Bayerische Königinnen:Ohne Mehl nichts los

Bayern hat keine Prinzessin Catherine, aber jede Menge Königinnen - für Kraut, Hüte oder Karpfen. Eine Galerie der etwas anderen gekrönten Häupter.

Tobias Dorfer und Melanie Staudinger

13 Bilder

Mehlkönigin

Quelle: oh

1 / 13

Bayern hat keine Prinzessin Catherine, aber jede Menge Königinnen - für Bier, Zucker oder Milch. Eine Galerie der etwas anderen gekrönten Häupter.

Bayerische Mehlkönigin

Name: Christiane Meir

Mission: Die Mehlkönigin ist Gesicht eines Produkts, das sich in Zeiten von Fertigpizza und Auftaukuchen nicht leicht vermitteln lässt. "Viele Menschen wissen nicht, für was man Mehl braucht", sagt sie. Genau das erklärt die Mehlkönigin.

Der Weg zur Krone: Christine Meir ist keine gewählte, sondern eine eingesetzte Königin. Wer Mehlkönigin werden will, muss entweder Müllerin oder Müllerstochter sein. Und davon gibt es nicht mehr allzu viele in Bayern, so dass der Müllerbund seine Hoheit selbst bestimmt. Bayerns Mehlkönigin soll die einzige deutschlandweit sein.

Pflichten: Messen, Mühlenfeste und vieles mehr. Die Bayerische Mehlkönigin kann für Veranstaltungen und Werbefotos gebucht werden.

Highlight des Jahres: Auftritte beim Deutschen Mühlentag und der Grünen Woche in Berlin.

Lebensweisheit: "Ohne Mehl ist nichts gebacken."

Und danach? Christiane Meir ist dann wieder voll und ganz Bilanzbuchhalterin. Aber die Mühle ihres Bruders gibt es ja auch noch.

Produktköniginnen, Bierkönigin

Quelle: oh

2 / 13

Bayerische Bierkönigin

Name: Barbara Stadler

Mission: Bayerisches Bier ist besser als nicht-bayerisches Bier und das muss die ganze Welt wissen.

Der Weg zur Krone: 51 Frauen haben sich beim Bayerischen Brauerbund gemeldet, sieben davon haben es ins Finale geschafft. Und wer die Bierköniginnen-Jury (unter anderem Wiesn-Wirt Sepp Krätz und Dirndl-Designerin Lola Paltinger) überzeugt, der wird auch den Volksfest-Marathon im Sommer und Herbst überstehen.

Pflichten: Wer das bayerische Bier in der Welt vertreten will, muss jede Menge wissen: über Sortenvielfalt, Sortendifferenzierung, Biersensorik. Und Bierbrauen muss die Königin können. Dieses Wissen muss bei allen möglichen PR-Terminen, Brauereibesuchen und Volksfesten in der ganzen Welt abgerufen werden. Dabei muss die Bierkönigin immer auf eines achten: Sie selbst darf nicht zu tief ins Glas schauen.

Highlight: Während dem World-Beer-Cup in San Diego den Amerikanern deutlich machen, dass ihr Bier nicht mehr als eine fade Plörre ist.

Lebensweisheit: "I mog selber am liebsten eigentlich a hells Bier."

Und danach? Die Fans auf von der offiziellen auf die private Facebook-Seite umleiten und vom Bier-Olymp aus als Elder Beer Queen die Arbeit der Nachfolgerin kritisch beäugen.

Karpfenkönigin

Quelle: oh

3 / 13

Aischgründer Karpfenkönigin Höchstadt

Name: Barbara Römer

Mission: den Aischgründer Spiegelkarpfen als fränkisches Bio-Naturprodukt bekannter machen.

Der Weg zur Krone: Der Vorstand des Vereins "Karpfenland Aischgrund" bestimmt die Karpfenkönigin. Barbara Römer tritt kein leichtes Erbe an. Ihre Vorgängerin war acht Jahre im Amt.

Pflichten: um alles kümmern, was mit dem Karpfen zu tun hat. Zum Beispiel Lose verkaufen, Messen, Märkte und Empfänge besuchen.

Highlight: die Ehrung des Karpfenpassgewinners. Die Auszeichnung geht an denjenigen, der innerhalb einer Saison die meisten Karpfen verspeist. Der Sieger schaffte zwischen September und April immerhin 69 Stück.

Lebensweisheit: "Der Karpfen schmeckt und ist gesund, macht nebenbei den Bauch schön rund. Doch drückt er mal in eurem Magen, da braucht ihr auch nicht gleich verzagen. Mit einem Schnäpschen herb und rein, ränkt euer Magen sich schnell wieder ein."

