Unter Bayern:Aiwanger und der D-Day

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Hubert Aiwanger will mit seinem Freien Wählern in den Bundestag einziehen – dafür hat er bereits Kandidaten erwählt. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Der Freie-Wähler-Chef gerät zunehmend unter Druck wegen eines internen Dokuments. Der Vorwurf: die Spezi-Koalition mit der CSU platzen lassen zu wollen.

Glosse von Roman Deininger

München, 29. November. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger gerät in der Diskussion über einen möglichen Bruch der bayerischen Spezi-Koalition mit der CSU immer stärker unter Druck. Die Freien Wähler (FW) bestätigten am Freitag die Echtheit eines internen Dokuments, das sich unter der Überschrift „D-Day“ mit Ausstiegsszenarien für die FW beschäftigt. Aiwanger wies jedoch zurück, dass der Begriff „D-Day“ den Zeitpunkt des Spezi-Aus bezeichne. Das „D“ stehe für Dingolfing, so Aiwanger. Am „Dinglfing-Day“ treffe man sich ein Mal in jedem Winter in Dingolfing in der Stockhalle zum Eisstockschießen. Aiwanger: „Es ist Winter. Wo ist die Nachricht?“

Aus FW-Kreisen verlautete, das D-Day-Papier sei ohnehin nicht innerhalb der Partei entstanden, sondern von Aiwangers „politisch und historisch interessiertem“ Bruder Helmut geschrieben und nur an ausgewählten Schulen verteilt worden. Hubert Aiwanger bestätigte lediglich, dass Helmut Aiwanger 2025 erstmals selbst für den Bundestag kandidieren werde, im Wahlkreis Landshut. In drei weiteren bayerischen Wahlkreisen sollen demnach bislang unbekannte Vierlingsbrüder des FW-Chefs antreten: Hieronymus Aiwanger in Deggendorf, Hilario Aiwanger in Straubing und Hogan Aiwanger in Schwandorf. „Drei Direktmandate sind überhaupt kein Problem“, sagte einer der Brüder der Passauer Neuen Presse. „Zur Absicherung“ würden in den Wahlkreisen Erding, Freising und Fürstenfeldbruck noch die Kabarettistin Monika Gruber beziehungsweise ihre Zwillingsschwestern Marcella und Marybelle kandidieren.

FW-Generalsekretärin Susann Enders betonte, die Freien Wähler hätten immer deutlich gemacht, dass ein Ende der Spezi-Koalition von der Bereitschaft der CSU zu einer „echten Wirtshauswende“ abhänge. Die „D-Day-Ablaufpyramide“, die sich in dem umstrittenen Dokument findet, werde „schrecklich dramatisiert“, so Enders. Die „Phase 4“ mit dem Titel „Offene Feldschlacht“ sei zum Beispiel keine Drohung an die CSU, sondern laufe bereits ganz regulär seit November 2018. Hubert Aiwanger distanzierte sich allerdings ausdrücklich von der „Wortwahl“ des Dokuments: „Einen Begriff wie ,Narrativ’ würde ich niemals verwenden.“ Auf seinem gemeinsamen X-Account mit Helmut, Hieronymus, Hilario und Hogan Aiwanger schrieb er, die Bedeutung des Dinglfing-Day-Papiers werde aufgebauscht: „Da sind sogar die Memoiren vom alten Schlachtross aufregender.“

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