Bayerische Freizeitparks:Suche nach dem Kick

Extreme Achterbahnen und Fahrgeschäfte für "Adrenalin Junkies": Bayerns Freizeitparks setzen vor allem auf Action - nur ein Anbieter schert aus. Was die Freizeitparks im Freistaat vorhaben. Ein Überblick in Bildern.

5 Bilder

-

Quelle: LEGOLAND Deutschland

1 / 5

Hans Aksel Pedersen hat ihn schon mal formuliert, den Wunschtraum vermutlich aller Verantwortlichen von bayerischen Freizeitparks: ,,Meine Vision ist es, dass man bis zu einer Woche hier verbringt'', sagt der Geschäftsführer des Legolands in Günzburg. Die Parks hoffen künftig auf zusätzliche Übernachtungsgäste und Besucher, die gleich mehrere Tage zwischen Achterbahn und Zirkuszelt Urlaub machen wollen. Der Großteil der insgesamt neun Parks plant deshalb eigene Hotels auf seinem Gelände und will selbst an den Übernachtungen verdienen. Doch geht das Konzept auf? Die SZ hat bei fünf bayerischen Freizeitparks nach ihren Plänen für die Zukunft gefragt.

Legoland Günzburg

Seine "Vision" verkündet Geschäftsführer Hans Aksel Pedersen, als er das neue Programm des Legolands Deutschland vorstellt. Von ihm erhofft er sich künftig Langzeitgäste von bis zu einer Woche. Pedersen will mehr Häuser für Übernachtungen bauen lassen: 24 sind es derzeit, 72 sollen es werden. "Wir erwarten, dass die gute Wirtschaftslage auch mehr Gäste für uns bedeutet", sagt der Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr zählte der 2002 gegründete Freizeitpark zusammen mit den Partnerhotels in der Region rund 226.000 Übernachtungsgäste, die Auslastung lag laut Pedersen bei durchschnittlich 87 Prozent.

Ob auch steigende Besucherzahlen ein Grund für die Expansion sind? Dazu schweigt die Parkverwaltung. Denn seit 2005 gehört das Legoland zur Merlin Entertainments Gruppe - und die veröffentlicht ihre Zahlen nur für das gesamte Unternehmen. Das Legoland zählt sich dennoch selbst "zu den vier meistbesuchten Parks in Deutschland".

Mehr als 50 Fahrgeschäfte und Shows werden auf einer Fläche so groß wie 26 Fußballfelder angeboten. Die Zielgruppe sind Familien mit Kindern im Alter zwischen drei und 13 Jahren. Gemäß dem Parkmotto "Helden gesucht" können sie etwa in die Rolle von Rennfahrern, Piraten oder Rittern schlüpfen. 160 festangestellte Mitarbeiter und bis zu 800 Saisonkräfte beschäftigt die Legowelt. Die Eintrittspreise für Kinder liegen je nach Alter zwischen 16 und 33 Euro, Erwachsene zahlen 37 Euro.

Tobias Brunner

-

Quelle: SZ

2 / 5

Bayern-Park Reisbach

Extreme Fliehkräfte, die den Körper in den Sitz pressen, Beschleunigung auf bis zu 80 Stundenkilometer, Adrenalin pur: Mit der Katapultachterbahn "Freischütz" will der Bayern-Park Achterbahnfans aus ganz Deutschland nach Niederbayern locken. "Wir erhoffen uns bis zu 100.000 Besucher mehr durch diese Neuheit", sagt Thomas Schächtl, Leiter der Pressestelle. Noch ist die nach eigenen Angaben "extremste Achterbahn Deutschlands" allerdings eine riesige Baustelle, erst ab dem Sommer soll der neue Besuchermagnet durch die engen Kurven rasen.

Auf eigene Hotels verzichtet der Bayern-Park dagegen, den Besuchern stehen fünf Partnerhotels in der Umgebung mit rund 200 Schlafplätzen zur Verfügung: "Wir setzen weiter eher auf Familien mit Klein- und Schulkindern, die einen Tag bei uns bleiben." Das Geschäft, sagt Schächtl, habe sich stark verändert, "unser Besucher will Action haben, aber eben auch ein gelungenes Arrangement". Arrangement - das heißt im knapp 400.000 Quadratmeter großen Bayern-Park Wildwasser-Rafting, eine Indoor-Kletterhalle und natürlich viele Tiere.

Im "Olymp der Tiere" beispielsweise kann der sportliche Besucher testen, ob er so schwere Baumstämme stemmen kann wie ein Gorilla, so weit springen wie ein Reh - oder eben nur laufen kann wie eine träge Ziege.

Der 1991 gegründete Park liegt in Reisbach im Städtedreieck Regensburg-München-Passau. Zwischen April und Oktober besuchen fast 400.000 Gäste den Park, das schafft Arbeitsplätze für rund 180 Mitarbeiter. 10 bis 13 Euro kostet der Eintritt, Kinder unter einem Meter Größe zahlen nichts.

