Kritik am Biotop-Ausweisung:"Wir sind enttäuscht"

Kritik am Biotop-Ausweisung: Lebensraum für Bienen und andere Insekten: In Bayern sollten nach dem Volksbegehren zur Artenvielfalt mehr Flächen als Biotop ausgewiesen werden - der Opposition geht es aber zu langsam voran.

Lebensraum für Bienen und andere Insekten: In Bayern sollten nach dem Volksbegehren zur Artenvielfalt mehr Flächen als Biotop ausgewiesen werden - der Opposition geht es aber zu langsam voran.

(Foto: Monika Skolimowska/dpa)

15 Prozent des offenen Landes sollen geschützt werden, das hat die Landesregierung nach dem Artenschutz-Volksbegehren zugesagt. Auf neun Prozent kommt sie nun - und zählt dabei aber großzügig Grünflächen mit.

Ein Biotopverbund von 13 Prozent der offenen Landschaften im Freistaat war eine zentrale Forderung des "Volksbegehrens Artenvielfalt - Rettet die Bienen". Nach dem großen Erfolg der Initiative vor gut zwei Jahren haben Staatsregierung und Landtag sie getoppt und im Naturschutzgesetz verankert, dass der Biotopverbund sogar 15 Prozent des Offenlands umfassen soll.

Umso größer ist nun die Ernüchterung bei ÖDP, Grünen und Landesbund für Vogelschutz (LBV) über den ersten "Statusbericht Biotopverbund Bayern", den Umweltminister Thorsten Glauber (FW) jetzt vorgelegt hat. "Wir sind enttäuscht", sagt ÖDP-Politikerin Agnes Becker, die das Volksbegehren initiiert hatte. "Wenig Konkretes, dafür viel ,sollte' und ,könnte'."

Ein Biotopverbund ist ein weitläufiges Netzwerk aus geschützten Flächen und soll helfen, die Bestände von seltenen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.

In Glaubers zwölf Seiten kurzem Statusbericht werden hauptsächlich alle möglichen gesetzlichen und fachlichen Grundlagen für den Verbund aufgezählt. Außerdem konstatieren die Autoren, dass das vorhandene Netzwerk aus geschützten Flächen im Freistaat bereits neun Prozent des Offenlands umfasse. Dafür haben sie alle Naturschutzgebiete, Nationalparks und anderen Schutzgebiete in Bayern zusammenzählt. Für die Erweiterung des Netzwerks nennen die Autoren vor allem drei Bespiele: die Randstreifen an Gewässern, Flächen an Straßen und anderen Verkehrswegen sowie Waldränder. Die Agrarlandschaften in Bayern, in denen der Artenverlust besonders dramatisch ist, werden allenfalls kurz und eher beiläufig thematisiert.

Der Grünen-Chef im Landtag, Ludwig Hartmann, ist sehr verärgert. "Der Bericht ist eine Aneinanderreihung des Nicht-Wissens, Nicht-Könnens und Nicht-Wollens", schimpft er. "Wenn wir die Artenvielfalt erhalten wollen, brauchen wir eine exakte Darstellung des Netzwerks - als Karte und sauber aufgelistet." Auch die ÖDP-Frau Becker fordert "deutlich mehr Substanz und klare Qualitätskriterien". Die große Chance, die ein Biotopverbund für die Natur biete, "darf nicht vermurkst werden". Norbert Schäffer vom LBV erinnert daran, dass die Staatsregierung den Biotopverbund nach dem großen Erfolg des Volksbegehrens fest zugesagt hat. "Mit weniger werden wir uns nicht zufriedengeben", sagt er. Umweltminister Glauber verteidigt den Bericht. "Seine klare Botschaft ist: Die Grundlage für die Vernetzung wertvoller Lebensräume in Bayern ist da", sagt er. "Jetzt müssen wir sie zügig voranbringen."

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