Bayerischer Hausärztechef:Hoppenthaller tritt zurück

Es war eine herbe Niederlage, die Wolfgang Hoppenthaller einstecken musste: Die Hausärzte haben sich für den Verbleib im Kassensystem entschieden - und damit gegen ihn. Jetzt zieht er die Konsequenz.

Dietrich Mittler

Nach der gescheiterten Revolte der bayerischen Hausärzte in Nürnberg zieht Wolfgang Hoppenthaller, der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, jetzt Konsequenzen. Am Donnerstagmittag trat der 63-Jährige in München von allen politischen Ämtern zurück - also auch von seinem Posten als Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. In einem Rundbrief an die Hausarztpraxen in Bayern, begründet Hoppenthaller seinen Rücktritt damit, "künftigen Verhandlungen mit der Bayerischen Staatsregierung und mit den Krankenkassen nicht im Wege zu stehen". Er habe sich zu diesem Schritt "nach genauer Analyse der nun eingetretenen politischen Situation" entschlossen.

Hausärzte stimmen über Ausstieg aus Kassensystem ab

Wolfgang Hoppenthaller zieht die Konsequenzen: Nach seiner Niederlage beim Treffen der bayerischen Hausärzte tritt er als Hausärztechef zurück.

(Foto: dpa)

Letztlich ist Hoppenthallers Rücktritt die Konsequenz daraus, dass am Mittwoch in der Nürnberger Arena viel zu wenige Hausärzte seinem Appell gefolgt waren, ihre Kassenzulassung niederzulegen und damit aus dem System auszusteigen. Die vom Hausärzteverband selbst gesetzte 60-Prozent-Marke wurde bei weitem nicht erreicht - nach der letzten offiziellen Zählung waren es schließlich nur 2801 von nahezu 7000 Mitgliedern des Bayerischen Hausärzteverbandes, die sich zu diesem gravierenden Schritt entscheiden wollten (also gut 42 Prozent).

Nach der Stimmenauszählung hatte Hoppenthaller noch persönliche Konsequenzen aus diesem Ergebnis vorerst ausgeschlossen und statt dessen - entgegen ersten Ankündigungen - die Frist verlängert, in der Bayerns Hausärzte ihre Kassenzulassung zurückgeben. Dies wäre der 18. Februar, 24 Uhr gewesen. Doch auch das ist Geschichte: "Gleichzeitig haben ich und meine Vorstandskollegen aufgrund der aktuellen Entwicklung entschieden, den Korb zu schließen", erklärte Hoppenthaller.

Kurz zuvor hatte Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder auf einer Pressekonferenz in München den Hausärzteverband aufgefordert, aus dem Abstimmungsergebnis in Nürnberg Konsequenzen zu ziehen: "Sowohl inhaltlich als auch personell braucht dieser Verband einen grundlegenden Neuanfang", sagte der Minister. Andernfalls sei der Verband sowohl für die Politik als auch für die Kassen kein ernstzunehmender Verhandlungspartner mehr.

Offensichtlich hat die gescheiterte Ausstiegsveranstaltung in Nürnberg auch gravierende Folgen für die gesamte ärztliche Selbstverwaltung in Deutschland. Söder erklärte, er sei sich mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FD) darin einig, dass man die staatliche Kontrolle in diesem Bereich erhöhen müsse, um solche Szenarien wie in Nürnberg künftig zu vermeiden."Wir nehmen das ein Stück weit selbst in die Hand", sagte Söder.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: