Bank zahlt Geburtstagsparty für Landrat:Hofhalten auf Miesbacher Art

Markus Wasmeier Bauernhof und Wintersportmuseum

Eine ansprechender Ort für die Geburtstagsfeier des Miesbacher Landrats: Das Bauernhofmuseum von Olympiasieger Markus Wasmeier.

(Foto: Manfred Neubauer)

Alphornbläser, eigens gebrautes Bier und prominente Gäste: CSU-Landrat Jakob Kreidl aus Miesbach ließ sich das Fest zu seinem 60. Geburtstag von der Kreissparkasse sponsern. Es ist von einer Summe von bis zu 80 000 Euro die Rede. Kreidl schweigt dazu, in seiner Partei wächst dagegen der Ärger.

Von Heiner Effern und Christian Sebald

Schweinsbraten und ein eigens gebrautes Jakobus-Bier, Alphornbläser und Schnapserl, sogar die Wolken sollen sich rechtzeitig verzogen haben. Als sich der Miesbacher Landrat und Präsident des Landkreistags, Jakob Kreidl (CSU), anlässlich seines 60. Geburtstags feiern ließ, hatte offenbar alles gepasst. Sogar Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kam zu dem Fest am 16. August 2012 in das Bauernhofmuseum des einstigen Skistars Markus Wasmeier in Schliersee, ebenso die damalige Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) und Herzog Max in Bayern. Auch Kardinal Reinhard Marx soll warme Worte gesprochen haben, wie Gäste berichten. Kreidl selbst zitiert die Tegernseer Zeitung so: "Ich hoffe, dass mich der Zauber dieses 60. Geburtstags noch lange verfolgt."

Es ist längst nicht mehr der Zauber dieses bayerischen Festes, der Kreidl verfolgt. Überall im Oberland regen sie sich darüber auf, dass Kreidls Geburtstagsfeier für etwa 350 geladene Gäste offenbar um die 80 000 Euro gekostet hat. Aber nicht nur das. Den Hauptanteil der Kosten hat anscheinend die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee finanziert. Im Verwaltungsrat des Geldinstituts ist die Rede von 50 000 Euro. Aber auch der Landkreis Miesbach habe sich mit einer Summe zwischen 20 000 und 30 000 Euro beteiligt. Kreidl selbst habe nur ungefähr 7000 Euro übernommen, heißt es aus dem Aufsichtsgremium, dessen Chef kraft Amtes Landrat Kreidl ist. Es kursieren freilich auch andere Zahlen.

Miesbacher Landrat Kreidl ist neuer Landkreispräsident

Ließ sich die Geburtstagsparty von der Sparkasse bezahlen: der Miesbacher CSU-Landrat Josef Kreidl.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

In der CSU hört man, die Kreissparkasse habe sogar 60 000 Euro für Kreidls 60. Geburtstag bezahlt. Und in Bürgermeister-Kreisen sprechen sie von den gesamten 80 000 Euro. Das Landratsamt und die Kreissparkasse, die die wirklichen Summen nennen könnten, schweigen sich aus. "Die Aufwendungen für die Feierlichkeiten anlässlich des 60. Geburtstages von Landrat Jakob Kreidl lagen im angemessenen und üblichen Rahmen", erklärten beide am Mittwoch in einer gemeinsamen Stellungnahme. "Für die von ihm privat eingeladenen Gäste hat Landrat Kreidl die Kosten nachweislich in voller Höhe übernommen." Kreidl selbst äußerte sich nicht.

Rein rechtlich ist eine solche Kostenübernahme durch die Sparkasse offenbar nicht zu beanstanden, auch wenn sie eine so hohe Summe betrifft. Der Sparkassenverband Bayern betont, dass es keine offiziellen Richtlinien für die Ausrichtung von Festen wie dem Geburtstag eines Landrats und Verwaltungsratschefs gebe. Jede Sparkasse sei rechtlich eigenständig und entscheide darüber selbst. Die Prüfung der Kreissparkasse durch den Verband habe nichts ergeben, sagt eine Sprecherin.

