Abgehackte Luchs-Beine:Umweltministerin setzt 10.000 Euro Belohnung aus

  • Nach dem Fund von vier abgetrennten Luchsbeinen im Bayerischen Wald setzt Umweltministerin Ulrike Scharf eine Belohnung für Hinweise auf den oder die Tätern aus.
  • Die hohe Belohnung, die Scharf ausgesetzt hat, ist die erste dieser Art der Staatsregierung. Naturschützer fordern dagegen eine Anti-Wilderer-Einheit der Polizei.

Von Christian Sebald

Im Fall der Luchs-Tötungen im Bayerischen Wald hat Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) eine Belohnung von 10 000 Euro für Hinweise auf den oder die Täter ausgesetzt. "Die wiederholten Angriffe auf den Luchs sind kriminell und nicht hinnehmbar", sagte Scharf am Mittwoch in München. "Die Ermittlungsbehörden müssen alles unternehmen, um die Taten aufzuklären. Die letzte war besonders abstoßend."

Scharf bezieht sich auf den Fund von vier Luchs-Vorderbeinen nahe dem Haus von Sybille und Manfred Wölfl. Die Kadaverteile waren offenkundig gezielt nahe einer Fotofalle abgelegt worden, die von den beiden Ökologen regelmäßig kontrolliert wird. Der oder die Täter wollten damit ein Zeichen gegen die Rückkehr von Luchsen nach Bayern setzen.

Warum die Ministerin eine Belohnung aussetzt

Die Wölfls engagieren sich seit Jahren für die Wiederansiedlung von Raubtieren in Bayern, Sybille Wölfl als Leiterin des "Luchsprojektes Bayern", ihr Mann Manfred am Landesamt für Umwelt. Die hohe Belohnung, die Scharf ausgesetzt hat, ist die erste dieser Art der Staatsregierung. Scharf bezeugt damit, dass sie Wildereien von geschützten Tieren nicht länger hinnimmt.

Unterdessen erneuern die Naturschutzverbände ihre Forderung nach einer Spezialeinheit der Polizei, die sich ausschließlich der Aufklärung von Naturschutzstraftaten widmet. "Gerade die letzte Tat mit den abgeschnittenen Luchs-Vorderläufen zeigt, wie sicher sich solche Straftäter vor der örtlichen Polizei fühlen", sagt Kai Frobel vom Bund Naturschutz. "Deshalb braucht es die zentrale Ermittlungsgruppe und einen scharfen Fahndungsdruck."

Breite Zustimmung für Spezialeinheit der Polizei

Markus Schmidberger vom Vogelschutzbund LBV geht von professionellen Straftätern aus. "So einen Luchs trifft man ja nicht so ohne Weiteres an", sagt er. "Die Tiere sind extrem scheu, da braucht es viel jagdliches Knowhow." Auch Schmidberger ist überzeugt, dass man solchen Straftätern nur mit einer zentralen Polizeieinheit Herr werden kann. Selbst Jäger-Präsident Jürgen Vocke hält eine solche Einheit inzwischen für sinnvoll. "Womöglich kann man mit ihr so widerliche Angriffe auf den Luchs tatsächlich leichter aufklären", sagt er.

Viele europäische Länder, aber auch Nordrhein-Westfalen, haben mit solchen Polizeigruppen große Erfolge gegen Wilderei erzielt. Allein die bayerische Staatsregierung und der Landtag weigern sich bisher, ihrem Beispiel zu folgen. Erst im Mai 2014 lehnte der Landtag eine Petition von 12 000 Unterzeichnern ab, die eine solche Einheit forderten.

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