Die Almhütte steht direkt unterhalb des Leuchtturms von Warnemünde, die Bedienung im Dirndl stammt aus dem Ostseebad und das Bier wird unter dem von der Ettaler Klosterbrauerei erworbenen Logo "Benediktiner" verkauft. Es stammt aber von der Licher Privatbrauerei in Mittelhessen. Für Friedrich Düll, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, ist das im wahrsten Wortsinn Etikettenschwindel: "Nicht alles, was auf den ersten Blick bayerisch daherkommt, ist tatsächlich aus einer bayerischen Brauerei."
Im Freistaat beobachten die Brauereien das Treiben der Kollegen in anderen Bundesländern schon seit Monaten mit Argwohn. Vom Erfolg bayerischen Bieres angespornt, wurde zuerst der Weizenbiermarkt mit eigenen Produkten bedient. Und nun entdecken die Brauereien etwa in Hessen, Nordrhein-Westfallen und Schleswig-Holstein ihre Liebe zum hellen Lagerbier.
Absatzrekord wegen der Fußball-WM
Der Grund: Das bayerische "Hell" erlebt derzeit geradezu einen Siegeszug durch die Getränkemärkte der Republik. Für Güll ist es zwar das schönste Lob, wenn Wettbewerber bayerisches Bier nachmachen - aber man dürfe sich dabei nicht mit fremden Federn schmücken. Deshalb will der Brauerbund um sein Markenprodukt kämpfen: in Deutschland, aber vor allem bei den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA. Jede fünfte bayerische Mass wird im Ausland getrunken.
Im vergangenen Jahr haben die bayerischen Brauer dank der erfolgreichen Fußball-WM, einem milden Winter und weiter steigenden Exportzahlen so viel Bier abgesetzt wie seit 1997 nicht mehr: 23,1 Millionen Hektoliter wurden 2014 im In- und Ausland verkauft; ein Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nach einem Tiefpunkt 2010 steigt der Bierabsatz in Bayern seit nun vier Jahren in Folge. Brauerchef Düll, Inhaber der gleichnamigen Privatbrauerei im unterfränkischen Volkach, warnt jedoch: "Den deutlich stärkeren Bierabsatz wegen der Sondereffekte als Trendwende im Biermarkt zu deuten, wäre jedoch zu früh."
Seit 2002 hat das Bier, über viele Jahre das mit Abstand beliebteste Kaltgetränk, seine Spitzenposition verloren. Erst an das Mineralwasser und dann auch an die anderen Erfrischungsgetränke. Die Deutschen trinken im Schnitt nurmehr 106 Liter Bier im Jahr, aber 145 Liter Wasser und 125 Liter andere Getränke. Und die Tendenz spricht trotz steigendem Getränkekonsum gegen das Bier.