Bayerische Gymnasien:Abiturienten dürfen Taschenrechner nutzen

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Matheprüfung mit Rechner: An der Uni normal, im Abi nur unter Auflagen.

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Mathe-Abi mit Hilfe: Gymnasiasten in Bayern dürfen nun doch weitere zwei Jahre Taschenrechner für ihre Abschlussprüfungen verwenden. Im Vergleich zu anderen Bundesländern standen sie bei einer Übungsklausur miserabel da.

Von Tina Baier

Anders als ursprünglich geplant dürfen die bayerischen Gymnasiasten im Mathe-Abitur 2015 einen Taschenrechner benutzen. Wie bei der vergangenen Abiturprüfung im Mai 2014 werden sie die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten haben: Bei "Variante 1" müssen die Schüler den ersten Prüfungsteil ohne Taschenrechner bearbeiten, für den zweiten Teil werden die Taschenrechner dann ausgeteilt. Bei "Variante 2" darf der Taschenrechner in beiden Teilen benutzt werden, dafür bekommen die Abiturienten eine halbe Stunde weniger Zeit.

"Nächstes Jahr wird es diese Wahlmöglichkeit nicht mehr geben", hieß es noch im Mai aus dem Kultusministerium. Vergangene Woche bekamen die Schulleiter dann ein Schreiben aus der Gymnasialabteilung, in dem steht: "Die positiven Erfahrungen mit der Wahloption zwischen den Varianten 1 und 2 in der Abiturprüfung 2014 im Fach Mathematik haben das Staatsministerium darin bestärkt, auch bei den Abiturprüfungen 2015 und 2016 den Schülerinnen und Schülern diese Wahlmöglichkeit zu eröffnen."

Wie es 2017 weitergeht, ist unklar

Wie es nach dem Jahr 2016 weitergeht, ist offenbar noch unklar. Im Frühjahr 2017 sollen die Gymnasiasten aller Bundesländer im Mathe-, Deutsch-, Englisch- und Französisch-Abitur jedenfalls die gleichen Leistungsanforderungen erfüllen. So haben es die Kultusminister der Länder beschlossen. Dazu gehört im Fach Mathematik eigentlich auch, die Aufgaben ohne Taschenrechner zu lösen.

Ziel dieses länderübergreifenden Abiturs ist es, die Abiturnoten aus verschiedenen Bundesländern vergleichbarer zu machen. Wichtig ist das vor allem bei der Vergabe von Studienplätzen, für die ein Numerus clausus gilt. Auch wenn wissenschaftlich nicht erwiesen ist, dass das Niveau des Abiturs in den Bundesländern unterschiedlich ist, bemängeln Bildungsforscher immer wieder, dass Abiturienten aus Ländern mit schwierigem Abitur, zu denen sich auch Bayern zählt, gegenüber Abiturienten aus Ländern mit einfachem Abitur im Nachteil seien.

Die meisten Schüler rechnen mit Hilfe

Bei der länderübergreifenden Übungsklausur in Mathematik, die alle Zwölftklässler aus Bayern, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern vergangenen Herbst gleichzeitig schreiben mussten, stellte sich aber heraus, dass ausgerechnet die bayerischen Zwölftklässler Schwierigkeiten hatten. Das lag unter anderem daran, dass die Aufgaben ohne Taschenrechner gelöst werden mussten, was die bayerischen Gymnasiasten nicht gewohnt sind, Schüler aus anderen Bundesländern aber schon. In Bayern fiel die Klausur derart miserabel aus, dass Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) eingriff und es den Schülern nachträglich erlaubte, die Note in der Übungsklausur wieder zu streichen.

"Die Entscheidung des Kultusministeriums, Taschenrechner bis 2016 zuzulassen, wird die Schüler bestimmt freuen", sagt ein Schulleiter eines bayerischen Gymnasiums. Allerdings sei es schon ärgerlich, dass der ganze Zirkus mit der Übungsklausur, die die Schüler ja darauf vorbereiten sollte, die Matheaufgaben ohne Hilfsmittel zu bearbeiten, vergeblich war. In der echten Abiturprüfung im Mai 2014 hatten sich Schätzungen zufolge zwischen 80 und 90 Prozent der Abiturienten dafür entschieden, den Taschenrechner für beide Prüfungsteile zu benutzen. Am städtischen Elsa-Brändström-Gymnasium in München waren es sogar hundert Prozent, die lieber den Zeitnachteil in Kauf nahmen, als ohne Taschenrechner ins Matheabitur zu gehen. "Ich werde meinen Schülern für das Abitur 2015 wieder zu Variante 2 raten", sagt Schulleiter Helmut Seidl.

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