Und danach? Wer redet denn vom Aufhören? Barbara I. wird im August 2011 wahrscheinlich ihre zweite Amtszeit antreten.

Krautkönigin

Quelle: oh

4 / 13

Merkendorfer Krautkönigin

Name: Regina Fleischner

Mission: für die Qualität des regionalen Krautes und die Tourismusregion des fränkischen Fünfseenlands werben.

Der Weg zur Krone: Die Kandidatinnen werden vom Bürgermeister selbst ausgesucht. Der Merkendorfer Stadtrat entscheidet dann, welche der Damen zur Königin gekrönt wird.

Pflichten: Altstadtfest, Kirchweih und Merkendorfer Krautfest.

Highlight des Jahres: Regina Fleischers Vorgängerin durfte den  bayerischen Umweltminister Markus Söder kennenlernen. Dafür lädt die aktuelle Krautkönigin heuer andere bayerische Hoheiten zu den "Bayerischen Tagen der Dorfkultur" ein.

Lebensweisheit: "Kraut ist gesund. Es gibt nichts gesünderes."

Und danach? Nach zwei Jahren soll Schluss sein. Dann widmet sich die Krautkönigin wieder ganz ihrem eigentlichen Job. Sie ist Erzieherin.

Produktköniginnen, Milchkönigin, Milchprinzessin

Quelle: Mike Schmalz

5 / 13

Bayerische Milchkönigin und Bayerische Milchprinzessin

Namen: Julia Wegmann (Königin, rechts) und Anna Weidinger (Prinzessin)

Mission: Milch macht müde Männer und Frauen munter.

Der Weg zur Krone: Ein Gespräch mit Milch-Experten und solchen, die sich dafür halten. Aber um die Milch geht's ohnehin nur zum Teil. Mindestens ebenso wichtig wie Kenntnisse über das "weiße Gold" sind charmantes Auftreten - und Zeit. Schließlich ist so eine Milchkönigin viel unterwegs.

Pflichten: Kühe streicheln, Hände schütteln (manchmal sogar die der Kanzlerin), auf Messen Häppchen verteilen... Eine Milchkönigin hat so viele Termine zu bewältigen, dass sie diese gar nicht alleine bewältigen kann. Wie gut, dass die Zweitplatzierte, wenn Not an der Frau ist, aushilft: als Milchprinzessin.

Highlight: Auf der Grünen Woche mit der Landwirtschaftsministerin um die Wette lächeln.

Lebensweisheit: "Ich bin Milcherzeugerin mit Leib und Seele."

Und danach? Nach ihrer zweijährigen Regentschaft kann sich Julia Wegmann endlich wieder richtig um den eigenen Landwirtschaftsbetrieb kümmern.

Anna Benedicta Walser

Quelle: oh

6 / 13

Lindenberger Hutkönigin

Name: Anna Benedicta Walser

Mission: Die Hutkönigin wird nie "oben ohne" gesehen - sie besitzt zwischen 50 und 70 Hüte und andere Kopfbedeckungen. So repräsentiert sie die langjährige Tradition der Hutmacher im schwäbischen Lindenberg.

Der Weg zur Krone: Alle zwei Jahre kürt eine Jury die Hutkönigin, die passionierte Hutträgerin sein muss. Die Lindenberger Hutkönigin ist gleichzeitig die Deutsche Hutkönigin.

Pflichten: Die Hutkönigin ist vor allem in der Region um Lindenberg auf Festen unterwegs. Sie muss einerseits Hüte möglichst schick präsentieren und zugleich die Lindenberger Geschichte vermitteln.

Highlight des Jahres: Für die Lindenberger Hutkönigin kann es nur ein Highlight geben - den Huttag am 22. Mai.

Lebensweisheit: "Den passenden Hut findet man manchmal ganz unvermittelt, auch wenn das restliche Outfit schon länger im Schrank hängt."

Und danach? Anna Benedicta Walser wird weiter Hüte sammeln: "Ich habe von Leuten gehört, die mehr als 100 Hüte haben."

Apfelkönigin

Quelle: oh

7 / 13

Fränkische Apfelkönigin

Name: Franziska Endres

Mission: die fränkischen Obstbauern zu unterstützen und den Menschen zu lehren, die Schätze der Natur mehr zu würdigen.

Der Weg zur Krone: Der Verband Fränkische Obstbauern ernennt die Apfelkönigin. Laien werden nicht genommen. Die Hoheit muss entweder selbst in einem Obstanbaubetrieb arbeiten oder aus einer Obstbauernfamilie stammen.

Pflichten: Es geht nicht nur ums Repräsentieren. Die Apfelkönigin informiert über Obstanbau, Regionalvermarktung, heimischen Most und Streuobstwiesen. Franziska I. kennt sich da aus - ihre Eltern haben einen Obstanbaubetrieb und sie selbst studiert Agrarmarketing.

