Süddeutsche Zeitung

Bamberg:Domkapitular kann sich angeblich nicht erinnern

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Der unter Missbrauchsverdacht stehende Geistliche aus dem Erzbistum Bamberg bestreitet die Vorwürfe nicht - zugeben will er sie aber auch nicht.

Der unter Missbrauchsverdacht stehender Domkapitular des Erzbistums Bamberg bestreitet die Vorwürfe nicht, räumt sie aber auch nicht ein. Der 63-Jährige, der sich vor Jahren an Internatsschülern sexuell vergangen haben soll, kann sich nach eigenem Bekunden derzeit nicht an die ihm zur Last gelegten Vorfälle erinnern.

Dies sei aus ärztlicher Sicht auf die Stresssituation zurückzuführen, sagte Bistumssprecherin Elke Pilkenroth. Seitdem der Geistliche am 18. Juli mit den Vorwürfen konfrontiert und danach sofort beurlaubt wurde, habe er noch keine eindeutige Stellungnahme abgegeben. "Er bestreitet es nicht, er gibt es aber auch nicht zu", sagte Pilkenroth.

Nach seiner Beurlaubung habe sich der 63-Jährige zunächst in ein Kloster zurückgezogen. Derzeit befinde er sich an einem geheim gehaltenen Ort in psychotherapeutischer Betreuung. Der katholische Priester soll sich zwischen 1976 und 1991 an Knaben eines Bamberger Internats vergangen haben.

Dort war er zunächst als Präfekt, später als Direktor tätig. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war der Geistliche am Mittwoch von seinem Amt als Leiter der Hauptabteilung Pastorales Personal der Erzdiözese zurückgetreten. Ob er weiter Domkapitular bleibt, soll in den nächsten Wochen entschieden werden.

Erste Anschuldigungen gegen den Geistlichen waren bereits im Herbst des vergangenen Jahres beim Bistum bekanntgeworden. Die eingeschalteten Sonderermittler hatten damals aufgrund mangelnder Beweise allerdings keinen Handlungsbedarf gesehen.

Mittlerweile haben sich aber nach Bistumsangaben vier angebliche Missbrauchsopfer gemeldet. Sie hatten unter anderem von sexuellen Übergriffen wie Berührungen im Intimbereich berichtet. Noch am Mittwochabend trafen sich Vertreter des Bistums und der Bamberger Staatsanwaltschaft.

Die Behörde ermittelt derzeit wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen gegen den 63-Jährigen. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Staatsanwaltschaft Anfang kommender Woche. Um Kinder und Jugendliche künftig vor sexuellem Missbrauch an Schulen besser zu schützen, haben katholische Bistümer und die evangelische Landeskirche ihre Zusammenarbeit mit dem Freistaat Bayern zugesagt.

So hätten sie dem Kultusministerium signalisiert, keine Religionslehrer einzustellen, die wegen sexueller Vergehen an Kindern und Jugendlichen vorbestraft sind oder gegen die deswegen ermittelt wird, sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger in München. Grundsätzlich dürfen beide Kirchen selbst entscheiden, welche Geistliche sie als Lehrer einsetzen wollen.

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dpa/ihe/bica
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