Süddeutsche Zeitung

Mathe-Abitur in Bayern:"Trotz ein paar schwerer Aufgaben war alles machbar"

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Schülerinnen und Schüler in Bayern kritisieren, dass das Abitur in Mathematik besonders schwer gewesen sein soll. Lehrer Florian Borges dagegen findet: Es war vielleicht sogar einfacher als sonst.

Interview von Julian Limmer

Seit über 30 Jahren unterrichtet Florian Borges die Fächer Mathematik und Physik. Der 59-Jährige ist stellvertretender Schulleiter am Annette-Kolb-Gymnasium in Traunstein und Leiter der Fachgruppe Mathematik beim Bayerischen Philologenverband. Er betreute dieses Jahr keinen Abiturjahrgang, kennt aber die Prüfung gut.

SZ: Herr Borges, Schülerinnen und Schüler in Bayern kritisieren, dass die Abiturprüfung in Mathematik in diesem Jahr besonders schwer gewesen sein soll. Das Kultusministerium bestreitet das. Wer hat Recht?

Florian Borges: Sicher das Ministerium. Das Abitur war keinesfalls schwerer als sonst. Hinzu kommt, dass das Ministerium bereits ein Jahr im Voraus Bereiche ausgeklammert hat. Wenn jemand schon weiß, was nicht drankommt, dann ist doch relativ einfach herauszufinden, was drankommt.

Wie erklären Sie sich dann diese massive Kritik?

Die Kritik kommt ja meistens nicht von leistungsstarken Schülern, sondern von den schwächeren. Das sind Schüler, die ja nur aus ihrem Gefühl heraus sprechen können. Und es gab durchaus Punkte, die auch schwächeren Schülern auf dem Silbertablett serviert wurden. Aber natürlich gab es - wie immer - auch Gemeinheiten.

Welche waren das?

Manche Aufgaben in Analysis waren sehr textlastig. Das schreckt erst mal ab. Doch an sich ist diese Aufgabenform nicht schwer, das lässt sich üben. Ähnliche Aufgaben wurden übrigens in einer ähnlichen Petition 2019 beklagt.

Doch dieses Jahr stand unter dem Zeichen der Corona-Pandemie. Viele Schüler hatten mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen. Können Sie die Probleme etwa durch Distanz- und Wechselunterricht verstehen?

Ja, aber ich denke, dem Ministerium liegen zwei Dinge am Herzen: Das eine ist, das Niveau des bayerischen Abiturs hoch zu halten - also keine geschenkte Prüfung. Das wollen ja auch die Schüler nicht. Das andere ist, dass die Aufgaben fair gestellt sind. Punkt eins trifft sicher zu. Und zu Punkt zwei: Trotz ein paar schwerer Aufgaben war alles machbar.

Sie sagen, das Niveau muss gehalten werden. Doch es gibt sicher Schüler, die nicht so gut mit der Situation in der Pandemie klarkommen wie andere. Wäre es nicht angemessen gewesen, diesen Schülern entgegenzukommen?

Von den Landeschülersprechern wurde vorher ausdrücklich gefordert: Geschenkt wollen wir es nicht. Und ich kann Ihnen sagen: Obwohl mein Landkreis stark von der Pandemie betroffen war, mit Lockdown und Wechselunterricht, kamen keine Klagen von unseren Schülern. Sie hatten so viel Zeit, sich vorzubereiten, wie kein Jahrgang in den vergangen hundert Jahren. Klausuren in anderen Fächern sind ja zum Beispiel weggefallen. Das waren Entlastungen an allen Ecken und Enden. Unsere Schüler sagen: Das Abitur war knackig, aber fair.

Wie haben Sie Ihre Schüler vorbereitet?

Zum Jahreswechsel haben wir eine hervorragende Internetverbindung bekommen, die den Distanzunterricht möglich gemacht hat, da hatten wir beste Voraussetzungen. Die Abiturjahrgänge hatten immer oberste Priorität. Natürlich gibt es Schulen, wo das nicht so gut lief.

Manche Schüler fordern jetzt, zumindest den Notenschlüssel anzupassen. Wie finden Sie das?

Ich kann die Hysterie nicht verstehen. Die Schüler, die meinen, es sei zu schwer gewesen, müssen erst mal abwarten, bis die Prüfungen korrigiert sind. Bewegt sich das Ergebnis im Rahmen wie in den Vorjahren, dann wird daran nichts gedreht. Warum auch? Hier geht es dann nicht um seelische Belastungen oder Politik, sondern um die Mathe-Abiturprüfung. Und wenn diese fair gestellt und fair benotet war, passt es. Nur wenn das Abitur wesentlich schlechter ausfallen sollte als sonst, dann sollten die Noten angepasst werden.

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