Naturschutz:In den Ammergauer Alpen lebt jetzt ein Wolfspaar

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Vermutlich nur Durchzügler. Dennoch stellt sich die Frage, was der Nachweis eines Wolfes im Süden Münchens für Menschen bedeutet. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Seit Wochen wird darüber spekuliert, jetzt ist der Nachweis da. Bekommt das Paar Nachwuchs, wäre es das erste Rudel in den bayerischen Alpen. In der Region Garmisch dürfte der Streit um die Raubtiere schärfer werden.

Von Christian Sebald, Oberammergau

Seit Wochen mutmaßen die Bauern und Jäger im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, dass bei ihnen etliche Wölfe unterwegs sind und es demnächst ein Rudel in der Region geben wird. Jetzt ist zumindest eines offiziell: In den beiden Landkreisen hat sich am Jahresanfang ein Wolfspaar niedergelassen. So kann man es auf der Internetseite des Landesamts für Umwelt nachlesen. Wie das bei den Raubtieren üblich ist, haben die Fähe und der Rüde in der Ranzzeit zueinandergefunden. Deshalb ist es gut möglich, dass sie zwischen April und Juni Nachwuchs bekommen. Das wäre dann das erste Rudel in den bayerischen Alpen und das fünfte insgesamt in Bayern.

Das Wolfspaar ist in der Gegend um Oberammergau bis hinaus in den Pfaffenwinkel unterwegs. Im Süden seines Streifgebiets liegen die Ammergauer Alpen. Das ist ein eher stiller, wenig frequentierter Gebirgsstock mit viel Wald und ungestörten Rückzugsräumen, wie es Wölfe brauchen. Außerdem leben dort viel Rotwild, Rehe und in den höheren Lagen Gämsen, sodass die Raubtiere ausreichend Beute machen können. Bislang verhält sich das Wolfspaar unauffällig. Zwar wurde es offenbar einige Male gesichtet, aber es sind weder Angriffe auf Schafe, Ziegen oder andere Nutztiere bekannt. Allerdings sind in der kalten Jahreszeit kaum Nutztiere draußen, die diesjährige Weidesaison beginnt gerade erst.

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Das Fähe, die offiziell GW3050f heißt, ist offenbar erst in die Region gekommen. Ihr erster genetischer Nachweis anhand ihrer Losung stammt vom 13. Oktober 2022. Das Weibchen ist demnach aus einem Rudel aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet zugewandert. Das Männchen oder GW2187m wurde das erste Mal am 31. Januar dokumentiert - als es bereits gemeinsam mit dem Weibchen unterwegs war. Der Rüde stammt ebenfalls aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet.

Mit dem Paar streifen bis zu vier Wölfe in der Region Garmisch-Partenkirchen herum. Bei den beiden anderen handelt es sich um Männchen mit den offiziellen Namen GW2973m und GW3088m. Die letzten Nachweise der beiden sind freilich bereits länger her, sie stammen vom 19. Februar diesen Jahres beziehungsweise vom Jahreswechsel. Vor allem GW3088m könnte bereits weitergezogen sein.

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Der Streit um die Raubtiere dürfte weiter an Schärfe gewinnen

Mit der offiziellen Klassifikation der Region Garmisch dürfte der Streit dort um die Raubtiere an Schärfe gewinnen. Der Garmischer Landrat Anton Speer (FW) hatte kürzlich bei der Regierung von Oberbayern offiziell und förmlich pauschale Erleichterungen für den Abschuss der streng geschützten Raubtiere beantragt. Er begründet das damit, dass vor allem die Almen mit ihren zum Teil extrem steilen Weiden nicht geschützt werden können. Am Dienstag erneuerte Speer die Forderung. "Wir brauchen diese Möglichkeit unbedingt, und zwar jetzt", sagte er. "Wenn im Mai alle Schafe auf den Bergweiden stehen und die ersten Wolfsangriffe passieren, ist es zu spät."

Im Oberland stößt Speers Forderung auf große Zustimmung. Dieser Tage befürwortet eine Gemeinde nach der anderen per Gemeinderatsbeschluss den Antrag des Landrats. In dem benachbarten Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es ebenfalls Bestrebungen, sich der Forderung anzuschließen. Gleichwohl ist es zweifelhaft, dass Speers Antrag Aussichten auf Erfolg hat. Der Wolf zählt zu den am strengsten geschützten Tieren überhaupt. Abschüsse sind nur in Ausnahmen möglich, vor allem wenn eine konkrete Gefahr für Leib und Leben von Menschen besteht, und dann auch nur nach genauer Prüfung des jeweiligen Falls.

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