Altötting:Auch beim Karteln geht's um die Wurst

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An den Kartlern ist die Ehrung mit dem Wurstkranz vorbeigegangen. (Foto: dpa)

Bei den Schützen bekommt der Zweitplatzierte traditionell einen Kranz aus Würsten um den Hals gehängt. Schafkopf-Spieler in Altötting durften nun eine interessante Abwandlung der Idee erleben.

Von Matthias Köpf

Unter Bayerns Schützen wird schon seit geraumer Zeit immer mal wieder darüber diskutiert, ob das mit den Wurstkönigen und ihren Wurstkränzen wirklich noch in die Zeit passt. So halten es führende Funktionäre im Bayerischen Sportschützenbund längst für überholt, den Zweitplatzierten beim Königsschießen Ketten aus Würsten umzuhängen, vermutlich schon wegen all der Veganer unter den Schützen und wegen zahlreicher weiterer Gründe.

Andere erachten das alles aber weiterhin für zeitgemäß, weil es immer schon so gewesen sei, wobei "immer schon" in dem Fall die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg umfasst. In solchen scheinbar ausweglosen Situationen soll schon mancher im Marienwallfahrtsort Altötting eine segensreiche Lösung gefunden haben. Im konkreten Fall lautet diese Lösung: Biermarken, Brotzeitmarken und eine Runde Schnaps.

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Dabei waren es gar keine Schützen, die da in der Hoffnung auf Wundersames nach Altötting gepilgert wären. Andererseits: Vielleicht war schon auch der eine oder andere Schütze dabei am Samstag. Schließlich haben immerhin 112 Spieler am Schafkopfturnier der Altöttinger CSU im Bierzelt der Hofdult teilgenommen. Und der Vorletzte unter den Kartenspielern hat im Osten Oberbayerns eben traditionsgemäß einen Wurstkranz zu erhalten.

Nur war dieser Kranz am Samstag einfach nicht mehr aufzufinden, obwohl er doch im Kühlschrank der Bierzeltküche bereitgelegen war. Das Personal hatte die Trophäe inzwischen zu Wurstsalat verarbeitet, wie der Alt-Neuöttinger Anzeiger anschließend berichtete. Demnach ließ die Festwirtin für den Vorletzten stattdessen Bier- und Brotzeitmarken springen, die eifrigen Küchenhelfer spendierten Schnaps, alle waren zufrieden.

Ein Wurstsalat ist sowieso nicht das Schlechteste, was man mit so einer Trophäe machen kann, und die ganze Wurstkranzdebatte hat die Schafkopfszene offenbar noch gar nicht erreicht, womöglich mangels eines richtigen Dachverbands. Wenn es bei den Kartlern um die Wurst geht, dann eher um die Frage, ob diese nicht doch lieber der Letzte bekommen sollte. Doch da könnte es sich einer leicht machen und absichtlich verlieren. Die Schafkopfer haben also vorgelegt. Auskarteln müssen die Schützen ihren Wurststreit am Ende selber.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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