Festhalten an der Kandidatur

Gleichwohl sehen Sparkassen-Funktionäre das Fest für Kreidl sehr kritisch. "Natürlich beteiligen sich unsere Institute immer mal wieder an Veranstaltungen von Landkreisen und Landräten, an Neujahrsempfängen etwa und auch an Feiern von runden Geburtstagen des Landrats", sagt ein hochrangiger Verbandsvertreter. "Das sind gesellschaftliche Ereignisse, da sind wir Sparkassen allein schon deshalb dabei, weil wir ja den Kommunen gehören."

Die Zeiten, in denen solche Empfänge und Feste willkommene Gelegenheiten zum Prassen waren, seien aber vorbei. "Das sind in der Regel Stehempfänge, bei denen höchstes Häppchen, Wein und Bier gereicht werden", sagt der Sparkassler. "Mehr als 10 000 Euro Kosten fallen da nicht an." Und die würden üblicherweise nach gleichen Teilen unter den Veranstaltern aufgeteilt. "Auf die Sparkasse entfallen da höchstens 3000 bis 4000 Euro", sagt der Verbandsmann, "50 000 Euro allein für die Sparkasse, das sprengt jeden Rahmen, das geht gar nicht."

In der CSU wächst der Groll

Wenig verwunderlich, dass Kreidls Geburtstagsfest und die Kosten dafür Tagesgespräch im Oberland sind. Zumal die ersten Planungen sogar einen sechsstelligen Betrag verschlungen hätten. Da hilft es auch nichts, dass Kreidl zumindest dies verhindert haben soll. Auch in der CSU wird der Groll immer größer. Manche Parteifreunde sprechen von einem regelrechten Lagerkampf zwischen den Kreidl-Gegnern und seinen Freunden. Wobei letztere angeblich immer weniger werden. "Das ist ja alles nicht mehr vermittelbar", sagt ein prominentes Parteimitglied. "Seit das Plagiat bei seiner Doktorarbeit bekannt geworden ist, reißen die Affären nicht mehr ab."

Zwischen den Jahren haben sie in der CSU in Krisensitzungen immer wieder auf Kreidl eingeredet, dass es besser sei für ihn und die CSU, wenn er auf eine erneute Kandidatur als Landrat verzichte. Selbst die Wirtschaftsministerin und Chefin der Oberbayern-CSU, Ilse Aigner, soll Kreidl ins Gewissen geredet haben. Auch über potenzielle Nachfolge-Kandidaten wurde gesprochen. Doch letztlich wollte keiner den Königsmörder geben. "Und Kreidl zeigt nach wie vor keinerlei Einsicht", sagt einer, der bei den Gesprächen dabei war. "Der hält einfach an seiner Kandidatur fest."

Dabei setzen die Affären dem Landrat natürlich zu. Das vergangene Jahr sei "eines der schwierigsten in meinem bisherigen Leben" gewesen, schreibt Kreidl in einem Brief, den er am 7. Januar an seine Parteifreunde im Landkreis verschickt hatte und in dem er sie um Verzeihung bat. "Ein mir bis dahin nicht bewusster Fehler aus meiner Vergangenheit holte mich plötzlich wie aus dem Nichts mit voller Wucht ein", heißt es weiter - offenbar in Anspielung auf den Betrug bei seiner Doktorarbeit. Trotz einer eidesstattlichen Erklärung, die Arbeit in Eigenleistung erstellt zu haben, hatte sie Kreidl größtenteils abgeschrieben, ohne die Quellen zu nennen. Kurz vor Jahreswechsel hatte die Bundeswehr-Uni Neubiberg Kreidl dafür den Doktortitel aberkannt.

Kreidl dürfte den Zeitpunkt für seinen Brief sehr bewusst gewählt haben. Wenige Tage später wollte die CSU ein letztes Mal beraten, ob sie ihren Landratskandidaten nicht doch noch austauscht. "Letztlich fand die Mehrheit, dass Kreidl kandidieren soll", sagt ein Parteimitglied, das bei dieser Aussprache dabei war. "Moralisch und ethisch muss das jeder für sich beurteilen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: