Bamberg:Wie man über eine App zum Samariter wird

  • Per App Geld spenden, ohne welches auszugeben - das ist die Idee des Bamberger Geschäftsmannes Rainer Rother.
  • Wohltätige Zwecke sollen mit der Anwendung unterstützt werden.
  • Doch die User zahlen nicht - sondern generieren Geld, indem sie sich Werbung anschauen.

Von Karsten Fehr, Bamberg

Klingeling. Es sind drei Töne, die Rainer Rother ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Immer dann, wenn der 37-Jährige die kleine Messing-Glocke in seinem beschaulichen Büro im oberfränkischen Bamberg läutet, bedeutet das: Sein Unternehmen hat soeben einen weiteren Meilenstein erreicht - und damit wieder eine Menge Menschen glücklich gemacht.

"smoost" - so heißt das Startup-Unternehmen, das Rother im Jahr 2013 gegründet hat. Die Firma entwickelte eine Smartphone-App, mit der Spenden für wohltätige Zwecke generiert werden. Das Besondere: Die Nutzer können spenden, ohne einen einzigen Cent auszugeben. Eine Viertel Million Euro sind so bereits zusammengekommen. "Es ist toll, mitzuerleben, wie viel Gutes wir mit unserer kleinen App schon bewirkt haben", sagt sich der Unternehmer.

Das Prinzip "smoost" funktioniert so: Ein Nutzer lädt die App kostenlos auf sein Smartphone. Anschließend wählt er ein wohltätiges Projekt eines Vereins aus, für das er gerne spenden möchte. "Das kann ein Einsatzfahrzeug für die Wasserwacht sein oder auch nur ein Satz Trikots für eine Fußballmannschaft", erklärt Rother. Der Spender muss dabei aber nicht in die eigene Tasche greifen. "Er muss sich die Werbung eines regionalen Geschäfts ansehen, sei es vom Discounter oder dem Baumarkt", erläutert der Bamberger Unternehmer. Pro Werbeprospekt, das auf dem Smartphone durchgeblättert wird, erhält Rother sieben Cent - zwei Cent behält er, fünf Cent werden gespendet. "Wir wandeln Werbegelder in Spenden um", sagt der Geschäftsführer.

Auf die Idee zu "smoost", dessen Name sich aus den englischen Wörtern "smart" und "to boost" zusammensetzt und mit "clever helfen" übersetzt werden könnte, kam Rother vor vier Jahren. "Auf dem Werbemarkt im Internet fließen riesige Geldsummen - allerdings nur zwischen Werbetreibenden und Webseiten-Betreibern", schildert der 37-Jährige seine damaligen Überlegungen. "Ich wollte eine Möglichkeit schaffen, den Verbraucher, der sich eine Werbung ansieht, selbst bestimmen zu lassen, was mit dem Geld geschieht, das seine Aufmerksamkeit wert ist."

Der Gedanke überzeugte Rother. So sehr, dass er sich entschied, sein altes Unternehmen nach zehn Jahren aufzugeben und "smoost" zu gründen. Inzwischen ist eine Menge passiert: 1500 Vereine haben sich in der App registriert und dabei mehr als 1600 Hilfsprojekte ins Leben gerufen. 75 Millionen Prospektseiten Werbung hat Rother bisher ausgeliefert und damit Spenden in Höhe von mehr als 250 000 Euro generiert. "Die Entwicklung ist unglaublich", sagt der Bamberger. "Wir haben mit einem Umsatz von 50 Euro im Monat angefangen, inzwischen sind es 46 000."

Jeden Monat ein neuer Rekord

Zwar wirft Rothers Unternehmen noch keine Gewinne ab, doch nach Meinung des Geschäftsführers wird sich das schon bald ändern. "Momentan brechen wir jeden Monat neue Rekorde. Allein im Oktober sind bislang mehr als 34 000 Euro an Spenden zusammengekommen. Und das Beste: Die meisten Leute kennen uns noch gar nicht." Ziel sei es, irgendwann zehn Prozent der insgesamt etwa 600 000 Vereine in Deutschland zu erreichen. "Das wäre mein Traum", sagt Rother.

Viele Vereine freilich seien von dem kostenlosen Dienst begeistert, sagt Rother: "Sie können Projekte finanzieren, die sie sich sonst vielleicht nie hätten leisten können. Wir haben etwa eine neue Wasserrettungsstation finanziert oder die Kosten für die Sanierung eines Malteser-Autos übernommen." Das Feedback, das er nach solchen Spenden erhalte, sei für ihn das Schönste. "Oft sind es rührende E-Mails oder Postkarten, mit denen sich die Menschen bei uns bedanken", sagt der Unternehmer und fügt hinzu: "Das sind dann genau die Momente, in denen man weiß, wofür man arbeitet."

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