Bamberg:Theresianum soll schließen

Bamberg: Besonderer Ort: Im Theresianum können Interessierte jeden Alters bisher Abitur machen, doch wie lange noch?

Besonderer Ort: Im Theresianum können Interessierte jeden Alters bisher Abitur machen, doch wie lange noch?

(Foto: oh)

Dem Spätberufenen-Gymnasium geht das Geld aus, niemand will helfen

Von Katja Auer, Bamberg

Der Termin für das große Fest steht fest. Jetzt schon. Am 30. September 2016 soll mit einem feierlichen Festakt das 70-jährige Bestehen des Theresianums begangen werden. Ob es da allerdings noch Grund zur Freude gibt, ist auf einmal nicht mehr klar. Denn der Karmelitenorden will sein Spätberufenen-Gymnasium in Bamberg schließen. Schüler und Lehrer wurden von der Nachricht völlig überrascht.

"Wir waren völlig baff und schockiert", sagt Anne Weichselfelder. Mitten im Abitur erfuhr sie von den Plänen und statt sich voll und ganz auf die Prüfungen zu konzentrieren, organisierten die Schüler den Protest. Die Gruppe #RettetdasTheres hat beim sozialen Netzwerk Facebook inzwischen fast 500 Unterstützer. "Wir wollen mehr Aufmerksamkeit erreichen", sagt Anne Weichselfelder. Also wurden Medien kontaktiert, Flyer gedruckt, demnächst soll eine Demonstration stattfinden.

"Der Schock ist einer gewissen Aktivität gewichen", sagt der stellvertretende Schulleiter Stephan Reheuser. Auch die Lehrer sind schon aktiv geworden, haben Briefe geschrieben an Politiker, in der Hoffnung, dass sich "eine Institution findet, die uns unterstützt". Denn dem Karmelitenorden geht das Geld aus für die Schule, die schrumpfende Zahl von Ordensbrüdern fordert Konsequenzen.

Dabei ist das Theresianum eine in Oberfranken einmalige und in Bayern seltene Einrichtung. Am Spätberufenen-Gymnasium und dem Kolleg können Interessierte jeden Alters mit einem qualifizierten Hauptschulabschluss oder einer Berufsausbildung die allgemeine Hochschulreife erwerben. In Bayern gibt es nach Angaben Reheusers nur sechs Kollegs und drei Spätberufenen-Gymnasien. "Hier stehen die Pforten für alle offen", sagt Anne Weichselfelder, die sich nach dem Quali, einem Jahr an einer Wirtschaftsschule und einer abgebrochenen Konditoren-Lehre für das Theresianum entschied. Und nach dem Abitur jetzt Jura studieren will. "Hier ist man nicht nur eine Nummer", sagt sie und würde sich wieder für die Schule entscheiden.

180 Schüler besuchen zurzeit das Theresianum, 60 haben sich für das neue Schuljahr angemeldet. Sie sollten wegen der geplanten Schließung gar nicht erst anfangen dürfen, nun teilte die Schulleitung mit, dass sie sogar ihr Abitur in drei oder vier Jahren noch machen können. "Das ist ein Riesenerfolg", sagt Anne Weichselfelder und hofft auf weitere. Die potenziellen Geldgeber allerdings halten sich zurück. Da ist die Stadt Bamberg, die Schulen betreibt, dem Theresianum aber allenfalls "beratend" zur Seite stehen könne. Da ist das Kultusministerium, wo die Vertreter des Ordens vorgesprochen haben, aber nach Angaben eines Ministeriumssprecher nicht um die Übernahme der Trägerschaft baten. Und da ist das Erzbistum Bamberg, das eigene Schulen hat und das Theresianum deswegen nicht auch noch übernehmen möchte. Die Unterstützer wollen das Theresianum aber nicht aufgeben. Und erstmal müssen die 47 Abiturienten am Mittwoch ihre letzte Abiturprüfung ablegen. Anne Weichselfelder in Biologie.

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