Augsburg:Im Abraxas wird bald wieder Theater gespielt

Abraxas

Das Kulturhaus Abraxas in Augsburg.

(Foto: Ruth Plössel)

Lange war das Kulturhaus von alten Militärgebäuden umgeben. Doch inzwischen wird die Reese-Kaserne zum neuen Wohnviertel.

Von Hannah Friedrich, Augsburg

Der neue Boden ist verlegt und schwarz lackiert, die Wände sind ebenfalls schwarz gestrichen. Nur die Stühle im Zuschauerraum fehlen noch, ansonsten ist das Augsburger Abraxas-Theater bereit für seine Wiedereröffnung am 2. Oktober. Nach vier Monaten Umbau wird an der Sommestraße dann wieder Theater gespielt, als Konstante mitten in einem Stadtteil, der sich stark verändert.

Das Programm richtet sich vor allem an eine Zielgruppe: "Wir sind quantitativ gesehen der wichtigste Spielort für Kinder- und Jugendtheater", sagt Gerald Fiebig, der Leiter des "Kulturhauses Abraxas", zu dem das Theater gehört. Außer den meisten Veranstaltungen für junge Zuschauer in Augsburg biete das Abraxas eine professionell ausgestattete Bühne, die jeder mieten könne. Außerdem beherbergt das Kulturhaus unter anderem das Augsburger Kinder- und Jugendzentrum, Künstlerateliers, Übungsräume für Bands und ein Restaurant mit Biergarten.

Seit 1995 betreibt die Stadt Augsburg das Abraxas. Die Innenausstattung ist teilweise noch deutlich älter. "Der Boden war so alt wie das Haus selber, also 80 Jahre", sagt Fiebig. Höchste Zeit für den Umbau. Außer dem Boden bekam das Theater eine neue Tribüne, von der aus die Zuschauer auf die ebenerdige Bühne hinunterblicken können. Die Sitzplätze sind nun für einen besseren Brandschutz durch eine Metallkonstruktion erhöht, zuvor war alles aus Holz. Neue Stühle gibt es bei der Gelegenheit auch, und die Scheinwerfer werden an neuen Stangen aufgehängt, sodass sie künftig vom Boden aus nach oben und unten gekurbelt werden können. Früher habe immer jemand auf eine sieben Meter hohe Leiter steigen müssen, um die Beleuchtung zu ändern, erzählt Fiebig. Das neue System mache die Arbeit nicht nur leichter, sondern auch sicherer.

Auch um das Abraxas herum wird groß umgebaut. Das Kulturhaus liegt auf dem etwa 42 Hektar großen Areal der ehemaligen Reese-Kaserne. Die führe Militäranlage der US-Streitkräfte ist mittlerweile im Besitz der Stadt, eine ebenfalls stadteigene Treuhänderfirma baut das Gelände um: Es entwickelt sich gleichsam ein neues Viertel innerhalb des Stadtteils Kriegshaber. 513 Wohnungen sind nach Angaben des Augsburger Baureferats bisher entstanden, in ihnen leben rund 1200 Menschen. Bis 2022 sollen 280 Wohnungen folgen, bis 2027 sind weitere 400 bis 450 geplant.

Deren Bewohner wollen versorgt werden: Unter anderem will die Stadt einen Supermarkt, einen Drogeriemarkt und eine Bäckerei ansiedeln. Zwei zusätzliche Kindertagesstätten und eine Realschule soll es ebenfalls geben. "Besonderes Augenmerk" lege die Stadt auf den neuen Reese-Park. Teile davon sind bereits angelegt, insgesamt soll er einmal 16 Hektar groß werden. Fertig sind unter anderem eine Anlage für Skater, ein Kraft- und Muskelparcours und ein Beachvolleyballfeld.

Augsburg: Der Skatepark ist schon fertig.

Der Skatepark ist schon fertig.

(Foto: Wohnbaugruppe Augsburg/oh)

Der Park und andere Planungen, die Beseitigung von Schadstoffen, die Abbruch- und sonstigen Umbauarbeiten haben dem Augsburger Baureferat zufolge bislang 41,8 Millionen Euro gekostet. Der Umbau des gesamten Reese-Areals könnte bis Mitte oder spätestens Ende des kommenden Jahrzehnts abgeschlossen sein.

Das Abraxas profitiere vom Wandel des Stadtviertels, sagt Leiter Gerald Fiebig. Die Gebäude auf dem Kasernenareal seien wie ein Keil gewesen, der Kriegshaber teilte. "Jahrzehntelang musste man ewig weit drum herum laufen", das Abraxas sei wie eine Insel gewesen. Das sei jetzt anders: Nun könnten Besucher einfach durch den Reese-Park laufen. So kämen mehr Menschen zufällig vorbei, sagt Fiebig, es gebe mehr Laufkundschaft. Zuvor habe das Abraxas nur Besucher gehabt, die extra für Kultur und Essen hierher gefahren seien. Potenzielle neue Besucher seien auch die vielen Bewohner des neuen Viertels, genau wie die Kinder in der Tagesstätte, die direkt neben dem Abraxas eröffnen soll.

Kreativität gibt es in Kriegshaber nicht nur im Abraxas: Im sogenannten Kulturpark West in der direkten Nachbarschaft hat sich eine Künstlerszene mit Ateliers und Übungsräumen für Musiker und Tänzer angesiedelt. Eine lange Zukunft hat sie jedoch nicht mehr: Die Gebäude sollen abgerissen werden, die Künstler müssen weichen. Sie ziehen unter anderem auf das Gelände des Gaskessels im benachbarten Stadtteil Oberhausen. Einige haben den Kulturpark bereits verlassen.

Abraxas Theater

Das Kulturhaus Abraxas und sein Theater (hier im Bild) gehörten einst selbst zur Kaserne, die gerade Wohngebiet wird.

(Foto: Ruth Plössel)

Ein Verlust für Kriegshaber? Gerald Fiebig nimmt es nicht so schwer: "Es ist jetzt nicht so, dass es das Stadtteilbild so geprägt hat, dass es jetzt total grau werden würde." Die Künstler seien ja gar nicht weit weg. So bilde sich statt dem bisherigen "großen Kreativcluster" an einem Ort nun eine "Kreativachse" zwischen dem Abraxas und dem neuen Künstlerstandort. Eine "große Chance" findet Fiebig: "Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf."

Der Stadtteil verändert sich deutlich, so viel ist sicher. Das modernisierte Theater aber wird von den Abrissbirnen verschont. "Das Abraxas bleibt auf Dauer," sagt Gerald Fiebig.

Zur SZ-Startseite
Kuka

Wirtschaft
:Augsburg brummt

Zwar bauen Großunternehmen wie Premium Aerotec massiv Stellen ab, aber die Wirtschaft ist stark und es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Das liegt an den dem breiten Branchenmix und den zahlreichen Mittelständlern, die oft händeringend nach Fachkräften suchen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: