Bamberg:SPD-Schatzmeister brachte Affäre ins Rollen

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Von Olaf Przybilla, Bamberg

Thomas Goger hat gerade von der Festnahme des Regensburger Oberbürgermeisters Joachim Wolbergs gehört, für Genugtuung aber sieht er keinen Grund. Auch wenn es womöglich Anlass dafür gäbe: Goger ist Schatzmeister des SPD-Landesvorstands und hat in der Funktion die Causa Wolbergs ins Rollen gebracht: 2015 prüfte er die Rechenschaftsberichte aller bayerischen SPD-Gliederungen, darunter auch die Ortsvereine. Bei der Kontrolle eines Regensburger Ortsvereins stieß er auf Erstaunliches: ein Darlehen über 220 000 Euro, das mindestens Fragen aufwarf. Goger ist hauptberuflich Staatsanwalt, derzeit arbeitet er bei der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg und ist dort für die Bekämpfung von Cyberkriminalität zuständig. Angesichts des dubiosen Darlehens schöpfte er Verdacht. Er habe es als seine Pflicht angesehen, erklärt Goger an diesem Mittwochvormittag, die Sache "auf dem Dienstweg" der Staatsanwaltschaft Regensburg zur Prüfung vorzulegen. "An dieser Einschätzung hat sich nach wie vor nichts geändert", sagt der SPD-Mann.

Ein Genosse, der einen anderen Genossen von der Staatsanwaltschaft überprüfen lässt? Das hat nicht jedem gefallen in der Sozialdemokratie, vor allem nicht bei den Genossen in der Oberpfalz. Goger will nicht ins Detail gehen: "Zur Kenntnis genommen" habe er manche Einlassungen, groß gekümmert aber hätten ihn diese nicht. Ihm sei wichtig gewesen, dass sich das Präsidium der Bayern-SPD hinter ihn gestellt habe. Aber auch wenn es anders gekommen wäre: Eine Alternative habe es ohnehin nicht gegeben für ihn. Ein Staatsanwalt ist verpflichtet, mögliche Straftaten den zuständigen Kollegen mitzuteilen.

Als die Affäre ins Rollen kam und viele Genossen gar nicht glauben mochten, was sie da aus Regensburg zu lesen bekamen, hat Goger im SZ-Gespräch den Satz gesagt: "Man kann es sich leider nicht aussuchen als Staatsanwalt, was einem so vor die Augen kommt." Bezogen war das wohl auch auf eine persönliche Ebene: Goger kennt als Vorstandsmitglied der Bayern-SPD den OB von Regensburg auch persönlich - und das schon deshalb, weil er in Regensburg studiert und Wolbergs in dieser Zeit kennengelernt hatte. Wie auch immer, das möchte Goger betont wissen: "Der OB von Regensburg ist noch nicht verurteilt", müsse also weiter als unschuldig gelten. "Auch wenn das durch die Festnahme natürlich jetzt eine andere Qualität bekommt."

Mediale Stürme ist Goger gewöhnt. Bevor er Staatsanwalt in Bamberg wurde, war er Pressesprecher am Landgericht Bayreuth - in jener Zeit, als eine Kammer dieses Gerichts mehrmals darüber befand, dass Gustl Mollath weiter in der Psychiatrie bleiben muss. Die fragwürdigen Urteile der Kammer musste Goger der Öffentlichkeit mitteilen.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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