Bayerischer Jagdverband:Höchste Zeit für den Wechsel

Bayerischer Jagdverband: Das Ansehen des Jagdverbandes ist beschädigt.

Das Ansehen des Jagdverbandes ist beschädigt.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Jürgen Vocke sollte dem Landesjagdverband einen letzten Dienst erweisen - und gehen.

Kommentar von Sebastian Beck

Bayerns Jägerpräsident Jürgen Vocke sollte sich und den 50 000 Verbandsmitgliedern einen Gefallen tun und endlich seinen Platz freimachen. Den richtigen Zeitpunkt für einen halbwegs würdigen Abschied hat er ohnehin längst verpasst. Der wäre im April gewesen, als Mechthild Maurer, die Schatzmeisterin des Landesjagdverbands, die Vorlage der Bilanz für 2018 verweigerte und einen externen Wirtschaftsprüfer einschaltete.

Dessen Expertise fällt verheerend aus: Der 76-jährige Vocke führte den Verband anscheinend wie einen Familienbetrieb. Dass Vocke seine zuckerfreien Kekse und die Dackelpension seines Hundes von der Jägerschaft bezahlen ließ, gehört eher noch in die Rubrik Kuriosa. Weniger witzig sind all die anderen Ungereimtheiten von der überhöhten Aufwandspauschale bis hin zum 87 000 Euro teuren BMW X5 als Dienstwagen.

Ob Vocke mit seiner Amtsführung gegen Gesetze verstoßen hat, muss die Justiz klären. Auf alle Fälle hat er das Ansehen des Jagdverbands beschädigt. Der steht nun an seiner Spitze wie eine gestrige Honoratioren- und Schießvereinigung da - nicht als der mächtige Naturschutzverband, zu dem er sich stilisiert. Dazu passt, wie Vocke Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber 2018 auf dem Jägertag behandelt hat: Er tätschelte sie am Kopf und fasste ihr ans Kinn, dann begrüßte er "unsere junge, hübsche Ministerin".

Kaniber wird vermutlich auch froh sein, wenn Vocke nur noch privat Böcke schießt, um jetzt mal zu kalauern. Das Forstliche Gutachten ihres Hauses kommt zum Schluss, dass der Wildverbiss zugenommen hat, und das in Zeiten, in denen der Wald ohnehin unter Hitze, Trockenheit und Schädlingen leidet. Hier bräuchte man dringend eine neue Generation der Jägerschaft, die ihr Handeln in den Dienst der Ökologie stellt. Dann könnte man den Jagdverband auch wieder als Naturschutzorganisation ernstnehmen.

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