung von Neu-Ulm nach Kempten bis Oberstdorf verlängert werden. Damit wäre die Illertalbahn dann durchgehend elektrisch befahrbar.
Auf anderen Strecken sollen Akkutriebwagen pendeln. Diese laden ihre Batterien auf, indem sie Ladestationen in Bahnhöfen und einzelne elektrifizierte Abschnitte nutzen. Dazu sollen unter anderem die Strecken zwischen Augsburg und Bobingen, Buchloe und Biessenhofen sowie Weilheim und Peißenberg Oberleitungen erhalten.
Laut Verkehrsministerium will der Freistaat noch in diesem Jahr die Infrastruktur-Tochter der Deutschen Bahn, die DB Infrago, mit den weiteren Planungen beauftragen. Bis zum Start etwaiger Umbauarbeiten an den Strecken dürfte es allerdings dauern, zu viele technische Details sind noch auszutüfteln. Akkuzüge brächten etwa tendenziell höhere Achslasten mit, heißt es im Gutachten. In einem weiteren Schritt sei daher zu prüfen, inwiefern bei den einzelnen Strecken zusätzliche Baumaßnahmen nötig seien.
Für Bayerns Wasserstoff-Pläne ist die Ankündigung ein weiterer Rückschlag. Als größter Befürworter der Technologie gilt in der Staatsregierung Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Doch der Aufbau einer Wasserstoffindustrie kommt nicht recht voran. Stattdessen mehren sich die Zweifel, inwiefern das Element mit dem Kürzel H₂ hierzulande den Schienenverkehr sinnvoll ergänzen kann. Um mehr darüber für Bayern herauszufinden, läuft seit Dezember zwischen Augsburg und Füssen ein Probebetrieb mit einem Brennstoffzellenzug. Den Ergebnissen greift das nun veröffentliche Gutachten in Teilen vor: Es habe gezeigt, „dass die Kombination von Akku- und Wasserstoffantrieb in einem Fahrzeug technisch sehr aufwendig“ wäre, teilt das Verkehrsministerium mit. „Zudem kann der kostenintensive Aufbau einer Versorgungs- und Betankungsinfrastruktur für Wasserstoff entfallen.“ Im Gutachten selbst heißt es hierzu: Solange unter anderem nicht geklärt sei, welche Betriebskosten für die Wasserstoffinfrastruktur anfielen, bestünden „insbesondere erhebliche Risiken bezüglich Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit“.