Neue Erkenntnisse zum „Eisprinzen von Mattsies“: Experten hatten 2021 das im Allgäu entdeckte Grab des Jungen aus dem 7. Jahrhundert schockgefrostet, nun ist es von Bamberger Fachleuten untersucht worden. Das teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege am Donnerstag in München mit. Demnach haben die Forscher viele Hinweise auf das Leben des Jungen und auf seine Bestattung erhalten.
Das Grab war 2021 in Tussenhausen im Unterallgäu geborgen worden. Den Kammerinhalt hatten Archäologen mit einer eigens entwickelten Methode schockgefrostet, zur Untersuchung nach Bamberg transportiert und dort wieder aufgetaut. Das Grab befinde sich in einem außergewöhnlich guten Zustand, hieß es damals.
Der Junge habe vermutlich blaue Augen und helles Haar gehabt und sei bis zu seinem Tod im Alter von etwa anderthalb Jahren gestillt worden. Gestorben sei er an einer chronischen Infektion, die sich aus einer Mittelohrentzündung entwickelt habe.
„Der Tod des Jungen dürfte seine regional bedeutende Familie erschüttert haben“, sagte Generalkonservator Mathias Pfeil. Sie habe große Anstrengungen unternommen, um dem Jungen ein Begräbnis zu bereiten, das seinem sozialen Status gerecht geworden sei. In einem ehemaligen römischen Gutshof sei ein Gebäude speziell als Bestattungs- und Erinnerungsraum eingerichtet worden. „Erfahrene Steinmetze erbauten darin eine steinerne Grabkammer, die mit Kalkmörtel abgedichtet wurde - eine bemerkenswerte Leistung, da Steingebäude in dieser Zeit unüblich waren“, so der Generalkonservator.

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Seidenbesätze auf der Kleidung des Jungen deuteten ebenfalls auf einen höheren gesellschaftlichen Status hin, heißt es. Denn Seide habe man damals nur durch Kontakte mit dem Byzantinischen Reich bekommen können. Auch Silberarmringe und silberne Sporen habe der Junge getragen. Hinzu kämen aufwendige Goldverzierungen auf der Lederscheide eines Schwertes, das er getragen habe, und ein Tuch, auf dem ein Kreuz aus zwei Goldblechstreifen aufgenäht gewesen sei. Zudem seien Utensilien gefunden worden, die bei repräsentativen Gastmählern eine Rolle gespielt hätten, etwa eine Holzschale, ein Trinkbecher und Essensreste.
Dass das Gebäude nach der Beisetzung zweimal neu überdacht worden sei, deute darauf hin, dass es über einen längeren Zeitraum als Ort der Totenerinnerung gedient habe, so die Mitteilung.


„Das Landesamt hat mit der Schockfrostung des Kindergrabes im Jahr 2021 Neuland betreten. Die Untersuchungsergebnisse zeigen nun eindrücklich, wie viel Information einem so außergewöhnlichen Grabbefund mit adäquaten Bergungsmethoden und einer intensiven Analyse entlockt werden kann“, sagte Pfeil.