Mitten in Bayern:Der Wurstsemmlinger von Amberg

Wurstsemmel

Symbolbild des Corpus Delicti: Eine handelsübliche Wurstsemmel.

(Foto: iStockphoto.com)

Eine stillose Form des Protests ist das Werfen mit Lebensmitteln. Bisher wurden dafür vor allem Eier und Torten benutzt. In der Oberpfalz hat nun ein Mann ein anderes Wurfgeschoss benutzt.

Kolumne von Andreas Glas

Um das direkt mal klarzustellen: Vom Stil her ist es nicht okay, einen Menschen mit Lebensmitteln zu bewerfen. Die Leute tun es trotzdem, meistens aus Protest. Zu den Klassikern gehört das rohe Ei, das auf Politikeranzügen zerschellt, manchmal sogar auf Kanzleranzügen. Egging heißt diese Protestform, die laut Wikipedia auch mit hart gekochten oder faulen Eiern betrieben werden kann. Noch ein Klassiker: der Tortenwurf, in Fachkreisen Pieing genannt.

Berühmte Sahnetortenopfer sind Unternehmer Bill Gates, Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg. Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch wurde sogar schon zweimal "getortet", wie man im Neudeutschen sagt. Wiederum in Großbritannien hat zuletzt der Trend des Milkshakings Schlagzeilen gemacht. Prominentestes Opfer: Nigel Farage, Chef der Brexit Party. Geschmacksrichtung des Milchmischgetränks auf seinem Anzug: Banane-Salzkaramell.

Eine neue Protestform kommt nun aus Bayern. Aus der Oberpfalz, um genau zu sein. Dort wollte ein Mann eigentlich nur nach Hause gehen, in seine Wohnung in einem Amberger Mehrfamilienhaus. Aus zunächst unerklärlichen Gründen konnte er seine Wohnung aber nicht finden. Da es Nacht war und der Mann polternd durchs Treppenhaus irrte, rückten Polizisten an. Sie forderten ihn auf, das Haus zu verlassen. Doch statt zu gehen, protestierte der Mann und schleuderte ein Wurfgeschoss nach den Polizisten. Kein Ei, keine Torte, keinen Milchshake, sondern: eine Wurstsemmel. Zum Glück verfehlte der Mann den Polizisten, den er wurstsemmeln wollte. Die Beamten nahmen den Mann fest, der wehrte sich mit Tritten und Schlägen - was selbstredend nicht nur stillos war, wie das Wurstsemmling, sondern ziemlich primitiv und noch dazu gefährlich. Als die Polizisten den Wurstsemmelwerfer unter Kontrolle hatten, nahmen sie ihn die restliche Nacht in Gewahrsam.

Ach ja, das Rätsel um die verschwundene Wohnung ist inzwischen gelöst. Dass der Mann seine Wohnung nicht finden konnte, lag einerseits an seinem stattlichen Alkoholpegel. Und anderseits daran, dass er sich an der Tür geirrt hatte. Der Wurstsemmelwerfer wohnt im Haus nebenan.

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