Süddeutsche Zeitung

Artenschutz:Bavaria ist wieder auf Sendung

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Das GPS-Gerät des Berchtesgadener Bartgeiers hat wieder Strom, beiden im Sommer ausgewilderten Tieren geht es offenbar gut.

Von Matthias Köpf, Berchtesgaden

Drei Prozent Akkustand, das kann manchen Handynutzer nahezu in Panik versetzen. Für Ulrich Brendel ist es eine hervorragende Nachricht, aber es geht da auch gar nicht um das Mobiltelefon des stellvertretenden Nationalparkchefs in Berchtesgaden, sondern um den Ladezustand des GPS-Senders, den das junge Bartgeier-Weibchen Bavaria um die Hüfte trägt. Bavaria war im vergangenen Sommer im Nationalpark ausgewildert worden, zusammen mit einer Artgenossin, der von den SZ-Lesern benannten Wally. Doch während Wally auf Sendung blieb, fehlte von Bavaria schon seit Ende November jedes Signal. Inzwischen haben die Solarzellen am Sender laut Brendel aber wieder so viel Strom produziert, dass auch Bavaria geortet werden kann.

Brendel zeigt sich darüber ebenso erleichtert wie sein Co-Projektleiter Toni Wegscheider vom Landesbund für Vogelschutz. Obwohl man nie Grund gehabt habe, am Wohlergehen von Bavaria zu zweifeln, habe man immer auf ein Lebenszeichen gehofft, wie sie es jetzt wieder gibt, sagt Wegscheider. "Da fällt einem schon ein Stein vom Herzen." Laut ihren aktuellen Positionsdaten zieht Bavaria ihre Kreise rund um den Hochschwab in der Steiermark, Wally hat zuletzt weiterhin die Berchtesgadener und Salzburger Alpen rund um die Watzmann-Ostwand und den Pass Lueg abgeflogen. Dort kennen die Tiere das Terrain und dürfen auf Nahrung in Form von abgestürzten oder von Lawinen mitgerissenen Gämsen oder Steinböcken hoffen.

Den beiden ersten Bartgeiern, die in Deutschland seit Ausrottung der Tierart vor mehr als 100 Jahren wieder ausgewildert wurden, geht es offenbar gut. Das dürfte auch die vielen Menschen freuen, die ihre Flugrouten online verfolgen. Nach dem Ausfall von Bavarias Sender hatten Vogelfreunde dem Projektteam zahlreiche Beobachtungen gemeldet, darunter allerdings keine zweifelsfreien Sichtungen von Bavaria, aber unter anderem Fotos von Seeadlern aus Brandenburg, Steinadlern aus Salzburg und selbst eines Storchs aus Bayern.

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