Philipp Woldin

-

Quelle: SZ

3 / 5

Allgäu Skyline Park Bad Wörishofen

Sie wollen allen etwas bieten beim Skyline Park: Mit "Familien jeden Alters" wird die Zielgruppe des Freizeitparks mit Achterbahnen, Wasserrutschen und Autoskootern offiziell beschrieben. Die jungen Erwachsenen, hier "Adrenalin Junkies" genannt, soll vor allem die nach eigenen Angaben höchste Überkopfachterbahn der Welt locken. Wohl eher an ältere Besucher richtet sich hingegen das parkeigene Standesamt: Heiraten im Freizeitpark. Und vereinzelt öffnet der 1999 gegründete Skyline Park auch nachts seine Tore.

Bei den Besuchern scheint das gut anzukommen, denn auch im Unterallgäu will man das Angebot weiter vergrößern: "Noch gibt es einen Partnerprospekt mit 15 Hotels. Aber natürlich wollen wir selbst an den Übernachtungen verdienen", erklärt eine Sprecherin. Hier bestünde auch für andere Parks häufig noch Nachholbedarf.

Bis 2013 seien beim Skyline Park "erlebnisreiche Übernachtungsmöglichkeiten" geplant - die Details: noch streng geheim. Außerdem würden bis 2014 weitere Großanlagen hinzukommen, mittelfristig soll der Park von 17 auf 30 Hektar wachsen. Pro Saison zählt er derzeit rund 350.000 Besucher, etwa 100 Mitarbeiter finden hier Arbeit. Für Kinder bis zu einer Körpergröße von einem Meter ist der Eintritt frei, ansonsten fallen 16 Euro an. Für Erwachsene kostet der Eintritt 19 Euro.

Tobias Brunner

Schneeeulen-Nachwuchs in Geiselwind

Quelle: dpa

4 / 5

Freizeitland Geiselwind

"An eigenen Hotels auf dem Parkgelände führt in der Zukunft wohl kein Weg vorbei", sagt Brigitte Mahr, Leiterin der Pressestelle des Freizeitlands Geiselwind. Sie scheint noch nicht recht zu wissen, ob sie das gut oder schlecht finden soll. Der fränkische Park kooperiert mit insgesamt 16 Pensionen und Gasthöfen aus der Region. Doch auch Geiselwind selbst möchte für Übernachtungsgäste langfristig attraktiv sein. Entschieden, "ob und wann wir Häuser in unserem Freizeitpark bauen", sei allerdings noch nichts, erklärt Mahr.

Das Freizeitland liegt direkt an der A3 zwischen Würzburg und Nürnberg und zieht pro Saison rund 450.000 Besucher an. Besonders Familien und Tagesgäste besuchen den 400.000 Quadratmeter großen Freizeitpark. 1969 wurde der Park als "Vogel-Pony-Märchen-Park" gegründet, die Macher setzten ganz auf das damals bahnbrechende Safari-Konzept: ein Park voller freilaufender Tiere.

Mehr als 40 Jahre später muss das Freizeitland mehr bieten, Geiselwind hat ab April Live-Shows wie die "Acapulco-Turmspringer" und eine neue Achterbahn. Im umgebauten Zirkus tritt Hochseilartist Wolf Fisher mit einem Schwert-Balanceakt auf.

In der Hochsaison im Sommer beschäftigt das Freizeitland bis zu 250 Mitarbeiter, zu Umsatz und Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben. Besucher zahlen streng nach Größe: Unter 1,10 Meter ist der Eintritt kostenlos, Kinder bis 140 Zentimeter zahlen 20 Euro, für alle anderen Besucher darüber werden 24 Euro fällig.

Philipp Woldin

-

Quelle: SZ

5 / 5

Playmobil FunPark Zirndorf

Sich möglichst von der Konkurrenz abheben, das ist wohl ein Ziel aller bayerischen Freizeitparks. Beim Playmobil FunPark hat man sich darüber besonders Gedanken gemacht. Denn die Betreiber verzichten nach eigenen Angaben auf die klassischen Fahrgeschäfte und setzen stattdessen auf das Mitmach-Prinzip. "Aktiv sein statt in der Schlange stehen und Bewegung im Spiel", heißt das Motto für Familien mit Kindern von vier bis zehn Jahren.

Die überdimensionalen Spielwelten zum Thema Dinosaurier, Wilder Westen oder Bauernhof würden jährlich um ein Areal erweitert, erklärt eine Sprecherin - 2011 komme ein Balancier-Parcours hinzu. Der Preis für ein Tagesticket liegt je nach Saison zwischen acht und zehn Euro. Rund 700.000 Gäste besuchen das etwa 90.000 Quadratmeter große Gelände jährlich. Das schafft Arbeitsplätze für durchschnittlich etwa 170 Mitarbeiter.

Die Verantwortlichen des Playmobil FunParks (im Jahr 2000 eröffnet) vertrauen auf ihr eigenes Konzept. Sie grenzen sich deshalb auch ab vom Trend zur Übernachtungsmöglichkeit unmittelbar am Park. Zwar sei das Familienhotel mit seinen 28 Zimmern während der Saison stets komplett ausgebucht. Pläne zum Ausbau der Plätze gebe es aber nicht. "Die regionalen Gaststätten bleiben ein guter Anlaufpunkt für Familien", sagte die Sprecherin. Ohnehin würden viele Gruppen am selben Abend wieder nach Hause fahren. Denn: "Die Kinder bewegen sich tagsüber viel bei uns, die Heimfahrt verläuft also oft sehr ruhig."

Tobias Brunner

© SZ vom 21.04.2011/tob
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: