Freizeit in BayernWie man sich beim Baden in See und Fluss richtig verhält

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Was gibt es Schöneres an heißen Tagen als eine Abkühlung in einem der bayerischen Seen oder Flüsse? Wichtig ist, dabei ein paar entscheidende Regeln zu beachten.
Was gibt es Schöneres an heißen Tagen als eine Abkühlung in einem der bayerischen Seen oder Flüsse? Wichtig ist, dabei ein paar entscheidende Regeln zu beachten. (Foto: Johannes Simon)

Bei der sommerlichen Hitze versprechen Bayerns Seen und Flüsse eine erholsame Abkühlung. Doch jeden Sommer geraten Schwimmer und Wassersportler in Not oder ertrinken sogar. Wer ein paar Regeln einhält, kann die Erfrischung gefahrlos genießen.

Von Franziska Jahn

Die Sonne knallt, das Wasser lockt. In ganz Bayern stehen bei Ausflüglern Flüsse und Badeseen dieser Tage hoch im Kurs. Sie versprechen Abkühlung, wo sonst nur Hitze wartet. Doch sie bergen auch Gefahren. Im vergangenen Jahr starben 70 Menschen beim Baden und Schwimmen in bayerischen Gewässern, 2023 waren es 62. Zwar hat in diesem Jahr die Badesaison gerade erst begonnen, trotzdem gibt es laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bereits 15 Ertrunkene.

Damit die erhoffte Erfrischung in Flüssen, Seen und Weihern nicht zum Albtraum wird, gibt es einige Regeln zu beachten. Michael Förster von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erklärt, wie man sicher und wohlbehalten durch den Bade-Sommer kommt.

Nur körperlich fit zum Schwimmen gehen

Nur, wer sich körperlich fit fühlt und gesund ist, sollte zum Schwimmen gehen. Insbesondere ältere Menschen mit Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems seien gefährdet, sagt Förster. „Wenn sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall im Wasser beim Schwimmen bekommen, ist die Gefahr des Ertrinkens groß. Da gehen sie sang- und klanglos unter, ohne dass es jemand bemerkt.“ Er empfiehlt Seniorinnen und Senioren daher, vor dem Schwimmen mit ihrem Arzt zu sprechen.

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Nach dem Besuch im Biergarten sei es verführerisch im See oder Fluss Baden zu gehen, „weil da ist die Stimmung einfach gut“. Davon rät Förster jedoch dringlichst ab. Menschen, die Alkohol getrunken haben, können Risiken schlechter einschätzen und überschätzen gleichzeitig häufig ihre eigene Kraft. Vor allem bei jungen Männern zwischen 20 und 30 käme es unter Alkoholeinfluss besonders häufig zu Badeunfällen.

Die alte Baderegel „Nach dem Essen nicht ins Wasser gehen“ sei laut Förster ebenfalls zu beachten: „Von einer Tüte Pommes ertrinkt man nicht gleich.“ Aber längere Strecken sollte man mit vollem Magen auf keinen Fall schwimmen. „Da ist man einfach nicht im vollen Besitz seiner Kräfte.“

Nicht allein zum Baden fahren

Grundsätzlich hält Förster es für sinnvoll, nicht allein zum Baden zu fahren: „Dann kann man sich gegenseitig im Auge behalten.“ Kinder sollten von ihren Eltern stets im Auge behalten werden, „sie haben schließlich die Aufsichtspflicht“. Können die Kinder noch nicht sicher schwimmen, sollten die Eltern sogar immer in Griffweite sein und sich „auf keinen Fall vom Handy ablenken lassen“.

Eigenschaften des Gewässers kennen

Nur in Gewässern, an denen kein Schwimmen-Verboten-Schild steht, darf man baden. „Die Schilder haben ihren Sinn. Die zu ignorieren, kann sehr gefährlich werden“, meint Förster.

Bevor Badende in den See oder Fluss springen, sollten sie wissen, welche Eigenschaften das Gewässer hat. Geht es steil oder flach in den See oder Fluss? Gibt es eine Strömung, die ich beachten muss? Wie fühlt sich der Boden in dem Wasser an? Wann fällt das Ufer ab? „Das alles kann ich beobachten, wenn andere Badegäste ins Wasser gehen und dann sehe, wie sie sich verhalten“, sagt der Ehrenamtliche.

Am Starnberger See könne man zum Beispiel sehr weit hineingehen und das Wasser reiche trotzdem bloß zu den Knien. Das Gegenteil sei häufig bei Steilufern an künstlich angelegten Baggersehen der Fall. Dort fällt das Ufer zunächst langsam ab und dann plötzlich sehr steil und mehrere Meter tief. „An dieser Stelle sind Nichtschwimmer in Lebensgefahr, wenn man sich vorher nicht drauf eingestellt hat. Man sackt ab und wird nicht mehr gesehen“, so Förster.

