Bank sponsert Geburtstagsparty:Landrat Kreidl rechtfertigt sich

Fast 70.000 Euro kostete die Geburtstagsparty von CSU-Politiker Kreidl, mehr als die Hälfte sponserte die Kreissparkasse. Nun erklärt der Miesbacher Landrat plötzlich, die Party sei auch ein Dank an verdiente Persönlichkeiten gewesen. Er selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne.

Von Christian Sebald

Die umstrittene Feier zum 60. Geburtstags des Miesbacher Landrats und Präsidenten des Landkreistags, Jakob Kreidl, im Bauernhofmuseum in Schliersee hat 68.600 Euro gekostet. Wie der CSU-Politiker am Donnerstag erklärte, hat davon die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee 40.000 Euro bezahlt. 21.000 Euro finanzierte der Landkreis. Kreidl selbst übernahm 7600 Euro. Dies seien alle Kosten für seine Familie, seine persönlichen Freunde und Bekannten gewesen, die zu der Feier eingeladen waren. Noch am Mittwoch hatte sich Kreidl geweigert, die Ausgaben und die Kostenaufteilung für das Feier mit 350 Gästen zu nennen. "Die Aufwendungen lagen im angemessenen und üblichen Rahmen", ließ er mitteilen.

Nun sieht der Landrat das Fest nicht mehr nur als seine Geburtstagsfeier. Sondern als Dank an verdiente Persönlichkeiten. Unter den Organisatoren habe Einigkeit bestanden, dass die Geburtstagsfeier "auch dazu genutzt werden sollte, verdienten Persönlichkeiten für ihr Wirken im Landkreis zu danken", erklärte Kreidl. Deshalb habe man es "in einem größeren Rahmen durchgeführt."

Im BR betonte der Landrat außerdem, dass dies durchaus üblich sei und er dies auch in den vergangenen Wochen erläutert habe. Außerdem fühlt sich Kreidl offenbar als Opfer. Als Grund, warum die Kritik an der Feier jetzt hochkocht, vermutete der Landrat gegenüber dem BR eine Kampagne "einige Wochen vor der Kommunalwahl".

Mit diesen Erklärungen dürfte Kreidl aber schwerlich aus der Kritik kommen. "Das war doch kein Dankesempfang", hieß es am Donnerstag unisono im Landkreis. "Das war ganz klar ein großes Geburtstagsfest." Etliche Kreisräte, die unter den Gästen waren gingen "selbstverständlich davon aus, dass Kreidl zumindest den Löwenanteil der Kosten selbst bezahlt und es nicht andersherum ist".

Auch aus dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse hieß es, "wir sind alle aus den Wolken gefallen, als wir im Nachhinein erfahren haben, wie teuer das Fest war und wie die Kosten aufgeteilt worden sind." Im Vorfeld sei das Kontrollgremium, dessen Vorsitz Kreidl kraft Amtes innehat, weder mit den Planungen, noch mit den Kosten befasst worden.

Aigner verweigert jede Stellungnahme

Zu dem Fest am 16. August 2012 hatte Kreidl nicht nur sämtliche Kreisräte seines Landkreises eingeladen. Sondern auch zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft , Behörden und Verbänden. Dazu kamen eine Reihe Ehrengäste bis hinauf zu Ministerpräsident Horst Seehofer, die damalige Bundesministerin Ilse Aigner und den Münchner Kardinal Reinhard Marx. Schon am Vormittag bevor das Fest im Bauernhofmuseum des Ex-Skistars Markus Wasmeier stieg, hatte Kreidl für mehr als hundert Mitarbeiter des Landkreises, Vereinsvertreter und andere Ehrenamtlichen einen Empfang im Miesbacher Landratsamt ausgerichtet.

Für die CSU kommt die neue Affäre um Kreidl zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Landrat ist wegen seiner gefälschten Doktorarbeit, seiner Verstrickung in die Familienaffäre der CSU und anderer Ungereimtheiten seit etlichen Monaten massiv in Bedrängnis. Erst vor kurzem hatten ihn prominente Parteimitglieder bis hinauf zu Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) von einer erneuten Landrats-Kandidatur abzubringen versucht. Doch Kreidl hält an ihr fest, und die CSU kann ihn jetzt nicht mehr auswechseln. selbst wenn sie wollte. Wohl deshalb ducken sich jetzt alle weg.

Aigner verweigerte am Donnerstag im Landtag jede Stellungnahme. Auch die örtlichen CSU-Größen in Miesbach äußerten sich nicht. Selbst die Grünen und die SPD äußerten sich moderat. Sie forderten, dass Kreidl alle Umstände des Festes transparent darlege. Außerdem dürfe es keine derartigen Geburtstagsfeste mehr geben.

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