Vom Aussterben bedroht:Spektakulärer Fund im Naturwald

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Der Palpenkäfer Saulcyella schmidtii ähnelt einer gelbbraunen Ameise und ist gerade einmal einen Millimeter groß. (Foto: Lech Borowiec/LWF)

Erstmals seit 65 Jahren können Wissenschaftler in Bayern wieder einen extrem seltenen Palpenkäfer nachweisen. Was die Entdeckung im Landkreis Kelheim über die Artenvielfalt verrät.

Von Christian Sebald, Elsendorf

Der Palpenkäfer Saulcyella schmidtii ist gerade mal einen Millimeter winzig, er ähnelt einer gelbbraunen Ameise und ist so selten, dass er noch nicht einmal einen deutschen Namen hat. Der letzte Nachweis liegt gut 65 Jahre zurück, er gelang 1957 in einem Waldstück nahe Haag in Oberbayern. Kein Wunder also, dass Saulcyella schmidtii auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht geführt wird. Doch jetzt haben Wissenschaftler der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) wieder ein Exemplar entdeckt - in dem Naturwaldreservat Damm, das im südlichen Landkreis Kelheim nahe der Ortschaft Elsendorf liegt.

Für Biologen ist der Nachweis eine kleine Sensation. Und zwar in zweierlei Hinsicht. "Zum einen zeigt er, dass gerade unsere naturnahen Wälder Heimat für eine Vielzahl seltener und sogar extrem seltener Arten sind", sagt Markus Blaschke, der an der LWF für die Naturwälder in Bayern zuständig ist. "Und zum anderen macht er klar, dass unsere Wälder auch heute noch nicht wirklich erforscht sind und wir immer wieder Neues in ihnen entdecken, wenn wir nur genau genug hinsehen."

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Palpenkäfer haben ihren Namen von den markanten letzten Gliedern ihrer Fühler, den sogenannten Palpen. In Mitteleuropa gibt es etwa 125 verschiedene Arten davon. Allesamt sind sehr klein, sie werden maximal zwei Millimeter groß. Bisher ist nur wenig über die Winzlinge bekannt. Sie leben am Boden und in alten, oft morschen Laubbäumen und scheinen eine gewisse Vorliebe für Bäume mit Ameisennestern zu haben. In der Hauptsache ernähren sie sich von Milben. Aber auch das ist nicht gänzlich gesichert.

Das Naturwaldreservat Damm ist genau so ein Lebensraum, wie ihn Arten wie Saulcyella schmidtii brauchen. Das 76 Hektar große Waldstück im Hügelland im südlichen Landkreis Kelheim wird seit mehr als 30 Jahren nicht mehr bewirtschaftet. In ihm stehen viele alte Kiefern und Buchen, unter ihnen auch eine ganze Reihe absterbende und morsche. Das Naturwaldreservat ist bekannt für seinen Vogelreichtum. Neben zahlreichen Singvögeln kann man hier auch den Schwarzspecht und Sperlingskauz beobachten. Der Nachweis von Saulcyella schmidtii gelang bei einer systematischen Artenerkundung, die alle fünf Jahre in Damm stattfindet. Das Exemplar flog in eine spezielle Falle, die Forscher dabei aufstellten.

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