Highlight des Jahres: Neujahrsempfang bei Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Mit ihm hat die Apfelkönigin ein bisschen geplaudert. Ob er aber Äpfel mag, erfuhr sie leider nicht.

Lebensweisheit: "Wo sich der Apfel wohl fühlt, da lebt auch der Mensch gerne."

Und danach? Die Herrin über das fränkische Streuobst will sich wieder ganz dem elterlichen Betrieb widmen. Die hoheitlichen Kontakte sind sicher nützlich.  

Zwieseler Glaskönigin

Quelle: oh

8 / 13

Zwieseler Glaskönigin

Name: Kathrin Czysch

Mission: dem Tourismus im Bayerischen Wald neue Impulse verleihen und die Menschen von der Schönheit der Region überzeugen.

Der Weg zur Krone: Die Leser einer Lokalzeitung wählen die Glaskönigin ganz basisdemokratisch. Sie sollte eine besondere Verbundenheit zum Werkstoff Glas vorweisen. Kathrin Czysch etwa kann Glasblasen.

Pflichten: Werbung im In- und Ausland für das Glas an sich und den Zwieseler Winkel.

Highlight: das Zwieseler Grenzlandfest - hier wird die Glaskönigin inthronisiert.

Lebensweisheit: "Ich bin der beste Beweis, dass auch Mädels ohne Modelmaße für etwas stehen können."

Und danach? Zumindest in Zwiesel dürfte Kathrin Czysch mittlerweile bekannt sein - es gibt sogar ein Youtube-Video mit ihr. Vielleicht ergibt sich ja daraus was.

Produktköniginnen, Heukönigin

Quelle: oh

9 / 13

Heukönigin Pfronten

Name: Susanne Egger

Mission: die Öffentlichkeit für die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Bergwiesenheu zu sensibilisieren - zumal das Naturprodukt nicht nur als Viehfutter, sondern auch als Rohstoff für Heukosmetika, Heulikör oder Heupflegeprodukte dient. Außerdem muss sie ihre Gemeinde bei deren Profilierung als Heuort unterstützen.

Der Weg zur Krone: Man sollte keine Angst vor Fragebogen haben, den Führerschein besitzen - und in einen Renault Twingo passen. Der ist nämlich das offizielle "Heuköniginnen-Auto" - wird aber bald durch einen Mazda ersetzt.

Pflichten: Besuch von Königinnen-Treffen, Trachtenmarkt und PR-Terminen. Ganz wichtig dabei: Die Heukönigin tritt überparteilich und neutral auf.

Highlight des Jahres: die traditionelle Pfrontener Viehscheid, der größte Ostallgäuer Alpabtrieb.

Lebensweisheit: "Ich reite seit 21 Jahren bei der Wohlfart Angelika, der ersten Pfrontener Heukönigin. Und wo Pferde sind, da ist auch Heu. Den Rest werde ich sicher lernen."

Und danach? Zurück ins Alltagsleben. Dann ist vielleicht auch mal Zeit für eine Heukur (dauert zwei Wochen).

Produktköniginnen, Zuckerfee

Quelle: oh

10 / 13

Ochsenfurter Zuckerfee

Name: Astrid Hoffmann

Mission: Als zuckersüße Stadtbotschafterin die "Südzuckersusi" eines großen ortsansässigen Zuckerherstellers vergessen machen.

Der Weg zur Krone: Die Stadt Ochsenfurt wählt aus einer Handvoll Bewerberinnen die geeignete Kandidatin aus. Wichtig ist nur, dass sie kein Hallodri ist, heißt es aus der Stadt. Und natürlich muss auch das äußerliche Erscheinungsbild stimmen. Die Ochsenfurter Zuckerfee ist übrigens die wohl einzige Symbolfigur, die als geringfügig Beschäftigte angestellt ist und stundenweise bezahlt wird.

Pflichten: Ganz wichtig - die Zuckerfee macht keine Werbung für die örtliche Zuckerfabrik, sondern ausschließlich für die Stadt. Man sieht sie bei Turnhalleneinweihungen, beim Pfingstritt, auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Bratwurstfest.

Highlight: Eine Werbetour mit 48 Zielen durch ganz Deutschland. Astrid Hoffmanns Vorgängerin durfte einmal mit Carolin Reiber den Weihnachtsmarkt von Marktbreit eröffnen.

Lebensweisheit: "Mit Zuckerwünschen sind Sie bei mir richtig, denn Zucker hab ich immer dabei. Bei anderen Wünschen wird es schwerer."

Und danach? Erst einmal ein salziges Leberwurstbrot.

