Umwelt:In Balderschwang streitet man nun über einen Mountainbike-Park

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Der Gelbhansekopf ist ein unauffälliger Grasberg, er wird auch "Wächter von Balderschwang genannt". Ist er bald eine Attraktion für Downhill-Radfahrer? (Foto: LBV)
  • Naturschützer sind alarmiert: In Balderschwang am Oberallgäu plant der Liftbetreiber vom Gelbhansekopf einen Park für Mountainbiker.
  • Balderschwangs Bürgermeister gibt an, mit Naturschutzverbänden zusammenarbeiten zu wollen.
  • Wegen der Vorgeschichte der Skischaukel am Riedberger Horn lassen sich die Naturschützer davon nicht beruhigen.

Von Christian Sebald, München

Die Region um das Oberallgäuer Dorf Balderschwang und das Riedberger Horn kommt nicht zur Ruhe. Nach jahrelangem erbitterten Streit um eine Skischaukel dort gibt es jetzt Wirbel um einen Mountainbike-Park. Er soll am Gelbhansekopf eingerichtet werden, der nur vier Kilometer entfernt ist vom Riedberger Horn. Zwar spielt der Investor, die Bergbahn- und Skilift Balderschwang Betriebs GmbH & Co. KG aus Bad Wörishofen, die am Gelbhansekopf das Balderschwanger Skigebiet betreibt, die Pläne herunter.

Aber die Naturschützer sind alarmiert. "Das Vorhaben ist unfassbar", sagt der Vorsitzende des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Norbert Schäffer. "Nach dem Konzept, das uns vorliegt, soll am Gelbhansekopf ein mindestens 25 Kilometer langes Abfahrtsnetz für Mountainbiker eingerichtet werden. Mit naturverträglichem Tourismus hat das rein gar nichts zu tun."

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Der Gelbhansekopf ist ein unauffälliger Grasberg auf der Südseite des Balderschwanger Tals. Von seinem 1440 Meter hohen Gipfel aus hat man einen sehr guten Blick auf das Dorf. Deshalb nennt man den Berg auch den "Wächter von Balderschwang". Im Sommer sind der Gelbhansekopf und seine Alpen mit den vielen Jungrindern und Kühen ein beliebtes Wanderziel. Die Wege hinauf sind einfach, der Aufstieg dauert keine zwei Stunden und in den urigen Hütten oben am Berg werden deftige Brotzeiten serviert. Im Winter erstreckt sich an den Hängen des Gelbhansekopfs das Balderschwanger Skigebiet mit fast 40 Kilometern Pisten und 13 Liften. Es wurde im Jahr 1962 unter Führung der Familie Fischer eingerichtet, die in Bad Wörishofen eine mittelständische Malereifirma betreibt, und seither immer wieder modernisiert. Im Sommer stehen die Lifte am Gelbhansekopf alle still.

Das soll sich nun offenbar zumindest für den Hauptlift ändern. Sollte der Bike-Park Wirklichkeit werden, werden die Mountainbiker samt Rädern mit ihm auf den Gelbhansekopf hinauffahren und dann die Hänge auf mehr oder weniger anspruchsvollen, in jedem Fall aber eigens dafür ausgewiesenen Wegen und Pfaden hinunter ins Tal donnern können. Diese Art Mountainbiken, das sogenannte Downhill-Fahren, ist ein Trendsport. Die Pläne selbst stehen nach Worten des Investors Albert Fischer erst am Anfang. "Wir haben das Gebiet bisher nur von einem Bike-Park-Profi untersuchen lassen, was man dort alles machen könnte", sagt er. "Ob und was am Ende dabei herauskommt, ist offen. Aber wenn wir investieren, werden wir genau auf einen Ausgleich mit dem Naturschutz achten."

Der Balderschwanger Bürgermeister Konrad Kienle (CSU) gibt sich ebenfalls zurückhaltend. "Mountainbiken hat unglaubliche Zuwachsraten, gerade auch bei uns", sagt Kienle. "Wir müssen etwas tun, um die Freizeitsportler auf Wege zu lenken, wo sie nicht stören, und sie so von sensiblen Bereichen fernhalten." Mit einem Bike-Park könne man den "Andrang kanalisieren". Auch Kienle betont, dass man eng mit den Naturschützern zusammenarbeiten wolle. Den Naturpark Nagelfluhkette, dem Balderschwang angehört, habe man bereits in die Gespräche eingebunden.

Den Landesbund für Vogelschutz und seinen Chef Schäffer beruhigen solche Worte nicht. Ihnen sitzt im Nacken, dass Balderschwang und Obermaiselstein auf Biegen und Brechen die umstrittene Skischaukel am Riedberger Horn durchsetzen wollten - gegen alle naturschützerischen und rechtlichen Vorgaben, die klar gegen das Projekt sprachen. Die Gemeinden setzten sogar durch, dass die Staatsregierung den strengen Naturschutz am Riedberger Horn schwächte, damit sie das Projekt durchziehen können.

Dass die Skischaukel nun doch abgesagt worden ist, liegt einzig daran, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Pläne nach seinem Amtsantritt kassiert hat. Ein gewichtiger Grund dafür dürfte gewesen sein, dass Söder den Landtagswahlkampf nicht mit dem Streit belasten wollte, der weit über Bayerns Grenzen hinaus Aufsehen erregt hatte.

© SZ vom 25.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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