Nach einer Warnung vor Antisemitismus im Umfeld des bundesweit einmaligen Augsburger Friedens-Feiertages haben die Verantwortlichen eine umstrittene Veranstaltung abgesagt. Zunächst hatten am Mittwoch die FDP und andere davor gewarnt, dass wegen des eingeladenen Referenten bei einem Vortrag antisemitische Aussagen drohten. Die Veranstaltung "Rechtsruck in Israel" hatte die Stadt Augsburg in das Kulturprogramm zu ihrem "Hohen Friedensfest" aufgenommen. Um Schaden von der Stadt abzuwenden, werde der Vortrag nun aus dem Programm genommen und zu einem späteren Zeitpunkt angeboten, teilte am Abend die Augsburger Friedensinitiative mit. Die Initiative gehört mit anderen Gruppen zu den Veranstaltern des Vortrags.
Der zum Thema angekündigte Referent falle in Internet-Blogs "regelmäßig durch allzu pauschale Kritik am Staat Israel und dessen jüdischer Bevölkerung" auf, hatte zunächst FDP-Stadtrat Lars Vollmar kritisiert. Nach einem Bericht der Jüdischen Allgemeinen gab es von weiterer Seite entsprechende Kritik, auch von der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sagte der Zeitung, dass das Bekenntnis des Friedensfestes zum friedlichen Miteinander durch die Veranstaltung "entwertet" werde.

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Die Stadtverwaltung verwies darauf, dass sie selbst nicht Veranstalter des Vortrags sei. Das Rahmenprogramm entstehe "partizipativ gemeinsam mit den verschiedensten zivilgesellschaftlichen Initiativen der Stadtgesellschaft". Die Stadt distanziere sich "ausdrücklich von Antisemitismus und Rassismus", hieß es in einer Erklärung am Mittwochabend.
Das Augsburger Friedensfest am 8. August ist ein offizieller Feiertag, an dem Fabriken, Büros und Geschäfte in der schwäbischen Großstadt geschlossen bleiben. Der spezielle Feiertag führt dazu, dass Augsburg die meisten Feiertage Deutschlands hat. Vor dem Fest wird regelmäßig ein großes Kulturprogramm angeboten. In diesem Jahr hatte es bereits einen politischen Streit um die Ausrichtung des Programms gegeben, letztlich wurde ein umfangreiches Angebot unter dem Motto "Kreativität" angekündigt.
Am 25. Juli war in diesem Rahmen der Israel-Vortrag geplant. In dem Programm der Stadt hieß es dazu, in der Regierung Israels gebe es "nun auch Vertreter der radikalen Rechten, die offen für eine Annektierung der palästinensischen Gebiete eintreten. Zudem werden Rechtsstaat und Demokratie weiter demontiert, nun nicht mehr "nur" gegen Palästinenser*innen gerichtet". Die FDP forderte deswegen von Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) "mehr Sorgfalt" bei der Auswahl des von der Stadt verantworteten Programmes.
Der Feiertag geht auf das Jahr 1650 zurück, als die Protestanten in der Stadt erstmals ihre im Augsburger Religionsfrieden (1555) formulierte und im Westfälischen Frieden (1648) errungene Gleichberechtigung mit der katholischen Kirche feierten. Heute steht der Stadtfeiertag insbesondere für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen und anderer Gruppen in der Stadt. Augsburg bezeichnet sich deswegen auch als "Friedensstadt".