Bamberg:Heimatliebe im FKK Germania

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Unbescholtene Bürger befürchten Sodom und Gomorrha unter der Reichskriegsflagge: Bamberg bekommt Frankens größten Sexclub - namens "FKK Germania".

Roman Deininger

In Bamberg gibt es bald etwas Neues, die Bamberger sagen "die Einrichtung" dazu. Nach und nach wird mehr über die Einrichtung bekannt, sie soll zum Beispiel über ein Kino, ein Fußballzimmer und eine Liegewiese verfügen.

Die Bamberger sprechen nur von "der Einrichtung": Ausgerechnet in der erzkatholischen Stadt soll Frankens größter Sexclub eröffnet werden. (Foto: ag.ap)

Die Bamberger sind misstrauisch ihrer neuen Einrichtung gegenüber, gerade die Information mit der Liegewiese hat da nicht geholfen. Dann sickerte auch noch durch, dass zehn Duschen vorgesehen sind. Zu Recht fragen sich die Bamberger, was in dieser Einrichtung wohl geschehen soll, wenn danach eine Dusche angezeigt ist.

Die Bamberger können das Wort "Einrichtung" so angewidert sagen, als hätten sie gerade eine Rauchbier-Litschi-Kaktusfeigensaft-Schorle trinken müssen. Die Sache mit der Fußbodenheizung kommt ja noch dazu. Wenn eine Einrichtung heutzutage eine Fußbodenheizung installiert, dann gibt das doch dem Einrichtungsnutzer das Gefühl, er könne jetzt einfach mal die Schuhe ausziehen.

Bamberg ist eine sehr katholische Stadt, also beschrieb der Einrichtungsbetreiber seine Geschäftsidee mit einem Bibelwort: "Sodom und Gomorrha, nur zivilisiert." Er wollte aufklären, aber das hätte er lassen sollen. Die Zeit arbeitet eh für ihn. In Bamberg gibt es das einzige Papstgrab nördlich der Alpen, die Bamberger leben gut mit diesem Superlativ. Irgendwann werden sie den größten Sexclub Frankens ähnlich gelassen sehen.

Die Debatte dreht sich inzwischen auch eher um Details, einige Stadträte sagen, sie hätten nicht gewusst, was sie da in nicht-öffentlicher Sitzung durchwinken - sie hätten an ein Swingerclübchen gedacht, nicht an einen 1500 Quadratmeter großen Vergnügungspark.

Der soll übrigens den für Einrichtungen dieser Art untypischen Namen "FKK Germania" führen. Der Autor eines Leserbriefs in der örtlichen Zeitung sieht daher schon allabendlich "Nackte die Reichskriegsflagge hissen und die erste Strophe des Deutschlandlieds singen". Die Vorstellung, bekennt er, bereite ihm "Gänsehaut". Nicht nur ihm. Kein Bamberger darf sich in diesem Fall barfuß ins Fußballzimmer setzen und so tun, als ginge ihn das Gesinge draußen vor den Duschen nichts an.

© SZ vom 22.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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