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In Flüssen zu baden, sei gefährlicher als in einem See. Hier ist die Strömung zu beachten. „Die Geschwindigkeit der Strömung kann einem die Beine wegziehen und mitreißen. Oder man gerät in einen Strudel oder Wirbel im Fluss, der einen nach unten zieht“, erklärt Förster. Am Ufer könne man sich dann häufig nicht mehr gut festhalten. Das sei jedoch bei jedem Fluss unterschiedlich. Es gilt: Solange das Wasser noch bis zu den Knien geht, ist es noch nicht sehr gefährlich. Förster empfiehlt, sich daher lieber Schritt für Schritt vorzuwagen.

Außerdem sei bei Flüssen die Regel zu beachten, die schon Kinder lernen: nicht in ein unbekanntes Gewässer springen. „Weil man nicht weiß, ob es tief genug ist zum Reinspringen und es besteht Verletzungsgefahr an Steinen, Felsen oder Einbauten aus Beton von Brücken, die übers Wasser führen“, sagt Förster.

Langsam an das kühle Wasser gewöhnen

Vor dem Schwimmen gilt, sich im Schatten aufzuhalten. Wer völlig erhitzt in einen kalten See oder in einen noch kälteren Fluss springt, der riskiert einen Kälteschock. Förster empfiehlt daher, Schritt für Schritt ins Wasser zu gehen und sich dabei abzufrischen, also Arme, Beine und den Oberkörper mit Wasser zu bespritzen. So kann sich der Körper auf die Kälte des Wassers vorbereiten.

Auf SUP, Motor- und Paddelboot eine Schwimmweste tragen

Zwar wirken Stand-up-Paddle-Boards (SUP), Motor- und Paddelboote wie sichere Inseln auf dem Wasser, trotzdem sollte man immer eine Schwimmweste anhaben, wenn man auf dem Wasser unterwegs ist, auch „wenn man dann den Körper natürlich nicht so schön zeigen kann. Fehlende Schwimmwesten sind eine häufige Unfallursache“, meint Förster. Sollte das eigene SUP oder Boot kentern und man sich dabei verletzen, sei die Weste wichtig, um sich ohne viel Anstrengung über Wasser halten zu können.

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Um Hilfe rufen und winken, wenn die Kraft ausgeht

Kentert das Boot und man hat keine Schwimmweste an oder beim Schwimmen geht einem die Kraft aus, dann sei lautes Rufen und mit den Armen winken sinnvoll, um andere Badegäste auf sich selbst aufmerksam zu machen. Ist Hilfe unterwegs, empfiehlt Förster sich auf dem Rücken treiben zu lassen und durch möglichst wenig Bewegung Kraft zu sparen.

Unsichere oder Nichtschwimmer sollten nur in Gewässern schwimmen gehen, die als ausgewiesene Badeplätze eingerichtet sind. Dort sind Rettungsstationen angesiedelt, deren Rettungsschwimmer im Ernstfall helfen können.

Die bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) engagierten Frauen und Männer üben regelmäßig Einsätze, um jederzeit für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Die bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) engagierten Frauen und Männer üben regelmäßig Einsätze, um jederzeit für den Ernstfall gerüstet zu sein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Anderen helfen und Rücksicht nehmen

Wenn man vom Ufer aus beobachtet, dass eine Person im Wasser Hilfe benötigt, sollte man einen Notruf absetzen (112), sagt Förster. „Die Leitstelle ist direkt mit den einzelnen Rettungsstationen verbunden und erreicht die schneller, als wenn man selbst zur Rettungsstation läuft. Je nach Lage kann das eine weite Strecke sein.“ Auch andere Badegäste sollte man auf die hilfsbedürftige Person im Wasser aufmerksam machen. „Vielleicht ist da jemand dabei, der sich zutraut, die Person abzuschleppen.“ Dabei greift man der hilfsbedürftigen Person unter die Achseln und zieht sie rücklings ans Ufer.

Auch wenn man selbst bereits im Wasser ist und eine hilfsbedürftige Person bemerkt, sollte man versuchen zu helfen, indem man die Menschen am Ufer durch lautes Rufen und Winken auf sich aufmerksam macht. Ist man selbst im Schwimmen und Retten unsicher, empfiehlt Förster von der hilfsbedürftigen Person Abstand zu halten: „Damit die sich nicht an einem selbst festhält und möglicherweise dann mit unter Wasser zieht.“ Trotzdem könne man die Person ansprechen und versuchen, sie zu beruhigen, bis Hilfe angelangt ist.

Am Badestrand sei es wichtig, sich immer mal wieder umzusehen und zu prüfen, ob andere Menschen in Gefahr sind. Förster sagt: „Meiner Erfahrung nach sind die Menschen in Bayern ungeheuer hilfsbereit. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen vor Ort sind, die sofort und kompetent helfen.“

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