Hochschule und Forschung:Ein neues Agrarzentrum in Freising-Weihenstephan

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Der Campus Weihenstephan zählt zu den ersten Adressen für Agrarwissenschaftler. Nun sollen die einschlägigen Lehr- und Forschungseinrichtungen dort eng kooperieren. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Freistaat will die Zusammenarbeit zwischen TUM, Hochschule Weihenstephan Triesdorf und Landesanstalt für Landwirtschaft verbessern – mit einer neuen Einrichtung.

Von Christian Sebald

Die landwirtschaftlichen Disziplinen am Hochschulstandort Freising-Weihenstephan haben einen exzellenten Ruf – unter Agrarwissenschaftlern genauso wie bei Landwirten und natürlich in der einschlägigen Verwaltung. Ganze Generationen von Forschern, Bauern und Beamten in den Agrarbehörden haben dort an den Agrar-Instituten der Technischen Universität München (TUM) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ihre akademische Ausbildung durchlaufen. Und mit seiner Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) leistet sich der Freistaat dort eine riesige eigene Forschungseinrichtung. Der Campus Weihenstephan dürfte zu den größten agrarwissenschaftlichen Standorten Deutschlands, wenn nicht Europas zählen.

Nach einem Beschluss der Staatsregierung soll der Standort nun neu ausgerichtet und modernisiert werden. Das haben Wissenschaftsminister Markus Blume und Agrarministerin Michaela Kaniber (beide CSU) am Mittwoch in einer gemeinsamen Sitzung des Wissenschafts- und des Landwirtschaftsausschusses im Landtag verkündet. Das Projekt heißt „Agrarzentrum Weihenstephan“. Die Staatsregierung will unter dem Titel eine neue selbständige Lehr- und Forschungseinrichtung etablieren, die freilich an die TUM und die HSWT angehängt ist. So werden beispielsweise die Professoren an ihr sowohl dem neuen Agrarzentrum angehören als auch der Einrichtung, an der sie schon jetzt tätig sind. Vor allem soll das Agrarzentrum eigene Studiengänge anbieten, und zwar zusätzlich zum Lehrangebot der beiden Hochschulen. Nach Blumes Worten ist zuallererst ein Bachelor-Studiengang Landwirtschaft und Gartenbau geplant.

Hintergrund des Projekts ist eine jahrelange Debatte über die Kooperation der drei Einrichtungen. Denn damit ist es so eine Sache. Natürlich gab und gibt es immer wieder gemeinsame Projekte. Aber meistens arbeiten die drei Einrichtungen nebeneinander her, eine jede auf ihre Eigenständigkeit bedacht. Die TUM etwa fühlt sich streng der Grundlagenforschung verpflichtet, an der HSWT wird die Ausbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses hochgehalten und die LfL ist ein Dienstleister des Freistaats. Die Studenten stimmten derweil gleichsam mit den Füßen ab. Bei den Agrarwissenschaftlern der TUM wurden zuletzt nur noch 50 Studienanfänger gezählt, wie Kaniber den Ausschüssen berichtete. An der HSWT waren es im Wintersemester 2023/24 fast 1000. Die TUM wiederum erklärte, das sie zuletzt ungefähr rund 160 Erstsemester im Bachelorstudiengang Agrar- und Gartenbauwissenschaften gezählt habe.

Das neue Agrarzentrum soll nun vor allem der TUM neue Perspektiven ermöglichen. „In ihm kombinieren wir Exzellenz mit Praxisstärke“, sagte Blume. „Wir bringen Grundlagenforschung und Gummistiefel zusammen.“ Kaniber sprach von einem „deutschlandweit einzigartigen Projekt mit Leuchtturmcharakter, die das Beste aus drei Welten vereint“. HSWT und LfL können mit dem Projekt gut leben. Vor allem an der HSWT gab es Befürchtungen, die TUM wolle sie vereinnahmen. Das ist nun nicht der Fall. Die HSWT behält ihre Eigenständigkeit in vollem Umfang. HSWT-Präsident Eric Veulliet sprach denn auch von einer „guten, für alle tragbaren Lösung, die außerdem große Chancen für die Studenten bietet“. Die LfL begrüßte die Entscheidung ebenfalls.

TUM-Präsident Thomas F. Hofmann nannte das neue Agrarzentrum ein „zukunftsorientiertes Modell, um die jeweiligen Stärken der drei Partner zu bündeln“. Man könne beim Aufbau der Einrichtung „auf die positiven Erfahrungen und Erfolge des TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit zurückgreifen, wo TUM und HSWT seit Jahren organisatorisch eng verbunden arbeiten.“

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