Schutzhaus im Bayerischen Wald:Hütte mit Ausblick

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Das Schutzhaus mit den Lärchenholz-Lamellen an der Fassade ist nun Ziel vieler Wanderer im Bayerischen Wald. Am Wochenende wird es offiziell eingeweiht. (Foto: oh)

Auf dem Großen Falkenstein eröffnet der Bayerische-Wald-Verein sein neues Schutzhaus. Damit hat er einen Kraftakt gemeistert. Denn das alte Haus war für eine Sanierung zu marode und auch die Finanzierung stand auf der Kippe.

Von Christian Sebald

Neulich am Großen Falkenstein: Es ist einer der ersten verhangenen Herbsttage im Bayerischen Wald. Wer auf den 1315 Meter hohen Gipfel mitten im Nationalpark will, muss sich warm einpacken, so kühl ist es geworden. Dennoch marschieren die Wanderer zahlreich hinauf auf den Großen Falkenstein - auf der Direttissima von Zwieslerwaldhaus über das Urwaldgebiet Mittelsteighütte und die Steinbachfälle ebenso wie auf dem deutlich weiteren Weg über den Ahornriegel und das Höllbachgspreng. Oben angekommen tun alle das Gleiche: Sie schauen kurz zum Gipfel mit dem kleinen schmiedeeisernen Kreuz, das auf einem Steinsockel thront. Und dann drängeln sie ganz schnell hinein in das neue Falkenstein-Schutzhaus.

Schon seit Wochen ist das neue Falkenstein-Schutzhaus die Attraktion im Bayerischen Wald. Zwar wurde der moderne Holzbau, der das alte, verschachtelte Gebäude aus den Jahren 1932/1933 ersetzt, erst an diesem Wochenende offiziell eingeweiht. Aber der Wirt Michael Garhammer und der Bayerische-Wald-Verein, dem das Schutzhaus gehört, haben es schon vor einigen Wochen in Betrieb genommen. Seither reißt der Strom auf den Großen Falkenstein nicht ab. Es sind freilich nicht nur Urlauber, die hinaufwandern. Sondern sehr viele Einheimische aus dem Zwiesler Winkel. Sie wollen nachschauen, was sich oben an ihrem Hausberg getan hat.

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Das neue Falkenstein-Schutzhaus ist sehr gelungen. Der rechteckige, mit Lärchenholz-Lamellen verblendete Holzbau , der auf einem Betonfundament steht, fügt sich gut in die urwüchsige Landschaft mitten im Nationalpark. Entworfen hat ihn Architekt Max Weber. Bauen im Nationalpark ist eine Herausforderung. Dort hat der Naturschutz Vorrang. Dem Chef des Nationalparks Bayerischer Wald, Franz Leibl, ist es sehr wichtig, dass in dem Schutzgebiet möglichst wenig Rummel herrscht. "Allein vom Aussehen her passt das neue Schutzhaus in den Nationalpark", lobt Leibl. "Aber auch von der Besucherkapazität her." Denn das neue Haus ist nicht größer als das alte. Die Zahl der Übernachtungsbetten wurde sogar um ein Drittel auf 40 reduziert. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise fallen neue Berghütten auch in Mittelgebirgen größer aus als ihre Vorgänger.

Aber das ist nicht das einzig Bemerkenswerte. Das neue Falkensteinhaus ist ein schnörkelloser Bau ohne jede Heimattümelei. Statt Hirschgeweihen, ausgestopften Auerhühnern und anderem Kitsch wartet die Gaststube mit einem extrem großen Panoramafenster auf, durch das man einen weiten Blick hinunter in den Zwiesler Winkel hat. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos vom Vorgängerbau, aber auch von uralten Fichten und anderen Nationalpark-Juwelen. Wände und Decke sind mit dunklen Latten verkleidet, für die alte, handbehauene Holzbalken zersägt wurden. Sie bilden einen eigentümlichen Kontrast zu dem wuchtigen Mobiliar aus fast weißem Ahornholz. Die Gaststube kommt bei den Wanderern sehr gut an. Viele treten fast ein wenig ehrfürchtig an das Panoramafenster heran - selbst an diesem nasskalten Herbsttag, an dem dichte Wolken den Ausblick hinunter in den Zwiesler Winkel versperren.

Für die Eröffnung ist herrliches Wetter angesagt

Beim Bayerischen-Wald-Verein sind sie sehr stolz auf den Neubau. Und zwar nicht nur, weil er so gut ankommt. Sondern vor allem, weil sie den Kraftakt gemeistert haben. "Denn das war überhaupt keine Selbstverständlichkeit", sagt Georg Pletl, 69, Pensionist und geschäftsführender Vereinsvorsitzender. Am Anfang stand eine Hiobsbotschaft. Das alte Falkensteinhaus aus dem Jahr 1932 war im Lauf der Zeit immer wieder umgebaut und angestückelt worden. Eine Brandschutz-Kontrolle ergab, dass es so marode war, dass ein Teil der Schlafsäle sofort gesperrt werden musste. "Ursprünglich wollten wir ja das alte Haus sanieren", berichtet Pletl, "aber dann stellte sich heraus, dass uns das mindestens 1,5 Millionen Euro gekostet hätte, also fast so viel wie der jetzige Neubau."

Trotzdem, die 1,6 Millionen, die das neue Schutzhaus gekostet hat, sind viel Geld. Zumal der Bayerische-Wald-Verein mit seinen 20 000 Mitgliedern ein eher kleiner Heimat- und Wanderverein ist. Aber eine Aufgabe des Schutzhauses - an die einige eine Zeitlang dachten - kam nicht in Frage. Dazu sind die Einheimischen ihrem Bayerischen Wald viel zu sehr verbunden. Also besorgten Pletl und der frühere Agrarminister Helmut Brunner (CSU), der Präsident des Bayerische-Wald-Vereins ist, vom Freistaat knapp 500 000 Euro Zuschuss für das Projekt. Es gründete sich ein Förderkreis, der schon fast 140 000 Euro Spenden eingetrieben hat. Dazu kamen Sachspenden von Firmen, das Panoramafenster etwa spendierte eine Glaserei in Plattling. Und natürlich gab es andere ehrenamtliche Leistungen wie den Abbruch des alten Hauses, den der Förderkreis stemmte.

Schutzhaus-Wirt Garhammer freut sich schon auf den bevorstehenden Herbst. "Jetzt kommt bald die Zeit, da ist's unten an der Donau und bis nach Landshut hinauf trüb und neblig", sagt er, "Bei uns heroben dagegen herrscht der schönste Sonnenschein. Das sind oft die besten Tage des Jahres."

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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