Mitten in Bamberg:Wider das eigene Positiv-Image!

Coronavirus - Untere Brücke Bamberg

Menschen stehen bei später Abenddämmerung auf der Unteren Brücke beim Alten Rathaus.

(Foto: dpa)

Den Bambergern geht es wie den Regensburgern: Universität, Welterbe-Titel - und die Gassen werden immer voller. Sehr unangenehm. Was da helfen könnte? An der Regnitz scheint man die Donau sehr genau im Blick zu haben.

Glosse von Olaf Przybilla, Bamberg

Wer Denkmalschützer oder Geschichtswissenschaftler nach der lebenswertesten Stadt in Bayern fragt, nach einer Kommune, die idealtypisch universitären mit unzerstörtem historischen Charme verbindet, der wird wohl auch mal "Passau" zu hören bekommen (oder andere). Weit oben aber dürften Regensburg und Bamberg rangieren. Was kaum verwundern kann: Zwar gibt es inzwischen zehn Orte im Freistaat, die sich mit dem Welterbe-Titel schmücken dürfen - aber eben nur zwei, bei denen das für die gesamte Altstadt gilt.

Nun war Bamberg früher Welterbe als Regensburg, in der öffentlichen Wahrnehmung aber sind die Oberpfälzer den Oberfranken voraus - sei es, weil sie dort Bezirkshauptstadt sind, Papst-City oder einfach doppelt so groß. Im Schatten freilich fühlten sich die Bamberger immer recht wohl. Regensburger Rummel, das tägliche Geflutet-Werden, ein Gefühl, der Gäste nicht Herr zu werden - das wollten sie in Bamberg so nie. Trotzdem scheint es auch dort immer schlimmer zu werden.

Was auffällig ist: Auf dem Höhepunkt des allgemeinen Ansehens waren aus Regensburg plötzlich höchst ungute Nachrichten aus dem Rathaus zu hören (Vorteilsannahme, Gerichtsverfahren) - und das über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg. Gerade so, als wolle sich da eine Stadt aktiv wehren gegen ihr völlig aus dem Ruder gelaufenes Positiv-Image. Und in Bamberg? Schaute man sich das eine Zeit lang an. Dann ging's auch im Bamberger Rathaus los. Alles auf etwas kleinerer Flamme (Untreue, Ermittlungen) - aber auch dort: konsequent unsympathisch.

Zufall? Natürlich. Andererseits kann einen schon das Gefühl beschleichen, als wollten sie in Bamberg gerade systematisch an einem schlechteren Ruf arbeiten. Der Fränkische Tag etwa lässt derzeit Fachleute diverser Fachbereiche zu Wort kommen, die mit Schmackes mal über die eigene Stadt herziehen dürfen. Am eindrucksvollsten bislang: der Kulturgeograf Werner Bätzing. Er ist vor zehn Jahren nach Bamberg gezogen, "damals" habe die Stadt mit einer "Mischung aus Tradition, Universität und Tourismus eine lebendige und weltoffene Atmosphäre" ausgestrahlt, berichtet er. Seither? Sei's bergab gegangen. Er beobachte eine Tendenz zum "Ballermann an der Regnitz".

Ob dergleichen etwas bringt zur allgemeinen Touristen-Abwehr? Wer weiß. Einen Versuch aber ist es in jedem Fall wert.

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