Süddeutsche Zeitung

Kommentar:OB Starke sollte in Würde gehen

Zwei in Rede stehende Strafbefehle für einen Oberbürgermeister, darunter einer wegen Untreue - das ist zuviel für eine Stadt. Der Rathauschef von Bamberg sollte der Stadt einen Dienst erweisen. Und von seinem Amt zurücktreten.

Von Olaf Przybilla

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) wird künftig nicht schamgebeugt durch die Stadt gehen müssen. Aber es ist auch nicht aus der Welt zu schaffen: Er hat nun in kürzester Zeit zwei schwere Keulen hinnehmen müssen. Der erste Strafbefehl wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen war schon etwas für (verwaltungs)juristische Feinschmecker. Der zweite, nun vom Amtsgericht Hof erlassene, ist das ebenso. Beide stellen mitnichten die persönliche Integrität Starkes infrage. Ehrenrührig für ihn als Person sind sie nicht.

Starke hat nicht in die Stadtkasse gegriffen, um sich persönlich zu bereichern. Und er hat nicht zu Ungunsten von Dritten seine Machtposition ausgenutzt. Zur Ironie der Geschichte gehört, dass bei Letzterem eher das Gegenteil der Fall ist. Starke war beteiligt daran, dass Rathausmitarbeiter sehr ansprechend bezahlt wurden. Er hätte also seine Macht eher zugunsten von Mitarbeitern ausgenutzt. Nur halten dies in der Form eben sowohl der Kommunale Prüfungsverband als auch die Regierung von Oberfranken und nun auch die Staatsanwaltschaft für rechtswidrig. Aus guten Gründen.

Ein Chef der Verwaltung darf nicht akzeptieren, wenn Geld angewiesen wird, das offenbar nicht mit verwaltungsmäßigen Vorschriften zu vereinbaren ist. Würde dergleichen nicht unterbunden, wäre Günstlingswirtschaft mit Händen zu greifen. Es ist eben öffentliches Geld, mit dem da Wohltaten verteilt werden. Das muss ein Oberbürgermeister wissen. Zumal ein studierter Jurist wie Starke.

Starke hat auch mit diesem zweiten erlassenen Strafbefehl - egal ob er ihn am Ende akzeptiert oder nicht - nicht seinen Ruf verloren. Er muss nicht fürchten, irgendwo zur persona non grata abgestempelt zu werden.

Aber er muss nun der Stadt Bamberg, die seit mehr als anderthalb Jahren nicht aus den Negativschlagzeilen kommt, die Chance auf einen Neubeginn ermöglichen. Zwei in Rede stehende Strafbefehle für einen OB, der eine sogar wegen Untreue, das ist eindeutig zu viel für eine Stadt. Starke sollte sich einen Ruck geben - und in Würde sein Amt zurückgeben.

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