Der Storch galt als so gut wie ausgestorben; und so wird dort, wo er auftaucht, zu Recht jubiliert. Seine Rückkehr nach Bayern schreitet dabei so zahlreich voran, dass die storchlosen Gemeinden sich langsam fragen müssen, ob sie nicht irgendetwas verkehrt machen. Daher könnten sie sich in Bamberg nun zur Feier des Tages ein Schlenkerla einschenken: Endlich haben sie wieder einen Vogel. Ein Storchenpaar hat es sich auf einem Dach in Domnähe gemütlich gemacht, laut BR eine "Sensation": Es handele sich um das erste Brüten in der Stadt seit 1900.
Doch damit stellt sich für die storchunerfahrenen Bamberger eine neue Frage: Wie geht der Spaß weiter, jetzt wo er da ist? Anschauungsmaterial der besonderen Art böte da etwa der Blick nach Dinkelsbühl. Auch dort wird man die Rückkehr des Storchs eher nicht so schnell vergessen. 2019 gab es in der Stadt drei Horste, inzwischen sind es gemäß einer Karte des Landesbunds für Vogelschutz 13. Damit haben die Dinkelsbühler einerseits deutlich mehr den Vogel als die Bamberger, andererseits trotzdem nicht mehr Grund zum Feiern. Im Gegenteil häufen sich die Probleme im wahrsten Sinne. Denn das Dach der örtlichen Touristinfo wurde von Störchen "mit scheinbar guter Verdauung" okkupiert, wie ebenfalls der Bayerische Rundfunk jüngst notierte. Seitdem begrüßt Dinkelsbühl seine Gäste mit Tag für Tag vollgekoteten Eingangsstufen.
Und das ist nicht der einzige storchenbedingte Störfall. Schon im vergangenen Jahr hatten sich die Vögel auf dem Schornstein der Touristinfo mit einem Horst breitgemacht. Prompt fielen Äste den Kamin hinunter und lösten einen Kohlenmonoxid-Alarm aus, der das Anrücken der Feuerwehr nötig machte. Ein Stadtbericht vermerkte, dass man zwar versucht habe, mittels Rohr-Konstruktionen den Störchen eine neue Heimat anzubieten, aber diese "ließen sich nichts vorschreiben und bauten drum herum". Dieses Jahr halten schwarz-weiße Kollegen zudem den Schornstein des Kindergartens besetzt, weshalb dort weder Heizen möglich ist noch gibt es heißes Wasser. Dem BR erklärte der Bürgermeister daher bereits seine Kapitulation: "Die Störche haben gewonnen." So gesehen muss man wohl den Bambergern an dieser Stelle neben Glückwünschen auch alles Gute für die Zukunft übermitteln.