Der Fachkräftemangel ist eine Plage unserer Zeit, wer in jüngster Zeit einmal versucht hat, einen Schreiner zu beauftragen oder gar einen Heizungsmonteur, der wird die Erfahrung schon gemacht haben. In der Gastronomie kann ohnehin sofort anfangen, wer einen Teller Pommes ohne allzu großen Schaden durch einen Raum tragen kann. Und wer gar eine kundige Pflegekraft kennt, der sollte sie am besten direkt einstellen - für später.
Aber auch die Kirchen haben Nachwuchsmangel, die katholische besonders, da sind die Arbeitsbedingungen auch wirklich unattraktiv. Und wenn sich schon kein Pfarrer findet, wie dann ein Bischof?
Bamberg ist in katholischer Hinsicht gerade führungslos, aber selbst wenn es eine Ausschreibung gäbe für den Job, wäre die Reihe der Bewerber mutmaßlich überschaubar. Und so läuft es eben nicht, wer neuer Erzbischof wird, entscheidet ganz allein der Papst, da können die katholische Jugend und die engagierten Laien noch so sehr auf Mitsprache drängen. Allein die geheimnisvolle Liste, die das Domkapitel nach Rom schickt, könnte den Papst vielleicht beeinflussen.
Aber wer steht da wohl drauf? Der Weihbischof vermutlich, das gehört sich bestimmt so. Vielleicht auch anstandshalber die benachbarten Bischöfe, aber gerade die aus dem Südosten dürften in Bamberg nicht mit allzu lauten Fanfaren rechnen.
Und wie ist es mit Quereinsteigern? Thomas Gottschalk ist mit 72 Jahren noch nicht zu alt, gebürtiger Bamberger, katholisch, und offenbar für jeden Quatsch zu haben. Kann aber sein, dass ihm die liturgischen Farben für seine Garderobe nicht genug sind. Paul Maar wird genau an diesem Dienstag 85, da muss er sich das nicht mehr antun, aber die Sympathien der Bamberger hätte der Schriftsteller.
Der Oberbürgermeister wird froh sein, wenn er sein aktuelles Amt ohne weitere Affären zu Ende bringt und ist zudem evangelisch, Europaministerin Melanie Huml, politisch die prominenteste Bambergerin, ist zwar katholisch, aber halt eine Frau.
Bleibt nur der Stadtkämmerer. Der gilt ohnehin als der heimliche Chef im Rathaus, mit Geld, Macht und Hierarchien kennt er sich also aus. Und eine Kirche hat er auch schon. Die gehört nicht ihm, sondern der Stadt, das wird in Bamberg allerdings synonym verwendet. Es geht um St. Elisabeth, in der Markus Lüpertz, auch genannt der Malerfürst, acht bunte Fenster gestaltet hat. Spendenfinanziert. Die allerdings bekommt das Kunst- und Kirchenvolk selten zu Gesicht, weil der Innenraum meist verschlossen ist - Diebstahl- und Vandalismusgefahr. Nicht der neuen Fenster wegen, sondern wegen anderer Ausstattung. Es erhob sich Protest, immerhin sind alle Kirchen Bambergs offen zugänglich, sogar der Dom, wenn auch mit Aufsicht. Lästerer munkeln, der Kämmerer wollte einfach keine anderen Leute in sein Kirchlein lassen, aber das ist natürlich nur übler Tratsch. Immerhin gibt es nun einen Kompromiss, an ein paar Tagen ist ein paar Stunden geöffnet. Mit Aufsicht. Soviel Kontrolle wird der Erzbischof, äh, der Kämmerer wohl noch haben dürfen.
