Erst knallt es, dann steigt eine Rauchwolke über dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg auf. Befehle hallen über das Areal, Soldaten springen von einem Panzer, Polizisten in schwerer Schutzausrüstung rücken an: Was ein bisschen nach Katastrophenfilm aussieht, ist die gemeinsame Terrorabwehr-Übung „Roadtex 2025“ von Polizei und Bundeswehr am Donnerstag in der Oberpfalz.
Bei dem fiktiven Szenario geht es um einen Anschlag auf einen Militärkonvoi während einer Truppenverlegung an die Ostgrenze der Slowakei. Ein ziviler Transporter durchbricht eine Absperrung und rast auf einen Rastplatz, auf dem Soldaten und Polizisten gerade eine Pause einlegen. Der Wagen rammt einen Militärlaster, mehrere Polizeibeamte und Soldaten werden verletzt. Einer der Täter liegt bewusstlos im Fahrzeug, ein anderer ist auf der Flucht. Alles nur gespielt, natürlich.

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Sekunden entscheiden nun darüber, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert: Sanitäter der Bundeswehr errichten im Schutz eines gepanzerten Eagle-Fahrzeugs einen sogenannten Casual Collecting Point, an dem Verwundete versorgt werden. Währenddessen rücken Polizisten mit 20 Kilogramm schwerer Ausrüstung an, um den Flüchtigen zu stellen. Später übernehmen Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz die weiteren Maßnahmen.

Insgesamt 120 Einsatzkräfte sind an der Übung beteiligt. Neben dem Hauptszenario mit dem Transporter werden in verschiedenen Formaten weitere Bedrohungslagen simuliert, die den Militärkonvoi behindern – etwa Blockadeaktionen, Drohnensichtungen und Hackerangriffe. Was hier geübt wird, ist jedoch mehr als ein taktisches Manöver. Es geht um die Frage, wie Deutschland auf immer komplexere Bedrohungen in einer angespannten Weltlage reagiert – von Cyberattacken bis hin zu Terroranschlägen.
Vor Kurzem wurden am Münchner Flughafen und am Fliegerhorst Erding Drohnen gesichtet. Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der sich am Donnerstagmorgen selbst ein Bild von der Übung macht, sagt: „Angesichts der aktuellen Veränderungen in der internationalen Sicherheitslage ist es besonders wichtig, dass wir uns gut auf die Gefahren vorbereiten. Gemeinsame Übungen von Polizei und Bundeswehr sind im Kampf gegen Bedrohungen wichtiger denn je.“

Übungen wie Roadtex finden seit 2017 regelmäßig in der Anti-Terror-Übungsreihe „Terrorism Exercise“ (Tex) der bayerischen Polizei und des Bundeswehr-Landeskommandos in Bayern statt. Bayern war das erste Bundesland, das in großem Maßstab die Kooperation zwischen Polizei und Bundeswehr bei komplexen Terrorlagen erprobt hat. Nach der Auftaktübung 2017 folgten eine weitere Großübung 2018 und mehrere regionale Szenarien – zuletzt die „Alpentex 2023“ im Gebirge und die „Maintex 2024“ in Würzburg, bei der es galt, chemische, biologische, radiologische und nukleare Waffen unschädlich zu machen. Durch das kontinuierliche Üben wollen die Einsatzkräfte lernen, wie sie ihre Arbeit besser aufeinander abstimmen können.

Doch die aktuelle Übung hat auch internationale Dimensionen. Als Nato-Bündnispartner beteiligt sich Deutschland regelmäßig an derartigen Formaten, um im Krisenfall schnell reagieren zu können – etwa bei Truppenverlegungen an die Nato-Ostflanke, erklärt André Bodemann, stellvertretender Befehlshaber des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin. Im Fall einer konkreten Bedrohung durch Russland sollen sich die Einheiten dort verteidigungsbereit zeigen und einen Angriff abschrecken. „Es geht darum, dass wir schnell handeln können – heute haben wir gesehen, wie wichtig es ist, dass das gut funktioniert“, sagt Bodemann.
Auch Innenminister Herrmann zeigt sich zuversichtlich: „Die Kooperation von Polizei, Bundeswehr und Rettungskräften wird immer enger, besser und professioneller.“ Die Tex-Reihe solle daher fortgeführt werden. Ebenfalls zufrieden zeigt sich Thomas Schöniger, Präsident des Polizeipräsidiums Oberpfalz: „Was uns heute hier vereint, ist weit mehr als eine bloße Übung. Es ist der feste Wille, gemeinsam Sicherheit und Vertrauen in unsere Gesellschaft nachhaltig zu stärken.“

