Bayerische GeschichteNeue Namen für Straßen und Plätze gesucht

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2022 tauschte die Stadt Augsburg Schilder aus: Statt einem Arzt, der an NS-Zwangssterilisationen beteiligt war, gedenkt man dort nun der Opfer.
2022 tauschte die Stadt Augsburg Schilder aus: Statt einem Arzt, der an NS-Zwangssterilisationen beteiligt war, gedenkt man dort nun der Opfer. (Foto: Ulf Vogler/dpa)
  • Der Landesverein für Heimatpflege sucht Vorschläge von Bürgern für neue Straßennamen in Bayern, um Personen zu ehren, die sich um die Demokratie verdient gemacht haben.
  • Eine Fach-Jury aus drei Geschichtswissenschaftlern soll die Vorschläge prüfen, um sicherzustellen, dass die neuen Namensgeber keine dunklen Kapitel in ihrer Biografie haben.
  • Straßenumbenennungen führen oft zu Kontroversen und hohen Kosten, da alle Anwohner ihre Adressen vom Reisepass bis zum Internet-Konto ändern müssen.
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Wenn Städte und Gemeinden Straßen umbenennen wollen, brauchen sie neue Vorschläge. Jetzt können Bürger ihre Ideen für neue Vorbilder einreichen.

Von Nina von Hardenberg

Sollte eine Straße heute noch Dr.-Mack-Straße heißen? In Augsburg entschied man sich 2022 für eine Umbenennung, nachdem eine Kommission nachgewiesen hatte, dass der Mediziner Max Ludwig Mack (1909–1966) in der Nazi-Zeit an Zwangssterilisation beteiligt gewesen war. Ähnliche Diskussionen gibt es in vielen bayerischen Städten und Gemeinden. Und wo immer man sich für eine Umbenennung entscheidet, muss ein neuer Name her.

Der Landesverein für Heimatpflege will hier helfen und eine Positiv-Liste mit Vorschlägen erarbeiten. Er hat dafür die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Namensgeber für Straßennamen in Bayern vorzuschlagen. Dabei soll es sich um Frauen und Männer handeln, die sich um die Demokratie in Bayern verdient gemacht haben. „Es gibt in unserer Geschichte herausragende Frauen und Männer, die vorbildlich für unsere Demokratie und für unser Land wirkten“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Olaf Heinrich. „Sie wollen wir mit unserer Aktion finden.“

In Augsburg entschied man sich, die Straße nach zwei Kindern zu benennen, die bei den von den Nationalsozialisten als Euthanasie bezeichneten Verbrechen ermordet wurden. Statt der Täter gedenkt man dort nun der Opfer. Eine andere Möglichkeit ist es, an diesen Orten neue Helden zu feiern. „Straßen, Plätze und Schulen eignen sich bestens, um an Vorbilder zu erinnern“, sagt der Geschäftsführer des Landesvereins, Rudolf Neumaier.

Um sicherzugehen, dass die neuen Namensgeber selbst kein dunkles Kapitel in ihrer Biografie haben, will der Landesverein die Vorschläge von drei namhaften Geschichtswissenschaftlern prüfen lassen. Der Fach-Jury gehört Martina Steber an, die stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin ist und zugleich Professorin für Neueste Geschichte an der Universität Augsburg. Straßennamen seien wie ein Geschichtsbuch sagt sie. Städte und Gemeinden verständigten sich darin über ihre gemeinsamen Werte.

Es gäbe viele Menschen zu entdecken, sagt Ferdinand Kramer. Der Vorsitzende der Kommission für bayerische Landesgeschichte an der bayerischen Akademie der Wissenschaften ist ebenfalls Teil der Jury. Das dritte Mitglied ist Bernhard Löffler, Inhaber des Lehrstuhls für bayerische Landesgeschichte an der Universität Regensburg. „Wenn wir Straßen oder Schulen nach historischen Personen benennen, werden sie zu Orten unserer oft sehr kontrovers diskutierten Erinnerungskultur“, mahnte er. Entsprechend behutsam müsse man vorgehen.

Tatsächlich haben Straßenumbenennungen in der Vergangenheit zum Teil zu erheblichen Verwerfungen geführt. In Garmisch-Partenkirchen etwa verhinderten zornige Bürger die Umbenennung der Hindenburgstraße mit einem Bürgerentscheid. Die deutsche Geschichte lasse sich nicht mit der Änderung von Straßennamen revidieren, argumentierten damals die Gegner. Die Bürger ärgern dabei auch die Kosten, die mit so einer Umbenennung einhergehen. Sämtliche Anwohner müssen ihre Adressen ändern, vom Reisepass bis zum Internet-Konto.

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