Tourismus:Raus aus der Ferienregion

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Die Region um Bayerisch Eisenstein lockt mit Wäldern, Seen und Flüssen sowie einer vielfältigen Tier-und Pflanzenwelt viele Wanderer an. (Foto: Klaus Rose/Imago)

Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein will aus einem Tourismusbündnis austreten – und löst damit bei örtlichen Hoteliers „Entsetzen“ aus.

Von Maximilian Gerl

Wenn es nach Michael Herzog gegangen wäre, dann wäre die Sache anders abgelaufen. „Ich bin eigentlich wer, der die Alternativen vorher prüft“, sagt er über sich selbst am Telefon. Aber nun muss es Bürgermeister Herzog genau umgekehrt halten, seit feststeht, dass seine Gemeinde Bayerisch Eisenstein aus der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) austreten wird. Unter diesem Namen haben sich ursprünglich zwölf Bayerwald-Gemeinden zusammengetan, um den Tourismus in ihrer Region besser zu vermarkten – doch das funktioniere für Bayerisch Eisenstein zu wenig, fand der Gemeinderat dieser Tage mehrheitlich. Für Herzog die falsche Entscheidung, zumindest hätte er gerne vorher alle Beteiligten und Ideen an einem Tisch versammelt, aber mei, jetzt ist die Sache, wie sie ist. „Jetzt müssen wir Alternativen suchen“, sagt er.

In jedem Fall darf die Entscheidung in Bayerisch Eisenstein (Landkreis Regen) als ungewöhnlich gelten. Tourismus- und Marketingvereinigungen sind gerade für kleinere Gemeinden häufig ein probates Mittel, um im Wettbewerb um Urlauber auf sich aufmerksam zu machen. Das Motto: Gemeinsam ist man stärker. Selten wird daher aus solchen Bündnissen ausgeschert, und wenn doch, muss schon Grundsätzliches auseinandergehen.

Im Falle von Bayerisch Eisenstein aber sind die Verantwortlichen in Rathaus und Verbund noch auf der Suche nach dem grundlegenden Problem. Zwar strukturiert sich die FNBW derzeit um, was angeblich nicht allen gleich gut gefällt; zwar heißt es, dass die FNBW bei steigenden Ausgaben zu wenig Übernachtungen generiert habe. Doch dem widerspricht Bürgermeister Herzog: Schließlich habe man auch gut 600 Gästebetten weniger als früher – weil Pensionen zugemacht hätten oder zu Zweitwohnsitzen geworden seien. FNBW-Geschäftsführer Robert Kürzinger verweist darauf, dass man bei Übernachtungen und Gästeankünften zuletzt im Plus gelegen habe. Wenn die Zahlen nicht stimmen würden, sagt er, dann könne er die Entscheidung ja verstehen. Aber so bleibe für ihn der Eindruck eines „Hau-Ruck-Verfahrens“. Ähnlich äußern sich Hoteliers. Einer teilte dem Gemeinderat per Brandbrief gar sein „Entsetzen“ mit. Er könne nicht verstehen, wie man eine solche Entscheidung treffen könne, „ohne ein vielversprechenderes Ersatzkonzept“ zu haben.

Tatsächlich sind jetzt die Fragezeichen groß, in Bayerisch Eisenstein wie bei der FNBW. Vereinfacht hat die Firma bisher das Marketing für den Ort übernommen, IT verwaltet oder das Personal für die Touristinfo gestellt. Ein Geflecht, das mit den übrigen Mitgliedsgemeinden – Eppenschlag, Frauenau, Hohenau, Kirchdorf, Lindberg, Mauth-Finsterau, Neuschönau, Sankt Oswald-Riedlhütte, Schönberg, Spiegelau und Zwiesel – verwoben ist und nun bis Jahresende entwirrt werden muss. Bei wem sind von Januar 2025 an die drei Mitarbeiterinnen in der Touristinfo beschäftigt? Gilt die Gästekarte, mit der sich in der Region kostenlos Bus fahren lässt, dann weiter auch in Bayerisch Eisenstein? Und wie bekommt man die Umstellung mitten in der Winter-Hochsaison hin, ohne Urlauber zu verärgern?

Kürzinger weiß es noch nicht, hofft aber, dass der Gemeinderat seine Entscheidung überdenkt. Für die FNBW sei der Austritt von Bayerisch Eisenstein ein großer Verlust, der Standort „superwichtig“: Er ist Bahnhalt und Luftkurort, ein Tor zum Bayerischen Wald und Großen Arber, verbindet grenzüberschreitend Ostbayern und Tschechien. Bürgermeister Herzog hingegen spricht von einer demokratischen Entscheidung, die er umsetzen werde. „Ich bin nicht gewählt worden, um den Sand in den Kopf zu stecken.“ Mitglied in den Tourismusverbänden Ostbayern und Arberland bleibe man aber.

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