Bayern:Ärzte stufen Grippewelle als schwer ein

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Husten, Schnupfen, Fieber oder gar Lungenentzündungen: Eine Grippewelle macht den Bayern zu schaffen. (Foto: dpa)

Innerhalb von Stunden bricht sie aus und trifft jede Altersgruppe: Eine Grippewelle plagt die Menschen in Bayern. Die Symptome sind teils so alarmierend, dass die Patienten ins Krankenhaus müssen. Zugleich sorgen sich Mediziner wegen des Impfstoffs.

Eine schwere Grippewelle plagt die Menschen in Bayern. Wie eine Umfrage ergab, stufen Mediziner das derzeitige Ausmaß der Erkrankungen als schwer ein. Viele Hausärzte mussten Patienten ins Krankenhaus einweisen. "Diese Grippe ist akuter als in den letzten Jahren. Einige Patienten haben Lungenentzündungen und große Probleme beim Atmen. Das sind alarmierende und lebensbedrohliche Symptome", sagte der Münchner Hausarzt Frider Brückner.

Die Erkrankung betreffe alle Altersgruppen und könne innerhalb von wenigen Stunden nach der Infektion ausbrechen. Menschen, die betroffen sind, würden unter Husten, hohem Fieber, Schlafstörungen, Durchfall und Erbrechen leiden. Hinzu komme die Erschöpfung. Brückners Hausarzt-Kollege Alexander Rossmann sagt: "Ich kenne Patienten, die bis zu drei Wochen im Bett liegen müssen und sich kaum noch bewegen können."

Auf der Intensivstation des Uni-Klinikums in München liegen derzeit sechs Grippepatienten. "Zwei Menschen sind uns in den letzten drei Wochen gestorben", sagte Intensivmediziner Lorenz Frey. Die Grippewelle sei ähnlich schwer wie vor zwei Jahren.

Bayernweit Patienten in Kliniken

Am Klinikum Nürnberg Süd wurden in diesem Jahr 69 Patienten zum Teil intensiv behandelt. Die Hälfte von ihnen hatte das Schweinegrippevirus H1N1. Das Uni-Klinikum Würzburg hat seit Anfang des Jahres über 90 Betroffene stationär aufgenommen. Hier kam es zu vier Todesfällen."Das ist eine schwere Influenza. Allerdings ist so eine Epidemie für die Wintermonate normal", sagte Krankenhaushygieniker Ulrich Vogel.

Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg liegen derzeit drei Grippepatienten. Einer von ihnen wird auf der Intensivstation behandelt. "Diese Welle ist außergewöhnlich. Zum Glück ist sie langsam am Abklingen. Wir hatten deutlich mehr Betroffene als in den Vorjahren", sagt die Regensburger Ärztin Christine Dierkes.

Knapper Impfstoff

Der Bayerische Hausärzteverband beklagt, dass nicht genügend Impfstoff vorhanden sei. Die gesetzlichen Krankenkassen hätten einen Rabattvertrag mit einem einzigen Hersteller abgeschlossen. Dieser Impfstoff sei im Herbst letzten Jahres dann wegen Qualitätsproblemen zurückgerufen worden. Es sei absolut unverantwortlich, wie hier die Gesundheit der Versicherten aufs Spiel gesetzt werde, sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Geis.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind seit Beginn der Grippesaison im Spätherbst bundesweit etwa 21.200 Fälle gemeldet worden. Die diesjährige Influenza reiht sich laut RKI in die starken Grippewellen des vergangenen Jahrzehnts ein.

Wie sich die Erkrankungen entwickeln, ermittelt die "Arbeitsgemeinschaft Influenza" des RKI anhand von Meldungen aus ehrenamtlich teilnehmenden Arztpraxen. Über das Online-Portal "GrippeWeb" können auch Bürger Daten eingeben und Medizinern so zu einem besseren Überblick verhelfen. Generell, so empfiehlt das RKI, sollten chronisch Kranke, Menschen über 60, Schwangere und das Medizinpersonal geimpft sein.

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