Melanie Huml hat gute Zeiten erlebt: Mit 32 Jahren wurde sie Kabinettsmitglied, war als Ministerin für Gesundheit und Europa zuständig, zuletzt als dienstältestes weibliches Mitglied im Kabinett Söder. Einen harten Niederschlag freilich musste sie auch erleiden: 2023 – als 48-Jährige, ein Alter eigentlich für den Zenit der Karriere – setzte Markus Söder sie als Ministerin ab. Mit freundlichen Worten zwar, aber eben doch: klassischer Karriereknick. Seither ist Huml einfache Abgeordnete aus Bamberg.
Dort wird sie als mögliche CSU-Kandidatin für die Oberbürgermeister-Wahl 2026 gehandelt und durfte kürzlich sagenhaft schmeichelhaftes über sich in der Zeitung lesen. Und zwar im „Wochenblatt“, kurz „Wobla“, einem Anzeigenblatt, das frei Haus in Bamberger Haushalte geliefert wird. Auflage: mehr als 75 000.
Die ehemalige Ministerin gelte, so urteilt das Blatt, „nicht nur als mehrheitsfähig im Stadtrat, sondern überzeugt auch durch ihre hervorragende Vernetzung in der Landespolitik und ihre wahrgenommene Problemlösungskompetenz. Ihre Beliebtheit in der Bamberger Wahlbevölkerung unterstreicht dies eindrucksvoll.“
So etwas lässt man sich natürlich gerne nachrühmen. Zumal sich die attestierte, angebliche „Beliebtheit“ auf etwas beziehen soll. Und zwar auf eine – wie das Blatt dies genannt hat – „Wobla-Umfrage“.
Damit nicht genug. Die Ex-Ministerin könnte „als Favoritin für die CSU ins Rennen gehen“, analysiert das „Wochenblatt“. Und: „Ihr Erfolg könnte dabei nicht nur ein Symbol für Wandel, sondern auch für Stabilität und Kompetenz sein, die viele Bürgerinnen und Bürger gerade in unsicheren Zeiten schätzen.“
Nach diesen nicht maximal dezenten Zuschreibungen ein Blick in die aktuelle Ausgabe des „Wobla“: Ob da wohl wieder jemand kurz vor der politischen Seligsprechung steht? Diesmal nicht, nein. Stattdessen sieht sich das Blatt zu einer Erklärung veranlasst. Man habe in der vorherigen Ausgabe mit einem „Computerabsturz kurz vor Redaktionsschluss“ zu kämpfen gehabt - samt letzten „Abstimmungen mit der Insolvenzkanzlei“ und „Diskussionen um ein neues Layout“.
„Zur Zeitersparnis“ habe man deshalb einfach mal „künstliche Intelligenz“ zu Hilfe genommen – und zwar auch für die politische „Analyse und Kommentierung“ der besagten „Umfrage“. Die freilich heißt jetzt plötzlich nicht mehr „Wobla“-Umfrage. Sondern: „CSU-Umfrage“.
Es ist Dezember, der 1. April noch weit. Nachfrage also beim „Wobla“, das eigener Darstellung zufolge seit mehr als 40 Jahren auf „unterhaltsame Art und Weise“ über „Wissenswertes aus Bamberg“ informiert: Ist das ernst?
Soll es angeblich sein. Man habe KI mit bestimmtem, dem „Wobla“ vorliegenden „Material“ gefüttert und sei dann – aus besagtem Zeitmangel – nur noch dazu gekommen, grobe Schnitzer des KI-Textes auszubessern. Werde nicht wieder vorkommen.
Und die „Wobla-Umfrage“? Habe das Blatt tatsächlich nicht selbst beauftragt. Sei von der CSU zur Verfügung gestellt worden. Die bestätigt das. Von wem exakt wiederum jenes „Material“ stammte, mit dem das Blatt eine KI gefüttert haben will, worauf diese dann eine saftige Melanie-Huml-Eloge anstimmte, bleibt offen.