Süddeutsche Zeitung

Emtmannsberg:Millionen auf dem falschen Konto

  • Der 50 Jahre alte Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.
  • Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten die Geschäftsstelle und seine Wohnung nach Beweisen.
  • Die Bank teilte mit, die Kundengelder und die Genossenschaftsanteile seien abgesichert.

Von Claudia Henzler

Der Tatort ist eine kleine Genossenschaftsbank im oberfränkischen Emtmannsberg im Landkreis Bayreuth. Es gibt dort noch nicht einmal 1100 Einwohner, doch es geht um etwa zwei Millionen Euro. Ein 50-jähriger Mann, der in der Raiffeisenbank als geschäftsführender Vorstand gearbeitet hat, soll diese Summe veruntreut haben. So lautet der Verdacht, den Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag publik gemacht haben. Der Mann sitzt bereits seit Freitag in Untersuchungshaft. Am Montag durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft die Bank und seine Wohnung nach Beweisen.

Die Ermittler werfen dem Verdächtigen vor, seit 2017 Geld in mehreren Teilbeträgen abgezweigt und "für sich verwendet" zu haben. Um die Taten zu verschleiern, soll der 50-Jährige die Buchführung und Kontoauszüge der kleinen Bank manipuliert haben. Seine leitende Position scheint ihm dies ermöglicht zu haben, ohne dass es zunächst auffiel.

Der Emtmannsberger Bürgermeister Thomas Kreil ist Vorstandsvorsitzender der Bank, die nur eine einzige Geschäftsstelle hat. Sie ist "eine der kleinsten Banken in Bayern", wie er vermutet. Bei Genossenschaftsbanken ist es üblich, dass sich der Vorstand aus geschäftsführenden und ehrenamtlichen Vorständen zusammensetzt. Er sei menschlich tief enttäuscht, sagte Kreil am Dienstag der Süddeutschen Zeitung. "Man glaubt es nicht. Aber es gibt offenbar nichts, was es nicht gibt."

Die Bank mit etwa 3000 Kunden habe bisher keine öffentliche Erklärung abgegeben, weil sie die Ermittlungen nicht behindern wollte, werde das jetzt aber nachholen, kündigte Kreil an. "Wir werden die Kunden und Mitglieder informieren, und zwar transparent und vollumfänglich." Ob Konten womöglich von Manipulationen betroffen waren, könne er nicht sagen. "In jedem Fall sind die Kundengelder und die Genossenschaftsanteile abgesichert." Zum einen über Eigenkapital, zum anderen über Sicherungseinrichtungen der Volks- und Raiffeisenbanken. Man werde versuchen, so schnell wie möglich wieder einen zweiten Geschäftsführer einzustellen, kündigte Kreil an.

Die Ermittlungen führen die Wirtschaftsabteilung der Staatsanwaltschaft Hof sowie das Fachkommissariat für Vermögens- und Wirtschaftskriminalität der Kripo Bayreuth.

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