Dupferlkönigin

Quelle: oh

11 / 13

Dupferlkönigin

Name: Verena Wühr

Mission: Die wohl wichtigste Aufgabe der Dupferlkönigin ist, zu erklären, was eigentlich ein Dupferl ist. Dabei handelt es sich um einen Südtiroler Pflaumenlikör, der mit einer aufgespießten Pflaume serviert wird. Im Lokal Derglbauer im oberpfälzischen Hemau, der Heimat der Dupferlkönigin, wird nicht angestoßen, sondern mit den Pflaumen angedupft.

Der Weg zur Krone: Die Dupferlkönigin ist eine moderne Vertreterin ihrer Zunft. Sie wird im Internet gewählt - ihre Fans haben sich in ein Gästebuch eingetragen. Verena Wühr hatte vier Gegenkandidaten - darunter drei Männer.

Pflichten: Spaß am Dupferlköniginnendasein haben und den auch anderen vermitteln. Wer gut gelaunt ist, dem schmeckt auch der Pflaumenlikör gleich viel besser.

Highlight: Das erste große Highlight steht Verena Wühr noch bevor: Sie ist zwar schon gewählte, aber noch nicht gekrönte Dupferlkönigin. Die Inthronisation findet erst Ende Juni statt.

Lebensweisheit: "Man muss reden, wie die meisten, und denken, wie die wenigsten."

Und danach? Daran will Verena Wünsch nicht denken, schließlich hat sie offiziell noch nicht angefangen. Ihre Vorgängerin hat dem Likör vorläufig abgeschworen: Sie bekommt demnächst ein Kind.

Produktköniginnen, Korbkönigin Christina

Quelle: oh

12 / 13

Korbstadtkönigin Lichtenfels

Name: Christina Seelmann

Mission: Zwei Jahre lang den Spagat zu finden zwischen dem Einsatz für die Stadt Lichtenfels, das Deutsche Flechthandwerk sowie die Einzelhandelsgemeinschaft Lichtenfels (die zahlt immerhin das Kleid).

Der Weg zur (Korb-) Krone: Fachfragen werden den Bewerberinnen gestellt, aber die sind laut Tourist-Info nicht so schwer. Wer bei der Jury punkten will, muss kontaktfreudig sein und durch gutes Auftreten bestechen. Und praktisches Geschick bringt die gelernte Mechatronikerin Christina I. auch mit.

Pflichten: Auftritt bei Stadtjubiläen, Landratsverabschiedungen und Tourismusmessen.

Highlight: Händeschütteln mit Politikgrößen beim Lichtenfelser Korbmarkt. Dieses Jahr auf der Gästeliste: Innenminister Hans-Peter Friedrich.

Lebensweisheit: "Ein bisschen Aufregung gehört natürlich dazu, aber am Tag des Festaktes wird sie so eingespannt sein, dass sie keine Zeit hat, um aufgeregt zu sein!" (Bürgermeisterin Bianca Fischer vor der Inthronisation)

Und danach? ohne königliche Pflichten das Wirtschaftsingenieurs-Studium durchziehen.

Produktköniginnen, Kohlenhofprinzessin

Quelle: oh

13 / 13

Kohlenhofprinzessin Neuenmarkt

Name: Paula Heltai

Mission: im schwarzen Kleid das Dampflokmuseum im oberfränkischen Neuenmarkt zu repräsentieren - ohne sich die Finger schmutzig zu machen.

Der Weg zur Krone: Eine Jury, hochkarätig besetzt mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Dieter Heckel und anderen, stellt beim "Dampf-Festival" schwere Fragen (Zu welcher historischen Bahnstrecke gehört die "Schiefe Ebene"?). Und wie bereitet man sich auf ein solches Casting vor, Frau Heltai? "Ich habe mich mit dem Museumsführer-Heft sehr eingehend beschäftigt und es fast auswendig gelernt".

Pflichten: Als Kohlenhofprinzessin vertritt sie zwei Jahre lang die Interessen des Deutschen Dampflokmuseums. Bei Fragen zur Dampflokmaterie kann sich die Einzelhandelskauffrau vertrauensvoll an den Vater ihres Freundes wenden - der ist immerhin bekennender Dampflok-Narr.

Highlight: Händeschütteln mit Kulturminister Heubisch im Museum, Freizeitmesse in Stuttgart - und dann tritt die schwarze Prinzessin aus Oberfranken bei der Grünen Woche in Berlin auf.

Lebensweisheit: "Vorher hatte ich ja nie etwas mit Loks zu tun, aber seit ich am Wochenende das erste Mal mitgefahren bin, bin ich Feuer und Flamme - das war echt der Hammer"

Und danach? Erst mal den Ruß von den Fingern waschen...

© sueddeutsche.de/bica
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: