Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Rundfunk:Söder stellt sich im TV-Duell Grünen-Chef Hartmann

  • Zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Bayern soll es im BR-Fernsehen nun doch ein TV-Duell mit dem CSU-Spitzenkandidaten Markus Söder geben.
  • Am 26. September trifft er eine Stunde lang auf den Spitzenkandidat der Grünen, Ludwig Hartmann.
  • Der BR begründet die Entscheidung mit dem Ergebnis des aktuellen Bayerntrends, demnach sind CSU und Grüne mit 35 beziehungsweise 17 Prozent die beiden Parteien, die auf die meisten Stimmen hoffen dürfen.

Von Ingrid Fuchs

Markus Söder hat jetzt doch einen Herausforderer: In einem TV-Duell am 26. September trifft der bayerische Ministerpräsident auf den Grünen-Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann. Dessen Partei wird Umfragen zufolge bei der Landtagswahl am 14. Oktober wohl zweitstärkste Kraft in Bayern, derzeit liegen sie demnach bei etwa 17 Prozent - die CSU liegt bei historisch schlechten 35 Prozent.

Lange hat sich der Bayerische Rundfunk offen gehalten, ob es ein TV-Duell überhaupt geben soll. Gegen wen sollte Söder auch antreten, fragte man sich? Die Opposition in Bayern ist zersplittert wie nie. Sieben Parteien könnten es bei der Wahl womöglich in den Landtag schaffen. Im Bayerntrend des Bayerischen Rundfunks hatten die Grünen jedoch sechs Prozentpunkte Vorsprung auf die drittplatzierten Parteien: SPD, Freie Wähler und AfD mit jeweils elf Prozent. Derzeit sieht es sogar so aus, dass sie der einzig mögliche Koalitionspartner für die CSU wären, wenn diese mit nur einer anderen Partei weiterregieren möchte. Von einer absoluten Mehrheit ist die CSU weit entfernt, die Alternative zu einer schwarz-grünen Koaltion wäre ein Bündnis aus mehreren Parteien - keine leichte Aufgabe.

Damit die anderen Parteien-Vertreter nicht benachteiligt werden, soll es am 28. September einen 90-minütigen "Fünfkampf" geben. Neben den oben genannten sind dazu noch FDP und Linke geladen, die der Umfrage zufolge bei mindestens fünf Prozent liegen. Ein für diesen Montag geplantes Zusammentreffen aller Spitzenkandidaten im bayerischen Landtag war geplatzt. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) untersagte der AfD und der FDP kurzfristig den Zugang, weil beide Parteien derzeit nicht im bayerischen Parlament vertreten seien. Zuvor hatte Söder seine Zusage für ein Podiumsgespräch mit AfD-Beteiligung zurückgezogen. Zur Begründung verwies er auf die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz, wo die AfD zusammen mit NPD und Pegida marschiert sei.

Beim CSU-Parteitag am Samstag hatte Söder zu einem Rundumschlag gegen die politische Konkurrenz ausgeholt und insbesondere AfD und Grüne hart kritisiert. Söder forderte die CSU auf, wie einst bei Republikanern und NPD den Kampf mit der AfD aufzunehmen. Rechts von der CSU dürfe es keine demokratisch legitimierte Partei geben. Ohne eine Koalition mit den Grünen von vorne herein auszuschließen, betonte Söder: "Mit solchen Programmen und solchen Ideen ist eine Zusammenarbeit kaum vorstellbar."

Tatsächlich haben die Grünen mit ihren zehn Kernpunkten für den Wahlkampf in der vergangenen Woche zugleich auch ein Anti-CSU-Programm präsentiert. Der Plan enthält Forderungen wie die Schaffung eines dritten Nationalparks und Höchstgrenzen beim Flächenverbrauch - Dinge, die bei der CSU nicht gut ankommen. Trotzdem halten sich die beiden gründen Spitzenkandidaten - neben Hartmann ist das Katharina Schulze - eine Koalition offen. Beide betonten, die Grünen seien bereit, Verantwortung im Land zu übernehmen, wenngleich nicht um jeden Preis. Bei der CSU spricht man lieber noch nicht so deutlich über die sehr wahrscheinliche Notwendigkeit, nach dem 14. Oktober mit einer oder mehreren Parteien zu koalieren.

Die SPD gilt momentan weder als potentieller Koalitionspartner noch als ernstzunehmender Gegner für die CSU. Eine Begegnung, die nicht den offiziellen Titel "TV-Duell" trägt, gibt es zwischen den beiden Spitzenkandidaten trotzdem: In Nürnberg, der Heimatstadt von Markus Söder, findet das wohl einzige Wahlduell mit Natascha Kohnen statt. Auf Einladung der "Nürnberger Nachrichten" findet das Duell an diesem Dienstag statt, wird aber nicht im Fernsehen, sondern nur im Internet übertragen.

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